TV-Tipp des Tages: "Tatort: Verraten und verkauft" (WDR)

TV-Tipp des Tages: "Tatort: Verraten und verkauft" (WDR)
In diesem "Tatort" recherchieren die Kommissare Ballauf und Schenk im Milieu eines Elite-Internats. Sie müssen einen Fall lösen, der 60 Jahre zurückliegt.
02.12.2009
Von Tilmann P. Gangloff

"Tatort: Verraten und verkauft", Donnerstag, 3. Dezember, 20.15 Uhr im WDR-Fernsehen

Einen Mord, der über sechzig Jahre zurückliegt, löst man auch nicht alle Tage. Zunächst scheint es sich beim jüngsten Fall des Kölner Erfolgsduos Max Ballauf und Freddy Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) um ganz gewöhnliche Routine zu handeln: Unfall mit Fahrerflucht. Doch dann stellt sich raus, dass das Opfer schon tot war, bevor es überrollt wurde. Ihre Ermittlungen führen die beiden Beamten in ein Nobel-Internat. Weil aus den Jugendlichen nicht viel rauszukriegen ist, nimmt Schenk kurzerhand die ausgeschriebene Stelle des Hausmeisters an.

Und schon kommt Schwung in den Fall: Es geht im Hintergrund offenbar um die heimtückische Ermordung einer jüdischen Bankiers-Familie durch SS-Angehörige im Jahr 1941. Drei Enkel müssen nun das Schicksal ihrer Großväter ausbaden: Der erste, ein junger Arbeiter aus dem Osten, hat von seinem Opa von den Morden erfahren; er ist nun selbst tot. Der zweite, Thomas, bedient sich regelmäßig im Fuhrpark seines Großvaters, dessen Bankhaus sich damals die Geschäfte der Juden einverleibte. Und der dritte ist nicht nur der Enkel des jüdischen Bankiers, sondern pikanterweise auch Thomas’ bester Freund. Damit scheint der Fall klar: Der Junge aus dem Osten hat irgendjemanden erpresst und wurde deshalb umgebracht.


Ganz so einfach macht es das Drehbuch (Peter Goslicki, Mario Giordano) den beiden Star-Kommissaren dann allerdings doch nicht. So hat Schenk noch genügend Gelegenheit, ein bisschen mit der einsamen Internatssekretärin zu poussieren, was diesem "Tatort" aus Köln eine ganz ungewohnte Note verleiht. Abgesehen davon aber ist dieser Krimi richtig rätselhaft, zumal die Überführung des tatsächlichen Mörders eine echte Überraschung ist.

Regie-Routinier Peter F. Bringmann inszeniert den Film zudem weitgehend unprätentiös: Hier soll einzig und allein eine Krimi-Geschichte erzählt werden. Es wabert zwar eine Menge Trockeneis, sämtliche Räumlichkeiten sind grundsätzlich Rauch geschwängert und bei Außenaufnahmen gibt es auch schon mal dezente Farbfilter (Kamera: Michael Faust), doch Bringmann lenkt damit nie von der Handlung ab. Für zusätzlichen Reiz sorgt eine exquisite Besetzung. Die jungen Darsteller im Vordergrund (Adrian Topol, Kostja Ullmann, Thomas Arnold) werden ergänzt durch ein namhaftes Ensemble: Ulrike Kriener als Internatsleiterin, Ulrich Matschoss als Bankier und Petra Kleinert als Journalistin, die offenbar besser recherchiert hat, als manchem Beteiligten lieb ist. 

 


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).