Als Beispiel nennt der Werberat einen Fernsehsender, der auf Großflächenplakaten für eine neue Sendung warb, deren Hauptperson ein Serienkiller ist. Auf den Plakaten sah man ihn lächelnd, mit Blutspritzern im Gesicht und den Texten "Keine Angst. Der will nur töten" und "Du sollst nicht töten. Lass ihn das machen". Dies wurde wegen Gewaltverharmlosung kritisiert. Darüber informierte der Werberat den Sender, der daraufhin die Werbung einstellte.
Wegen Frauendiskriminierung wurden 2009 erneut am häufigsten Werbeanzeigen und Spots kritisiert. Erstmals seit Jahren ging der Anteil jedoch zurück, von 42 Prozent im Jahr 2008 auf 35 Prozent. Insgesamt beurteilte der Werberat im zurückliegenden Jahr 255 Kampagnen, etwas weniger als im Vorjahr (264). 54 Unternehmen stellten nach der Kritik ihre Werbung ein, achtmal wurde eine kritisierte Reklame verändert. Siebenmal und damit einmal weniger als 2008 erteilte der Werberat eine öffentliche Rüge, weil das Unternehmen zu keiner Änderung an der Anzeige bereit war.
Frauenfeindlichkeit
"Es gab erneut durchaus krasse Grenzüberschreitungen, aber die Wirtschaftskrise führte nicht zu einem Anstieg von beanstandenswerter Werbung", bilanzierte Werberats-Vorsitzender Hans-Henning Wiegmann.
Aktuell erhielt die sauerländische Firma Mester Kunstbaue eine öffentliche Rüge. In einer Anzeige in der Zeitschrift "Wild und Hund" ist eine nackte rothaarige Frau auf einer Betonröhre zu sehen. Darunter steht der Slogan: "Jäger stehen drauf, Füchse sowieso". Dieses demütigende Bild einer Frau verstoße gegen den Grundsatz der Diskriminierung.
Der Werberat kritisierte auch eine Prospektbeilage von Karstadt. Als Werbung für Computerspiele wurde das Dekolleté einer Frau gezeigt mit dem Spruch: "Größe zählt". Ebenso beanstandete der Werberat Etiketten mit Kindercomics auf Alcopop-Getränken. Die Comics suggerierten, dass es sich um ein Erfrischungsgetränk für Kinder ohne Alkohol handele, so das Gremium. Sowohl Karstadt als auch der Getränkehersteller zogen die kritisierte Werbung zurück.
186 abgelehnte Beschwerden
In 186 Fällen folgte der Werberat der Kritik der Verbraucher nicht. So beschwerte sich ein Mann über einen Fernsehspot für einen Pudding mit einer Comic-Kuh, die den Namen Paula trug. Die Verwendung eines Frauennamens für eine Kuh sei diskriminierend, meinte der Beschwerdeführer. Dieser Ansicht folgte der Werberat nicht.
Seit Mai 2009 bietet der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) zudem eine Vorprüfung für Werbekampagnen an. Ungefähr 80 Prozent der deutschen Alkoholhersteller machten von dem Angebot 2009 Gebrauch. Weitere Zahlen wollte Wiegmann nicht nennen.
Beim Deutschen Werberat kann jeder Bürger Beschwerde einlegen. Das 1972 gegründete Gremium wird vom ZAW getragen, dem 40 Verbände der werbenden Firmen, Agenturen, Medien, Forschung und Berufsgruppen angehören.
epd