Nur allzu gern flog Bahnchef Rüdiger Grube mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in die Hauptstadt Doha, um am Sonntag den Start eines Gemeinschaftsunternehmens zu besiegeln. Neben der Co-Regie beim Aufbau des Netzes verspricht sich der bundeseigene Verkehrsriese eine gute Position für lukrative Folgegeschäfte als Betreiber. Und auch deutsche Bau- und Technikfirmen könnten bei Aufträgen mitmischen.
Die Erwartungen an das «ehrgeizige Infrastrukturprojekt» sind hoch, wie auch Grube sagte. Denn in den kommenden Jahren soll ein komplexes System aus Nah- und Fernstrecken für Güterwaggons und Personenzüge aus dem Wüstensand emporwachsen. Vorgesehen sind ein U- Bahn-Netz für Doha mit 98 Stationen und eine 180 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitstrasse nach Bahrain - ausgelegt für das Spitzentempo 350. Auf einer 100 Kilometer langen Verbindung nach Saudi-Arabien sollen Züge bis zu 200 Stundenkilometer schnell fahren, dazu kommen weitere 325 Kilometer Gleisanlagen vor allem für den Güterverkehr.
Die Bauarbeiten in dem Emirat, das ungefähr halb so groß ist wie Mecklenburg-Vorpommern, soll eine gemeinsame Entwicklungsgesellschaft koordinieren. Daran hält die Bahntochter DB International 49 Prozent der Anteile und besetzt für die ersten vier Jahre auch den Chefsessel. Das Planungsbudget summiert sich auf 700 Millionen Euro. Dabei stehen die Experten aus Germany, die auch schon für eine Flughafenanbindung in Polen oder den Aufbau einer Güterbahn in der Mongolei engagiert worden sind, unter besonderem Erfolgsdruck - das Prestigeprojekt soll endlich zum Türöffner in der aufstrebenden Region werden.
Milliarden in Eisenbahnstrecken
Schon Grubes Vorgänger Hartmut Mehdorn hatte sich bemüht, mit den reichen Golfstaaten ins Geschäft zu kommen - diese dachten zeitweise über die deutsche Magnetbahn Transrapid nach. In Katar rechnen sich die Bahnmanager nun beste Chancen aus, später auch den Zuschlag für den Betrieb der Strecken zu erhalten. Dies könnte regelmäßige Umsätze in Milliardenhöhe hereinbringen und zugleich anschauliche Werbung in eigener Sache machen. Denn auf der arabischen Halbinsel dürften in den nächsten beiden Jahrzehnten einige Hundert Milliarden in neue Eisenbahnstrecken investiert werden, wie Experten erwarten.
Neu-Minister Ramsauer äußerte sich bei seiner ersten Auslandsreise denn auch optimistisch, dass andere deutsche Unternehmen in Katar ebenfalls profitieren könnten. Beim Bau der Trassen und Gleisanlagen seien «Milliardenumsätze möglich». Der Bahn, der die globale Flaute vor allem bei der Fracht zu schaffen macht, kommt das Wüstenprojekt jedenfalls äußerst recht - auch wenn Kritiker monieren, sie solle sich aufs Kerngeschäft mit Zügen in Deutschland und Europa konzentrieren. «Uns hilft ein solches Engagement gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Arbeitsplätze auch im Inland zu sichern», argumentierte Grube.
dpa