Hildesheimer Altbischof Homeyer gestorben

Hildesheimer Altbischof Homeyer gestorben
Der langjährige katholische Bischof von Hildesheim, Josef Homeyer, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Er prägte maßgeblich das gemeinsame Sozialwort der Kirchen aus dem Jahr 1997 mit.

Homeyer erlag am Dienstagmorgen überraschend den Folgen einer Operation, wie die Diözese mitteilte. Er stand von 1983 bis 2004 an der Spitze des Bistums. Zu seinen besonderen Anliegen gehörten neben der Sozialpolitik die Versöhnung mit den Völkern und Religionen Osteuropas sowie die Partnerschaft mit Bolivien. Zudem widmete er sich der Jugendarbeit und galt als Förderer der Philosophie. Von 1993 bis 2006 war Homeyer Präsident der Kommission der katholischen EU-Bischofskonferenzen (ComECE).

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, würdigte Homeyer als großen "Seelsorger und Brückenbauer". "Wir dürfen heute von seiner Aufbauarbeit profitieren", erklärte der Freiburger Erzbischof. "Seine Großzügigkeit, seine Hingabe, sein Humor und sein starker Wille haben alle beeindruckt." Homeyer habe für die Sozialverkündigung der Kirche eingestanden und sei Gesprächspartner vieler Politiker und Wirtschaftsführer gewesen.

"Bischof, Europäer und Freund"

Homeyers Nachfolger Norbert Trelle, der seit Februar 2006 amtiert, zeigte sich tief erschüttert und würdigte den Verstorbenen als "Bischof, Europäer und Freund". Wie nur wenige seiner Vorgänger habe er das Bistum Hildesheim geprägt. Die Diözese wurde im Jahr 815 durch Kaiser Ludwig den Frommen gegründet. Sie umfasst heute den östlichen Teil Niedersachsens zwischen Göttingen und Cuxhaven sowie den nördliche Teil Bremens. Zum Bistum, in dem 435 Priester arbeiten, gehören rund 630.000 Katholiken in 211 Gemeinden.

Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Friedrich Weber, würdigte Homeyer als herausragenden Repräsentanten der römisch-katholischen Kirche. Vor allem sein nachdrücklicher Einsatz für den sozialen Frieden in Deutschland und die Verständigung mit den Menschen und Völkern in Osteuropa verdienten größten Respekt, erklärte der braunschweigische Landesbischof.

Weber: Sozialwort aktualisieren

Weber hob auch Homeyers Mitwirkung am gemeinsamen Sozialwort der evangelischen und katholischen Kirche "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" von 1997 hervor. Damit hätten die Kirchen sehr klar ihre gemeinsame Verantwortung für das Gemeinwohl wahrgenommen. Das Dokument sei darüber hinaus ein Zeichen gelungener Ökumene. Weber, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist, erneuerte den Vorschlag, dieses Papier zu aktualisieren.

Homeyer war Sozialexperte der Deutschen Bischofskonferenz. Das am 28. Februar 1997 veröffentlichte ökumenische Dokument erteilte neoliberalen Tendenzen eine klare Absage. Das Gemeinwohl, der Blick auf die Armen, eine Reform des Sozialstaates und die Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft standen im Mittelpunkt.

"Hervorragende Ökumene"

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers äußerte sich dankbar für das "hervorragende ökumenische Miteinander", das Homeyer ermöglicht habe. "Bischof Homeyer war für uns immer ein sehr wichtiger und stets geschätzter Gesprächspartner", erklärte der stellvertretende Landesbischof Hans-Hermann Jantzen. Herausragend sei dabei das gemeinsame Engagement bei der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover gewesen.

Bis zu seiner Berufung in die niedersächsische Diözese war der Geistliche zwölf Jahre lang Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz. Geboren wurde er im nordrhein-westfälischen Harsewinkel. Ursprünglich wollte der Bauernsohn eine Familie gründen, doch es kam ganz anders: "Gott hat konkret in mein Leben hineingefunkt und meine Pläne völlig durch einander gebracht", sagte Homeyer.

Stellungnahme zu Missbrauchsdebatte

Auch in der aktuellen Debatte um sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche bezog Homeyer eindeutig Stellung. "Aus heutiger Sicht haben wir die Vorwürfe zu wenig ernst genommen und die Tragweite der weiteren Entwicklungen eindeutig unterschätzt", sagte er im Februar. "Ich bedaure dies zutiefst."

Die Trauerfeier für Homeyer findet am 10. April in der Hildesheimer Sankt-Godehard-Basilika statt, wo der Verstorbene anschließend auch bestattet wird. Am Dienstag wurde der Leichnam dort im offenen Sarg aufgebahrt, um den Gläubigen die Möglichkeit zu geben, sich von dem Verstorbenen zu verabschieden. Im Jahr 2015 sollen die sterblichen Überreste Homeyers in die neue Bischofsgruft des bis dahin renovierten Hildesheimer Doms überführt werden.

Die Pressemitteilung des Bistums Hildesheim zum Tod von Josef Homeyer finden Sie hier.

epd/dpa