Viele Tote nach schweren Unruhen in Bangkok

Viele Tote nach schweren Unruhen in Bangkok
Blutige Bilanz in Bangkok: Bei schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind 20 Menschen getötet worden, hunderte weitere wurden verletzt.

Blutiges Wochenende in Bangkok: Bei den schwersten Straßenschlachten seit 18 Jahren sind in der thailändischen Hauptstadt mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen und über 840 verletzt worden. Die Situation eskalierte am Samstag, als Hundertschaften der Polizei und mehrere tausend Soldaten versuchten, die seit vier Wochen anhaltenden Demonstrationen der in rot gekleideten Regierungsgegner aufzulösen. Sie setzten Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein, doch wichen die Menschen nicht zurück.

Als die Folgen der Gewaltaktion deutlich wurden, zog das Militär sich zurück. Am Sonntag besetzten tausende Rothemden die Truppentransporter und Panzer, die die Soldaten bei ihrem hastigen Rückzug zurückgelassen hatten. Die Opfer des Militäreinsatzes bestärkten sie nach Angaben der Anführer in ihrer Entschlossenheit. Sie belagerten wie vor der Konfrontation am Samstag die Phan Fa-Brücke in der Altstadt und das Geschäftsviertel an der Ratchaprasong-Kreuzung, wo sich auch zahlreiche Hotels befinden. "Dies ist eine Volksrevolution", rief einer der Anführer der Protestbewegung UDD, Veera Muksikpong, am Samstagabend. Er forderte Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva erneut zum Rücktritt auf.

Die Szenen in Bangkok glichen zeitweise einem Bürgerkrieg: In der Altstadt und in dem Geschäftsviertel kämpften tausende Soldaten mit Schilden und Gummiknüppeln gegen die Massen der Rothemden. Über die Köpfe hinweg schossen die Fontänen der Wasserwerfer, und die Tränengasgranaten nebelten die Menschen ein. Die Rothemden schleuderten Speere, Granaten und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte. Fünf Soldaten und 15 Zivilisten kamen ums Leben, darunter ein japanischer Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Regierungssprecher wies Vorwürfe zurück, die Soldaten hätten mit scharfer Munition geschossen. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Demonstranten Granatwerfer und Sturmgewehre einsetzten.

Premier denkt nicht an Rückzug

Die Regierung in Bangkok versprach eine unabhängige Untersuchung der Vorgänge. Ein Einlenken schloss sie aus. "Wir sind entschlossen, die Lage so schnell wie möglich zu normalisieren", bekräftigte Regierungssprecher Panitan Wattanayakorn. "Wir haben die Offiziere in die Kasernen zurückbeordert, damit sie sich erholen und für die nächste Operation fit sind, falls es nötig wird." Abhisit denke aber nicht an einen Rückzug, sagte sein Stellvertreter Suthep Thaugsuban. Der Regierungschef habe weiter Rückhalt in der Koalitionsregierung.

Die Demonstranten sind zumeist Anhänger von Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra. Das Militär hatte den Milliardär nach fünf Jahren im Amt 2006 gestürzt. Er feuert die Demonstranten aus dem Exil an und finanziert sie weitgehend.

Das Auswärtige Amt in Berlin empfahl zwar, "Menschenansammlungen und Demonstrationen im allgemeinen weiträumig zu meiden". In den aktuellen Reisehinweisen hieß es aber: "Reisen und insbesondere Flüge nach und von Bangkok sind grundsätzlich weiterhin möglich." Phuket und die Tourismusregionen im Süden seien von den Demonstrationen derzeit nicht betroffen. Neu aufgenommen wurde der Hinweis: "Im Norden des Landes kam es bisher nur zu vereinzelten Protesten, die friedlich verliefen." Eine AA-Sprecherin sagte in Berlin: "Die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes werden laufend aktualisiert und angepasst und spiegeln die derzeitige Lage vor Ort."

dpa