Auschwitz-Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen

Auschwitz-Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen
Diebe haben in der Nacht zum Freitag vom Eingangstor zum Stammlager des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz den metallenen Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen. Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur. Es wurde spekuliert, die Diebe hätten den Träger mit den Buchstaben möglicherweise auf Bestellung abmontiert.

Der Schriftzug "Arbeit macht frei", der über den Toreinfahrten zahlreicher Konzentrationslager angebracht wurde, gilt als zynisches Symbol für die Gräueltaten der Nazis, die Millionen von Menschen ermordeten. Nach ersten Ermittlungen waren die mindestens zwei bis drei Diebe in Auschwitz in der Nacht zwischen 03.00 und 05.00 Uhr zur Tat geschritten. Die Täter seien gut vorbereitet gewesen und hätten gewusst, wie man auf das Gelände gelangen und das Symbol abnehmen könne, sagte der Sprecher der Gedenkstätte Jaroslaw Mensfelt: "Das hat jemand getan, der gut wusste, was er will."

Die Täter hätten die Konstruktion mit dem Schriftzug abmontiert, ihre Beute durch eine Lücke im Zaun geschafft und dort in ein Transportauto geladen, sagte ein Polizeisprecher. Die Spürhunde hätten an dieser Stelle die Witterung verloren. Laut polnischem Fernsehen TVP könnte es sich um Diebstahl auf Bestellung gehandelt haben. Museumswächter hätten am Morgen den Diebstahl bemerkt, sagte Sprecher Mensfelt. Inzwischen wurde eine Kopie der Original-Tafel angebracht, die während Renovierungsarbeiten angefertigt worden war.

Die Gedenkstätte Auschwitz hat eine hohe Belohnung für Hinweise auf die Diebe ausgesetzt. Für Informationen, die bei der Suche nach der historischen Aufschrift helfen, habe Museumsdirektor Piotr M. A. Cywinski 100.000 Zloty (rund 24.000 Euro) versprochen, teilte ein Museumssprecher am Freitagabend mit. Vorher hatten der Polizeipräsident der Woiwodschaft Kleinpolen 5.000 Zloty und Sicherheitsfirma Art-Security Group 10.000 Zloty zur Verfügung gestellt.

Vorfall ist "bedauerlich und peinlich"

Der dreiste Diebstahl löste in Polen eine Welle der Empörung aus. Der Vorsitzende der zweiten Parlamentskammer des Senats, Bogdan Borusewicz, bezeichnete den Vorfall als "bedauerlich und peinlich". Er hoffe, dass die historische Tafel nicht zerstört werde, sagte der Politiker dem polnischen Rundfunk. Dieser "Akt des Vandalismus" sei ohne Beispiel, sagte der für den Schutz historischer Gedenkstätten zuständige Minister Andrzej Przewoznik. Entrüstet zeigte sich Vize-Außenminister Andrzej Kremer. Für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen können, wurde eine Belohnung von 5.000 Zloty (rund 1.200 Euro) ausgesetzt.

Die Außenminister von Deutschland und Polen haben den Diebstahl verurteilt. Der polnische Ressortchef Radoslaw Sikorski sagte nach einem Treffen am Freitag in Berlin: "Es ist etwas Kriminelles, was passiert ist. Wir hoffen sehr, dass die Täter unverzüglich festgenommen werden." Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) fügte hinzu: "Das ist eine schändliche Tat, die verfolgt werden muss."

Der jetzt gestohlene Schriftzug "Arbeit macht frei" war etwa ein halbes Jahr nach der Gründung des Lagers im Juni 1940 auf deutschen Befehl von polnischen Häftlingen angefertigt worden. Auschwitz liegt zwischen den polnischen Städten Krakau und Kattowitz. In dem dortigen Lager und im zwei Jahre später gegründeten Vernichtungslager im benachbarten Birkenau ermordeten die Nationalsozialisten mehr als 1,1 Millionen Menschen. Die meisten der Opfer waren Juden aus dem von Deutschland besetzten Europa.

dpa