Leere Länder im Osten, viele Rentner überall

Leere Länder im Osten, viele Rentner überall
Die Bevölkerung in Deutschland schrumpft und altert im Osten deutlich schneller als im Westen. In den neuen Bundesländern werden im Jahr 2060 rund 37 Prozent weniger Menschen leben als 2008. In den westlichen Flächenländern werden es voraussichtlich 19 Prozent weniger sein, in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen beträgt das Minus nur 12 Prozent. Das geht aus Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurden.

"Besonders schnell wird diese Entwicklung in den kommenden zwei Jahrzehnten voranschreiten", heißt es in der Mitteilung der Statistiker. "Bereits um 2030 wird die Bevölkerungszahl in den neuen Ländern um 15 Prozent niedriger sein als heute und jeder dritte Einwohner wird 65 Jahre oder älter sein." Der Bevölkerungsschwund im Osten hat aber auch noch einen anderen Effekt: Die Zahl der erwerbsfähigen Menschen wird massiv sinken. Erwerbsfähig sind der Statistik zufolge alle Menschen zwischen 20 und 64 Jahren. Von denen wird es 2060 in den ostdeutschen Ländern (ohne Berlin) nur noch vier Millionen geben - heute sind es noch acht Millionen.

50 Prozent weniger Erwerbsfähige - das trifft aber nur auf den Osten zu. Insgesamt wird die Zahl in Deutschland den Prognosen nach von 49,7 Millionen (2008) auf 32,6 Millionen (2060) sinken. Davon leben dann 26 Millionen in den alten Flächenländern, 4 Millionen in den neuen Bundesländern und 2,6 Millionen in den Stadtstaaten.

Immer mehr Rentner kommen auf einen Erwerbstätigen

Auch der Anteil der Rentner wird sich im Vergleich zu den Erwerbsfähigen stark erhöhen. Auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter kommen in den neuen Ländern im Jahr 2060 danach rund 74 Rentner, 2008 waren es nur 37. In den westlichen Flächenländern wird dieser sogenannte Altenquotient 2060 rund 66 betragen, und damit doppelt so hoch sein wie 2008. In den Stadtstaaten steigt er im Vergleichszeitraum den Berechnungen zufolge von 30 Rentner pro 100 Erwerbsfähige auf 70 Rentner pro 100.

Weniger Erwerbsfähige, mehr Rentner - die Prognosen fliegen tief beim Statistischen Bundesamt. Auch die Gesamtbevölkerung wird weniger geworden sein. Lebten 2008 insgesamt noch 82 Millionen Menschen zwischen Flensburg und München, werden es es der Prognose zufolge 2030 nur noch 77,3 und 2060 sogar nur noch 64,5 Millionen Menschen sein. Von diesen wohnen dann 51,2 Millionen in den westlichen Flächenländern - fast 12 Millionen weniger als 2008. Die östlichen Bundesländern sind dann noch das Zuhause für 8,2 Millionen Menschen, nach 13 Millionen im Jahr 2008 - noch mehr Platz für brandenburgische Wölfe. Die Stadtstaaten zählen 2060 voraussichtlich noch 5,1 Millionen Einwohner, nur 0,8 Millionen weniger als im Ausgangsjahr 2008.

Zuwanderung mit berücksichtigt

Die Zahlen entsprechen einer der beiden Varianten der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung nach Ländern des Statistischen Bundesamtes. Bei der anderen Variante verläuft die Entwicklung etwas langsamer, aber nicht wesentlich anders. Der einzige Unterschied: Das Statistische Bundesamt rechnet darin mit einer höheren Zuwanderungsrate, wodurch der Bevölkerungsschwund etwas abgebremst wird. Im hier beschriebenen Szenario liegt das so genannte Außenwanderungssaldo - platt gesagt: die Netto-Zuwanderung - bei 100.000 Menschen, bei der zweiten Variante sind es 200.000 Zuwanderer.

Beiden Szenarien liegen ansonsten aber die gleichen Annahmen zugrunde: Eine annähernd konstante Geburtenrate von 1,4 Kindern je Frau und eine Zunahme der Lebenserwartung bei Jungen um etwa acht und bei Mädchen um rund sieben Jahre bis 2060. Zusammen markieren die beiden Varianten die Grenzen eines Korridors, in dem sich die Veränderungen bei Fortsetzung der aktuellen demografischen Entwicklung vollziehen dürften.

han/dpa