Neue Risiken und unbekannte Zukunftschancen

Neue Risiken und unbekannte Zukunftschancen
In Nordrhein-Westfalen engagiert sich etwa jeder dritte Jugendliche ehrenamtlich (36 Prozent). Bei der Vorlage des neunten Kinder- und Jugendberichts der Düsseldorfer Landesregierung betonte Generationenminister Armin Laschet (CDU) die Bedeutung des Ehrenamtes für die Integration. Man sei dem Ziel, "jedem jungen Menschen unabhängig von seiner Herkunft den sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg zu ermöglichen", in den vergangenen fünf Jahren schwarz-gelber Koalition an Rhein und Ruhr "ein deutliches Stück näher gekommen". Laschet lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit der Verbände, Vereine und Jugendorganisationen.
08.02.2010
nrw.evangelisch.de

 

Im Vergleich zum letzten Bericht vor fünf Jahren habe sich die Situation bei der beruflichen Ausbildung verbessert, sagte Laschet. Die Zahl der Ausbildungsplätze im bevölkerungsreichsten Bundesland sei Jahr für Jahr gestiegen. 2008 habe sie bei insgesamt 315.206 gelegen.

Ein Schwerpunkt der Jugendpolitik der vergangenen fünf Jahre war die Stärkung der außerschulischen Bildungsorte. Laschet: "Bildung ist mehr als nur ein Schulfach. Der Grad der Bildung lässt sich nicht alleine an Noten ablesen. Vielmehr ist Bildung die Fähigkeit, selbstverantwortlich zu handeln und eigene Interessen wahrzunehmen. Bildung schafft ein Bewusstsein dafür, dass man ein Recht und die Chance hat, sich selbst zu verwirklichen."

Bildungsauftrag für Kinder- und Jugendarbeit

Mit diesem Verständnis komme den Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit und den Jugendverbänden eine neue Bedeutung zu. Sie müssen selbständig einen Bildungsauftrag erfüllen und sich einbringen in die Bildungslandschaft vor Ort. Dieser neuen Rolle entspreche auch der Förderschwerpunkt des Kinder- und Jugendförderplans der vergangenen fünf Jahre. "Wir haben bewusst mehr Geld in leistungsfähige Strukturen der verbandlichen, offenen, kulturellen und internationalen Jugendarbeit investiert, um sie als eigenständige Bildungsorte zu stärken", so Laschet.

Ein besonderes Augenmerk hat die Jugendpolitik der letzten fünf Jahre auf Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte gelegt. In einer Zeit, in der Bildung zu einem immer höheren und wichtigen Gut werde, sei die Frage von schulischem Erfolg oder Misserfolg gerade für sie von grundlegender Bedeutung. "Wir wollen allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft bestmögliche Chancen für einen Aufstieg und die Verwirklichung ihrer Lebensträume bieten. Das geht nur über aktive Integration und optimale Bildungschancen von Anfang an", so Laschet.

Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte fördern

Deshalb habe die Landesregierung die frühkindliche Bildung und Betreuung (rund 1,3 Milliarden Euro), die Sprachförderung (rund 30 Millionen Euro), die Ganztagsangebote an Schulen (29,1 Prozent der Schülerinnen und Schüler des Primarbereichs und der Sekundarstufe I besuchen eine Ganztagsschule) und die Schulsozialarbeit (das Schulministerium fördert 1.100 Fachkräfte der Schulsozialarbeit zusätzlich zu den kommunalen Schulsozialarbeitern) maßgeblich gestärkt. Daneben seien gerade die Einrichtungen der Jugendarbeit, vor allem die offenen und kulturellen Angebote, besonders geeignet, sozial benachteiligten Jugendlichen und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte in ihren Stärken wahrzunehmen und zu fördern. Der Schlüssel zum Bildungserfolg liege hier vor allem in Kooperationen zwischen Schule und außerschulischen Bildungsangeboten in den 40 von der Landesregierung initiierten regionalen Bildungsnetzwerken.

Neben dem Schwerpunkt der Bildungsförderung stellte Minister Laschet als weitere Schwerpunkte der Jugendpolitik der Landesregierung die Förderung der Teilhabe der Jugendlichen an sozialen wie ökonomische Ressourcen und an gesellschaftlichen Prozessen heraus: "Wichtig ist uns als Landesregierung, dass wir die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit nicht nur für, sondern mit den Jugendlichen gestalten." Laschet verwies in diesem Zusammenhang auf die Kinder- und Jugendparlamente, die in 31 Kommunen die Lebenswelt gestalten und auf den "Expertenbeirat" im "Pakt mit der Jugend", in den Laschet im vergangenen Jahr 17 junge Menschen aus den Jugendverbänden als seine persönlichen "Experten" berufen hat.

Fazit fällt positiv aus

Neben diesen positiv unterstützenden Elementen stellt der Bericht auch die wichtige Schutzfunktion der Kinder- und Jugendhilfe deutlich heraus. "Kinderschutz, Jugendmedienschutz, umfassende Präventionsansätze und Extremismusbekämpfung sind weitere Themen, in denen die Landesregierung angesichts zum Teil erschreckender Gefährdungen junger Menschen konsequent gehandelt hat", so der Jugendminister.

Laschets Fazit nach fünf Jahren Jugendpolitik fällt insgesamt positiv aus: "Die Situation der Jugend hat sich auch in den letzten Jahren weiter stark gewandelt. Sie ist geprägt von neuen Risiken, aber auch bisher unbekannten Zukunftschancen. In diesem Umfeld allen Jugendlichen neue Chancen zu eröffnen, war eine Herausforderung, die wir engagiert und erfolgreich angenommen. Ich danke allen, vor allem den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den bewährten Profis in den Jugendorganisationen, für ihr Engagement und ihre Unterstützung. Gemeinsam haben wir viel für die Jugend in unserem Land bewirkt."

In Nordrhein-Westfalen leben rund 3,17 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Der Kinder- und Jugendbericht wird jeweils zum Ende einer Legislaturperiode von der Landesregierung erstellt und beschreibt die Entwicklungen und Leistungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe in einem fünfjährigen Berichtszeitraum. (mit epd-Material)

Der komplette Kinder- und Jugendbericht