"Konditor findet Sahnehäubchen": Singlebörse für Gastronomen

"Konditor findet Sahnehäubchen": Singlebörse für Gastronomen
Thomas Honold ist Küchenchef und hat kaum Freizeit. Trotzdem will er die Hoffnung auf die Liebe fürs Leben nicht aufgeben. Sie zu finden, ist schwierig mit einem elterlichen Betrieb im Nacken und viel Arbeit, wenn andere Feierabend haben. Weil sich der 31-jährige Gastwirt aus Radolfzell am Bodensee auf dem Singlemarkt im Internet verloren fühlte, baut er seit zwei Jahren seine eigene Singlebörse auf. Auf www.gastrosingles.de sollten "Köche die heiße Liebe" finden, "Restaurants ihre Fachfrauen" und ganz allgemein jeder "Deckel seinen Topf", beschloss Honold.
17.11.2009
Von Anette Le Riche

Inzwischen zählt die Gesamt-Plattform 6.700 Mitglieder und hat zahlreiche Ableger, denn nicht nur Gastronomen arbeiten, wenn andere tanzen. Auch Bäcker, Fleischer, Monteure, Polizisten, Landwirte und Mediziner können unter dem Dachportal www.jobsingles.de erste virtuelle Kontakte zu Berufsgenossen knüpfen.

Laptop in der Küche

Etwa 150 Paare haben sich nach Honolds Schätzung so schon gefunden. Stefan Pauen und seine Anja etwa. Nach einigen Monaten Fernbeziehung zog die Hotelfachfrau aus Berlin ins niederrheinische Viersen, wo die beiden Pauens elterlichen Restaurant- und Hotelbetrieb "Zur Eisernen Hand" gemeinsam führen. Über den ersten Urlaub zu zweit, übers Zusammenziehen und sogar über den Heiratsantrag berichteten die beiden im Gästebuch der Seite. Abschließend schreibt Anja: "Ich habe es noch keine Sekunde bereut, denn ich bin unendlich glücklich mit ihm."

Die Arbeit am Portal erledigt Multitalent Honold vor allem montags, wenn sein Fischrestaurant auf der Bodenseehalbinsel Mettnau Ruhetag hat. "Ansonsten hab ich den Laptop in der Küche und mache zwischen zwei Kretzerfilets weiter", erzählt er lachend. Die Software habe er mit Freunden entwickelt, einige Administratoren helfen bei der Nutzerbetreuung unentgeltlich mit. Die Entwicklungskosten und "hohen Servergebühren" von bisher knapp 35.000 Euro bestritt er aus Erspartem und Eigenmitteln, wie er sagt. Werbeeinnahmen und -ausgaben für den virtuellen Kuppeldienst hielten sich gerade so die Waage. Noch kann er so den Dienst kostenlos anbieten.

Kaum Zeit für Romanzen

Dass er nicht nur kochen und programmieren, sondern auch stilsicher formulieren kann, beweist Honold mit den Textbändern, die über die Seite streifen: "Winzer findet Frau mit Prädikat" heißt es da, "Huhn findet Korn" oder "Konditor findet Sahnehäubchen". Bei aller Lockerheit legt er Wert auf Seriosität. Deshalb betont er, dass die "Seitensprung-Funktion auf der Website ausgeklammert wurde". Wichtig ist dem Küchenmeister, dass sich die Mitglieder über ihren Beruf austauschen können. Schon bei der Registrierung auf gastrosingles.de wird nach dem Lieblingsessen gefragt. Sterneküche, thailändisch oder gutbürgerlich?

Thomas Eberhardt hat ein solches Angebot im Netz "schon seit Jahren vermisst". Dem 37-jährigen Gastwirt aus Neidlingen in Baden- Württemberg bleibt wie Honold vor lauter Arbeit im Familienbetrieb kaum Zeit für Romanzen. Auf gastrosingles.de hat er sich angemeldet, um vielleicht doch noch die Richtige für Herz und Herd zu finden. Schön findet er, dass die Mitglieder sogenannte Winks verschicken können, erste Kontaktaufnahmen ohne Text, virtuelles Äquivalent vielsagender Blicke in der Disco. "Witzig ist auch der Office-Status, falls man beim Chatten ungebetenen Besuch von Kollegen oder Familienangehörigen bekommt", sagt Eberhardt und lacht.

Bei manchen Paaren, die sich über die Website kennenlernten, ist schon Nachwuchs unterwegs, weiß Honold. Seine eigene Traumfrau hat er noch nicht gefunden. "Es haben sich ein paar Freundschaften entwickelt", murmelt er vage. "Aber bisher gibt es nichts Konkretes."


Internet: www.jobsingles.de, www.gastrosingles.de

dpa