Jeder Fünfte hat einen Migrationshintergrund

Jeder Fünfte hat einen Migrationshintergrund
Etwa ein Fünftel der in Deutschland lebenden Menschen sind seit 1950 zugewandert oder Nachkommen von Zuwanderern. Sie sind schlechter ausgebildet und stehen auf dem Arbeitsmarkt schlechter da. Zwei Drittel haben selbst erlebt, wie es sich anfühlt, nach Deutschland einzuwandern. Im Schnitt sind die Menschen mit Migrationshintergrund auch deutlich jünger.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, ist der Anteil der Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund in den vergangenen Jahre leicht gestiegen. Nach Berechnungen auf Basis des Mikrozensus hatten 2008 rund 19 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. 2007 lag dieser Anteil bei 18,7 Prozent, 2005 bei 18,3 Prozent. Für den Anstieg nennen die Statistiker zwei Gründe: Gegenüber 2007 sei die Bevölkerung mit Migrationshintergrund durch Zuzug und Geburten um 155.000 Menschen angewachsen. Gleichzeitig sei die übrige Bevölkerung um 277.000 Menschen auf 66,6 Millionen zurückgegangen.

Gut die Hälfte hat deutschen Pass

Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen "alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil", lautet die offizielle Definition des Statistischen Bundesamtes. Zwei Drittel von ihnen - 10,6 Millionen - haben selbst die Erfahrung gemacht, nach Deutschland einzuwandern. Diese 10 Millionen teilen sich ziemlich genau zur Hälfte in Ausländer und Deutsche auf, vornehmlich Spätaussiedler und ihre Familien.

Von den insgesamt 15,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund waren 2008 etwa 7,3 Millionen Ausländer (8,9 Prozent) und rund 8,3 Millionen (10,1 Prozent) hatten einen deutschen Pass. Europa (einschließlich der Türkei) ist für die Zuwanderung nach Deutschland besonders bedeutsam: Aus europäischen Ländern stammen 78 Prozent der 14,3 Millionen nach ihren Wurzeln zuordbaren Menschen mit Migrationshintergrund. Die meisten - gut 2,9 Millionen - kommen aus der Türkei, dicht gefolgt von den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion mit zusammen knapp 2,9 Millionen, Polen mit 1,4 Millionen und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens mit 1,3 Millionen.

Jünger und schlechter ausgebildet

Zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gibt es laut Bundesamt deutliche Unterschiede bei einigen sozialen Statistiken. So seien Menschen mit Migrationshintergrund deutlich jünger als jene ohne Migrationshintergrund (34,4 gegenüber 45,3 Jahre) und leben den Angaben nach häufiger in den westdeutschen Bundesländern oder in Berlin (96 gegenüber 81,3 Prozent). 14,2 Prozent von ihnen hätten keinen allgemeinen Schulabschluss, 44,3 Prozent sogar keinen beruflichen Abschluss. Die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund schneidet da besser ab: Dort sind nur 1,8 Prozent ohne Schulabschluss, und knapp 20 Prozent haben laut Bundesamt keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Auch bei den Arbeitsplätzen schneiden die Menschen mit Migrationshintergrund schlechter ab: Sie sind im Alter von 25 bis 65 Jahren nahezu doppelt so häufig erwerbslos wie Menschen ohne Migrationshintergrund (12,4 Prozent gegenüber 6,6 Prozent aller Erwerbspersonen) und gehen deutlich häufiger ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung wie einem Minijob nach (13,7 Prozent gegenüber 9,0 Prozent).

epd/han