Vom Glück, andere glücklich zu machen: Pfadfinder-Jubiläum

Vom Glück, andere glücklich zu machen: Pfadfinder-Jubiläum
Während EKD-Ratsvorsitzender Bischof Wolfgang Huber seinen letzten Rechenschaftsbericht vor der Synode in Ulm hielt, war er gleichzeitig Schirmherr eines großen Jubiläums. Passend zum Synoden-Thema Ehrenamt feierten die evangelischen Pfadfinder in der Republik am Sonntag ihr 100-jähriges Jubiläum.
26.10.2009
Von Hanno Terbuyken

Wie soll ein Pfadfinder sein? Woran muss er sich halten? Enrico (10), Florian (11), Leon (11) und Franzisco (10) wissen es jetzt genau, denn sie haben ihren hundersten Geburtstag gefeiert. Natürlich nicht ihren eigenen, sondern den Geburtstag evangelischen Pfadfindens. 1909 gründeten sich die ersten Gruppen in Württemberg, zwei Jahre, nachdem Robert Baden-Powell auf Brownsea Island das erste Pfadfinderlager der Welt eröffnet hatte. Die Ideale, die Baden-Powell damals schuf, gelten bis heute. Die vier Jungs vom Stamm Sanitz des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) in Mecklenburg-Vorpommern haben das am Sonntag auch ihrer Gemeinde in Thulendorf erzählt. Sie sind neu dabei, aber die Pfadfindergesetze kennen sie, das wichtigste auf jeden Fall: "Ein Pfadfinder ist ein Freund zu allen und ein Bruder zu jedem anderen Pfadfinder!"

Ihr Gruppenleiter Christian Lange ist nicht nur Pfadfinder, sondern auch Vikar. Er liest die zehn Gebote vor, weist auf die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen und den Pfadfindergesetzen hin, die Baden-Powell schon 1907 aufstellte. "Und wenn man sich daran hält, ob nun so oder so, könnte die Welt gleich ganz anders aussehen", sagen die vier jungen Pfadis der Gemeinde vor der Predigt in Thulendorf. Die Besucher können sich vor der Kirche anschließend über die Arbeit des VCP informieren. Auch die Pfadis vom Stamm CoJa gestalteten einen mit 83 Besuchern gut gefüllten Gottesdienst in der Gemeinde Conow zu Gitarrenklängen mit. "Wir feierten einen wunderschönen Gottesdienst", freute sich im Anschluss Stammesleiter Rolf Stürzenbecher.

Gottesdienste in der ganzen Republik

Die mecklenburgischen Pfadfinder der Stämme Sanitz und CaJo sind nicht die einzigen, die am Sonntag das Pfadfinder-Jubiläum gefeiert haben und die Verbundenheit zwischen dem VCP und der evangelischen Kirche in die Öffentlichkeit getragen haben. Von Thulendorf bei Rostock bis Bad Säckingen an der Schweizer Grenze haben die Ehrenamtlichen des VCP in ihren grauen Hemden und blauen Halstüchern Gottesdienste und Andachten gehalten.

Schirmherr dieses Jubiläums ist der noch amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, der früher selbst aktiver Pfadfinder war und der Bewegung immer noch sehr verbunden ist. In seinem Grußwort betonte er die Verbundenheit von Pfadfinden und Glauben: "Schon Baden-Powells Anstoß zur Pfadfinderei war vom christlichen Menschenbild und von der Grundüberzeugung getragen, dass der christliche Glaube das Potential hat und die Verpflichtung mitbringt, in der Welt für Frieden und Versöhnung und einen verantwortlichen Umgang mit der Natur einzutreten."

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Bereits 2007 feierten Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf der ganzen Welt den 100. Geburtstag der weltweiten Pfadfinderbewegung, der größten Jugendbewegung der Welt. Evangelisches Pfadfinden wird aber dieses Jahr erst hundert Jahre alt. Ein eigenständiges Profil Evangelischen Pfadfindens entwickelte sich in Deutschland dann ab 1921, als sich in Neudietendorf alle bestehenden christlichen Pfadfindergruppen zur "Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands" zusammenschlossen.

Fachtagung zum protestantischen Pfadfinden

In der traditionsreichen Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf, dem "Kreißsaal evangelischen Pfadfindens", wie sie manchmal auch scherzhaft genannt wird, trafen sich am Wochenende Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit Experten zu einer Fachtagung mit dem Thema "Profil und Perspektiven protestantischen Pfadfindens". Auch hier wurde der Geburtstag von evangelischem Pfadfinden mit einem Festgottesdienst in der Brüderkirche gefeiert. Dorothee Land, Landesjugendpfarrerin der der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), ermutigte den VCP in ihrer Predigt und dem anschließenden Grußwort, sein evangelisches Profil weiter zu schärfen und nach außen zu zeigen.

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Dieses Jubiläum lud zum Feiern, aber auch zum Nachdenken ein. Für die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in den Gottesdiensten und Andachten war es eine Gelegenheit, über ihre Aufgaben und ihren Auftrag nachzudenken. Auf der ganzen Welt fühlen sie sich der Botschaft ihres Gründers Baden-Powell verpflichtet: "Ich glaube, dass Gott uns in diese schöne Welt gesetzt hat, um glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Der richtige Weg, glücklich zu sein, ist andere glücklich zu machen."

Gesellschaftliches Engagement, Orientierung am Evangelium, ökologisches Bewusstsein und Nachhaltigkeit, Internationalität und Fahrten und Lager sind Schwerpunkte der Arbeit des VCP, der bundesweit etwa 47.000 Mitglieder hat. Der Verband entstand 1973 aus dem Zusammenschluss des Jungenbundes Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) und der beiden Mädchenbünde Evangelischer Mädchenpfadfinderbund (EMP) und Bund Christlicher Pfadfinderinnen (BCP).


 

Hanno Terbuyken ist Redakteur bei evangelisch.de und selbst seit 17 Jahren evangelischer Pfadfinder im VCP.