Medienforscher Hachmeister: ARD ist stärker denn je

Medienforscher Hachmeister: ARD ist stärker denn je
Die ARD feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Der Senderverbund ist sogar "stärker denn je", findet Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister. Grund auch: Die Schwäche der Privaten.

Die ARD ist nach Meinung des Medienforschers Lutz Hachmeister im 60. Jahr ihres Bestehens stärker denn je. Der Senderverbund genieße einen starken politischen Rückhalt bei den Ministerpräsidenten, sagte der Direktor des Berliner Instituts für Medienpolitik. Die Politiker seien sehr enttäuscht darüber, "dass sich die Privatsender publizistisch und auch ökonomisch nicht so entwickelt haben wie sie es sich erhofft hatten."

Für die Politiker seien starke Landessender, in denen sie auftreten könnten, wichtig. Die starke Symbiose der ARD-Anstalten mit der Politik sei aber zugleich eine große Gefahr, gegen die die Sender in ihrer täglichen Arbeit ankämpfen müssten, sagte Hachmeister. Der ARD gelinge dies jedoch vor allem in ihren politischen Dokumentationen nach wie vor häufig sehr gut. Im Vergleich zum ZDF sei das Erste "im Zweifel das präzisere, schärfere, politischere Programm".

"Berlin-Schwäche" der ARD

Die föderalistische Struktur des aus neun Landesrundfunkanstalten bestehenden Verbundes sei Vorteil und Nachteil zugleich, sagte der Medienforscher. Auf der einen Seite bringe die Binnenkonkurrenz häufig interessante Formate hervor. Auf der anderen Seite könne die ARD wegen der langwierigen Abstimmungsprozesse meist nicht so schnell auf neue Situationen reagieren wie das ZDF.

Hachmeister wirft der ARD eine große "Berlin-Schwäche" vor. Sie sei wahrscheinlich die einzige große Rundfunkanstalt der Welt, die in der Hauptstadt so schlecht repräsentiert sei. "Die Berliner Republik bildet sich im Programm der ARD nicht wirklich ab", kritisierte er: "Inhaltlich und ästhetisch hat sich das Erste von der Berliner Coolness, die man ja mitunter wirklich antrifft, verabschiedet."

Präsenz im Internet

Dass die ARD im Internet präsent sein muss, steht für den Medienforscher außer Frage, "da man Internet und Fernsehen kaum noch auseinanderhalten kann". Er empfiehlt der ARD allerdings, sich selbst zu beschränken: Sie sollte gezielt wenige starke Angebote machen und "sich vor allem um die Mediathek als Abrufangebot kümmern".

Der Senderverbund ARD wurde im Juni 1950 gegründet: Sechs Landesrundfunkanstalten schlossen sich damals zur Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) zusammen. Heute besteht der Senderverbund aus den neun Landesrundfunkanstalten Bayerischer Rundfunk (BR) , Hessischer Rundfunk (HR), Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), Norddeutscher Rundfunk (NDR), Radio Bremen (RB), Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), Saarländischer Rundfunk (SR), Südwestrundfunk (SWR) und Westdeutscher Rundfunk (WDR). Auch der Auslandssender Deutsche Welle gehört dem Senderverbund an.

epd