"Strahlemännchen" erfüllt Wünsche krebskranker Kinder

"Strahlemännchen" erfüllt Wünsche krebskranker Kinder
Andere Menschen glücklich machen ist die Lebensaufgabe von Eric und Joanna Junge. Mit ihrem Verein erfüllen sie krebskranken Kindern ihre Herzenswünsche und helfen den Familien dabei, eine schöne Erinnerung mitzunehmen.
15.04.2010
Von Barbara Driessen

Dennis P. litt an einer lebensbedrohlichen Blutkrankheit, als er seinen Herzenswunsch äußerte: Der 15-Jährige wollte einmal in seinem Leben in den Vatikan reisen und dort den Papst treffen. "Ich war noch nie in Rom gewesen, und vom Glauben her war das mein allergrößter Wunsch", erzählt Dennis. Und so wandte sich der Teenager aus Gelsenkirchen an zwei "professionelle Wunscherfüller": an Eric und Joanna Junge aus Finnentrop bei Olpe im Sauerland. Mit ihrem gemeinnützigen Verein Strahlemaennchen.de wollen sie schwerkranken Kindern und Jugendlichen einen Traum verwirklichen.

Wenige Monate später reiste Dennis tatsächlich nach Rom, wo er auf dem Petersplatz eine Privataudienz bei Papst Benedikt bekam. "Meine Unterhaltung mit ihm war zwar nur knapp, er war aber total nett und herzlich", berichtet Dennis noch immer begeistert. Heute, fast drei Jahre später, ist Dennis geheilt, aber an seine Reise nach Rom erinnert er sich noch immer sehr häufig: "Es war einfach ein sehr positives Erlebnis."

"Die Wege nach Rom sind ziemlich verschlungen"

Eine Privataudienz beim Papst zu organisieren war auch für so routinierte Wunscherfüller wie die Junges eine echte Herausforderung: "Die Wege nach Rom sind ziemlich verschlungen", sagt Eric Junge. Glücklicherweise kannte er eine deutsche Ordensschwester im Vatikan, die einen Kontakt zu einem deutschen Pater im Pilgerbüro herstellte. "Und dann mussten wir uns an den Bischof in Essen wenden, der das Ganze befürworten und einen Brief an den Papst schreiben musste, und so kamen wir dann schließlich auf die Einladungsliste", erzählt er.

Ein ähnlich schwierig zu erfüllender Wunsch war auch der Besuch der Allianzarena in München. Denn das Kind, das sich gern dort ein Fußballspiel seines Lieblingsvereins ansehen wollte, war nach einer Hirntumor-Operation querschnittsgelähmt und wurde dauerhaft künstlich beatmet. "Max konnte nicht sitzen und natürlich auch nicht in einem Auto fahren", erzählt Junge. Und so wurde der Zehnjährige in einem geliehenen Krankenwagen in Begleitung zweier Ärzte zum Flughafen gebracht, in einem Ambulanzflugzeug nach München geflogen und von dort in einem Notarztwagen ins Stadion gefahren.

"Es war absolut nicht klar, ob Max das packen würde, denn das war sehr anstrengend", sagt Junge. "Aber er wollte dies unbedingt machen und war die ganze Zeit bestens gelaunt." Auch für Max' Eltern war die Reise nach München sehr wichtig. "Der Besuch in der Arena war etwas, was ihm seine Eltern schon 2005 während eines Urlaubs in Österreich versprochen hatten, als er noch gesund war."

Vom Gastronom zum Wunscherfüller

Angefangen hat alles im Jahr 2000, als Eric Junge für einige Zeit als Taxifahrer einsprang und einen kleinen Jungen regelmäßig zur Strahlentherapie in die Uniklinik nach Köln fuhr. Auf den langen Autofahrten freundete er sich mit David an, der ihn oft mit den Worten begrüßte: "Achtung, ich strahle!". Eric Junge nannte ihn deshalb "Strahlemännchen". Als Junge erfuhr, dass David nicht mehr lange zu leben hatte, fragte er ihn nach seinen Herzenswünschen. Eric Junge half bei der Erfüllung - und besuchte mit David dessen Lieblingsfußballstars beim Training, flog mit ihm im Cockpit eines Flugzeugs nach Malaga und zurück.

Nach Davids Tod wollten Eric Junge und seine Frau auch anderen schwerkranken Kindern ihre Wünsche erfüllen. Und so gaben die Junges ihren Gastronomiebetrieb auf und gründeten Strahlemaennchen.de. Seit 2007 kümmern sie sich hauptamtlich um den Verein. Finanziert wird er durch Spenden aus dem gesamten Bundesgebiet. Dabei kam in den vergangenen fünf Jahren so viel Geld zusammen, dass die Junges nun sogar ein Ferienhäuschen kaufen konnten, in dem kranke Kinder mit ihren Familien zusammen Urlaub machen können.

Die ganze Familie soll dabei sein

Denn den Junges ist es sehr wichtig, dass Eltern und Geschwister bei allen Aktionen immer mit dabei sind und sie sie als Familie gemeinsam erleben. "Wir wollen schöne Erinnerungen für alle schaffen. Entweder das Kind überlebt, dann hat die ganze Familie eine dauerhafte schöne Erinnerung. Oder aber das Kind stirbt, und dann ist es eine schöne gemeinsame Erinnerung für die Eltern, wenn der Schmerz und die Trauer irgendwann etwas nachlassen."

Als ein wunderschönes Erlebnis beschreibt auch die Familie Worms aus Köln ihre Reise mit den Junges nach Disneyland in Paris: "Es war einfach unbeschreiblich schön", sagt Iris Worms, deren Tochter Katharina sich kurz vor der Fahrt einer 22-stündigen Hirnoperation unterziehen musste. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl. "Das kann sich aber noch geben", sagt Iris Worms hoffnungsvoll. "Und wir sparen jetzt ganz doll. Denn wir haben Katharina versprochen: Wenn sie wieder laufen kann, fahren wir noch einmal alle zusammen nach Disneyland."

epd