Maserati: Spätrömischer Streitwagen für das Soziale

Maserati: Spätrömischer Streitwagen für das Soziale
Mit einem sportlichen, prestigeträchtungen und nicht ganz billigen Dienstwagen hat der Geschäftsführer der Treberhilfe Berlin für Aufsehen gesorgt. Dann beugte sich Harald Ehlert dem Druck - eher unfreiwillig. Er ist doch so sozial.
23.02.2010
Von Hanno Terbuyken

"Sozialmaserati" hat Harald Ehlert seinen Dienstwagen getauft. Der erste seiner Art in Deutschland! Harald Ehlert ist hoffentlich auch der erste seiner Art – und der einzige. Ein Geschäftsführer einer gemeinnützigen GmbH, der sich von den Gewinnen seines sozialen Unternehmens einen Maserati leistet? Dreister geht's wohl kaum. Sozialprojekte, Sozialwohnungen, Sozialmaserati – eines dieser Dinge passt nicht zu den anderen.

Und keiner hat's gemerkt, bis Ehlert – oder ein Chauffeur, so genau weiß man das nicht – in die Fotofalle der Polizei geraten ist. Und weil nicht zu erkennen war, wer denn nun die italienische Rennkarosserie auf unerlaubte Geschwindigkeiten beschleunigt hat, sollte Ehlert ein Fahrtenbuch führen. Da hat er sich geweigert, der Harald, schließlich kann man einen Wirtschaftsmann wie ihn nicht dazu zwingen, so etwas niederes wie ein Fahrtenbuch zu führen. Da könnte man ja nachlesen, wo er überall so hinfährt mit dem Sozialmaserati!

Und überhaupt: Die Treberhilfe ist ein "Social-Profit-Unternehmen", Teil einer Branche, die 190 Milliarden Euro im Jahr umsetzt, sagt der Harald. Der Sozialmaserati ist also eine logische Folge des Sozialprofits. Wer hart arbeitet und etwas leistet, sagt der Sozialharald, muss auch einen anständigen Sozialdienstwagen haben.

Na dann los. Sozialaudis für jede mobile Kinderkrankenpflege, zahlen die Sozialkrankenkassen sicher gerne. Sozialmercedes für Altenpfleger sind sicher auch drin, da freuen sich die Angehörigen, die sind doch auch sozial. Sozialferraris für Hartz-IV-Empfänger ließen sich doch sicher auch bereitstellen – ach halt, die leisten ja nix, die kriegen ja nur, darum gibt's für die nur Sozialhilfe statt Sozialmaseratis. Und Guido Westerwelle hat uns ja kürzlich mal wieder beigebracht, dass Arbeit sich lohnen soll, sonst verfallen wir alle in spätrömische Dekadenz. Sozialdekadenz nämlich, und der Harald vorne weg.

Dass sein Sozialmaserati aber als Asozialmaserati rüberkommt, damit hat Sozialinvestor Harald Ehlert nicht gerechnet. Jetzt gibt er klein bei: Fahrtenbuch will er doch führen, hat er gesagt, und das Auto kurvt ab sofort als "Transparenz-Mobil" durch Berlin, als Sozialtaxi sozusagen. Der Gerichtstermin ist damit hinfällig. Da hätte Sozialharald ohnehin verloren. Denn er wäre nicht vor dem Sozialgericht gelandet, sondern vorm Verwaltungsgericht. Und da bleibt für Sozialleistungen à la Harald Ehlert wenig Platz.


 

Hanno Terbuyken ist Redakteur bei evangelisch.de, zuständig für die Ressorts Gesellschaft und Wissen, und schreibt das Blog "Angezockt".