Das Minarett-Referendum in der Schweiz hat eines deutlich gemacht: Interreligiöser Dialog ist mehr als eine Beschäftigung für weltfremde Akademiker. Wie Christen und Muslime zusammen leben können, ist ein wichtiges Thema beim diesjährigen "Parlament der Weltreligionen", das bis Mittwoch im australischen Melbourne tagt.
Die Organisatoren der weltweit größten interreligiösen Veranstaltung sprechen von rund 8.000 Teilnehmern aus 80 Ländern, rund 30 verschiedene Glaubensrichtungen sind vertreten. Alle fünf Jahre werden nicht nur religiöse, sondern auch andere globale Themen wie Umwelt, Armut, Frauenrechte und sozialer Frieden erörtert. Das erste Parlament der Weltreligionen versammelte sich im Jahr 1893 in Chicago. Die Religionstreffen finden alle fünf Jahre statt, zuletzt 2004 in Barcelona. Sie haben sich zur Aufgabe gesetzt, die Verständigung zwischen Religionen und geistlichen Gemeinschaften zu fördern, sowie deren Engagement für eine Gerechtigkeit, Frieden und Umwelt zu fördern.
Dalai Lama wirbt für Klimaschutz
Bekanntester Teilnehmer in Melbourne ist der Dalai Lama. Das religiöse Oberhaupt der tibetischen Buddhisten benannte - passend zum Beginn des UN-Klimagipfels in Kopenhagen - eine gemeinsame Strategie gegen Umweltzerstörung als eines der wichtigsten Ziele. Der Dalai Lama wies darauf hin, dass der weltweite Klimawandel in Tibet am deutlichsten zu spüren sei - die Temperaturen steigen auf dem tibetischen Hochplateau mit doppelter Geschwindigkeit. Dort entspringen die vier größten Wasseradern Asiens. Damit ist der Erhalt des tibetischen Ökosystems für den gesamten Kontinent von größter Bedeutung. Passend dazu lautet das diesjährige Motto der Tagung: "Einen himmelweiten Unterschied machen: einander zuhören, die Erde heilen".
Konfliktlösungsstrategien sind ein weiterer Hauptpunkt des mit knapp 700 Einzelveranstaltungen vollgepackten Programms. Wie sich ein Zusammenleben in Harmonie bewerkstelligen lässt, erörtern Gäste aus sieben weltweiten Konfliktregionen, darunter Nahost, Afghanistan und Liberia.
Der Generalsekretär des Religionsparlaments, der US-amerikanische reformierte Theologe Dirk Ficca, beschrieb die Veränderungen im Kleinen als die wahre Erfolgsgeschichte des Parlaments: Schon bei den Vorbereitungen ergäben sich viele Gespräche zwischen einzelnen Glaubensgemeinschaften - "und eines der Hauptziele des Parlaments ist es herauszufinden, was wir gemeinsam tun und was wir nicht gemeinsam tun können." Die allmorgendlichen Gebetsveranstaltungen fallen weiterhin in die letztgenannte Kategorie und findennach Religionen getrennt statt.