Die Bibel - geschenkt (4): Gute Nachricht im rosa Lederlook

Die Bibel - geschenkt (4): Gute Nachricht im rosa Lederlook
Manchmal reicht es schon, den Einband zu ändern, schon wird die Bibel vom verstauben Schinken zu einem attraktiven Buch. Das mögen sich die Verleger bei der Deutschen Bibelgesellschaft gedacht haben, als sie ihre "Gute Nachricht Bibel" im neuen Look herausgaben. Die Lederoptik in sechs verschiedenen Farben macht sie zu einem Hingucker und Anfasser.
06.04.2010
Von Ingo Schütz

Das Projekt ist gelungen: Sympathisch liegt diese Bibelausgabe in der Hand, wie Leder fühlt sich der Einband an. Nach Verlagsangaben ist er dabei strapazierfähig und sogar abwaschbar. Und er ist in verschiedenen Farben erhältlich: Neben Pink gibt es noch Flieder, Orange, Indisch-Rot, Goldgelb und Aquamarin. Innen drin sieht sie freilich der vielfach bekannten Luther-Bibel in ihrer Ausgabe von 1984 sehr ähnlich. Zwei Spalten pro Seite, große Kapitelnummern, hochgestellt die Versziffern, fett gedruckte Zwischenüberschriften.

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Wer genauer hinblickt, erkennt jedoch Unterschiede in der Übersetzung. So heißt es bei Markus 8,36: "Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?" Die Luther-Übersetzung bietet auch in der revidierten Fassung von 1984 noch die berühmte Konjunktivhäufung: "Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?"

Direkt modern wirkt die Übersetzung aber, anders als vom Verlag behauptet, nicht. Dafür ist sie auch dem Originaltext zu sehr verpflichtet. Diesem Ansatz bleibt sie so treu, dass sogar dem Vaterunser der bekannte Schluss ("Denn dein ist das Reich und die Kraft ..."“) fehlt – denn der taucht tatsächlich in den ersten Handschriften des Matthäusevangeliums noch nicht auf. In einer Fußnote ist dieser Umstand aufgeklärt und zusätzlich der im Gottesdienst gebräuchliche Text abgedruckt. Die Gute Nachricht Bibel soll "unverfälscht" sein und die "biblische Botschaft exakt, klar und zuverlässig zum Ausdruck" bringen. Das geht aber nur, wenn man Abstriche bei der Lesbarkeit macht.

Wenn der Papst das wüsste...

Hinter dieser Bibelausgabe, die natürlich auch als Hardcover zu haben ist, steckt ein spannendes Projekt. Erstmals, so der Verlag, haben hier katholische und evangelische Fachleute sowie Personen aus dem freikirchlichen Bereich gemeinsam an der Übersetzung gearbeitet. Dabei hatten offenbar die protestantischen Bearbeiter die Nase vorn. Bei der reformatorischen Kernbibelstelle Römer 3,28 kommt es zum Schwur.

Luther übersetzt im Römerbrief so: "So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Das Wörtchen "allein" (lateinisch sola) hat er dabei einfach so eingefügt, obwohl es im originalen Griechisch gar nicht steht. Während nun die andere große ökumenische Übersetzung, die Einheitsübersetzung, auf das "allein" verzichtet, kommt es in der Guten Nachricht Bibel wieder vor: "Allein aufgrund des Glaubens nimmt Gott Menschen an ...".

Zahlreiche Hintergrundinfos

Wer sich in diesem Sinne für ein tieferes Verständnis der Bibel interessiert, dem sind auch die zahlreichen Querverweise und Anmerkungen zur Übersetzung dienlich. Der Anhang mit einem Nachwort zur Übersetzung, Sacherklärungen, Stichwortverzeichnis und vielem mehr ist erfreuliche 104 Seiten stark, was die Bibel mit Altem und Neuem Testamenten aufgrund des dünnen Papiers aber nicht dicker als drei Zentimeter macht. Und das, obwohl auch die Apokryphen - die Spätschriften des Alten Testaments, die nicht zum eigentlichen Bibeltext gehören - mit aufgenommen wurden.

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Fazit

Absolut zu empfehlen ist diese Bibel vor allem für Menschen, die keine Angst vor Herausforderungen biblischer Texte haben und sich von Randnotizen nicht abschrecken lassen. Durch ihr dezentes und schlankes Auftreten kann man sie leicht überall hin mitnehmen. Im Schwimmbad und in der S-Bahn kann man sie lesen, ohne gleich Blicke auf sich zu ziehen. Vorsicht ist freilich bei den dünnen Seiten angesagt - einen Regenschauer oder Saftspritzer wird sie nicht gut überstehen.

Leseprobe

"Wenn ihr betet, dann tut es nicht wie die Scheinheiligen! Sie beten gern öffentlich in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von allen gesehen werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn schon kassiert. Wenn du beten willst, dann geh in dein Zimmer, schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen. Wenn ihr betet, dann leiert nicht Gebetsworte herunter wie die Heiden. Sie meinen, sie könnten bei Gott etwas erreichen, wenn sie viele Worte machen. Ihr sollt es anders halten. Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet.

So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel! Mach deinen Namen groß in der Welt. Komm und richte deine Herrschaft auf. Verschaff deinem Willen Geltung, auf der Erde genauso wie im Himmel. Gib uns, was wir heute zum Leben brauchen. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir allen vergeben haben, die an uns schuldig geworden sind. Lass uns nicht in die Gefahr kommen, dir untreu zu werden, sondern rette uns aus der Gewalt des Bösen.

Wenn ihr den andern vergebt, was sie euch angetan haben, dann wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben." (Matthäus 6,5-14)

 

Bewertung

 

       Originalität    

       Lesbarkeit     

       Cool-Faktor   

       Handgepäck  

       Grafik           

       Inhalt            

 

Bestellinformationen

Preis: 19,90 Euro

ISBN: 978-3-438-02900-3 (Einband in pink)

Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft

etwa 1.500 Seiten

 


 Ingo Schütz ist Diplom-Theologe und angehender Pfarrer.