Der langjährige Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn ist tot. Die Unternehmensgruppe bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht des "Westfalen-Blatts". Der Unternehmer, der den Konzern von 1947 bis 1981 geleitet und zu einem der größten Medienkonzerne der Welt gemacht hatte, erlag am Samstag im Alter von 88 Jahren einer langen Krankheit. Bertelsmann mit Hauptsitz in Gütersloh beschäftigt heute mehr als 103.000 Mitarbeiter.
"Durch Vertrauen Kreativität freigesetzt"
Mohn steht für eine beispiellose Erfolgsgeschichte und eine der ungewöhnlichsten Unternehmerkarrieren im Deutschland der Nachkriegszeit. Er repräsentierte zusammen mit seiner Ehefrau Liz Mohn die fünfte Generation der Unternehmer- und Stifterfamilien Bertelsmann und Mohn. Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Gunter Thielen, sagte zum Tod Mohns: "Mit ihm verliert Deutschland und die Welt eine herausragende Persönlichkeit, die Wirtschaft und Gesellschaft der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt hat."
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, würdigte die von Mohn stets wahrgenommene Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft: "Reinhard Mohn hat wie wenige andere Zeit seines Lebens die Tugenden des 'ehrbaren Kaufmanns' und damit verantwortungsvolles Unternehmertum verkörpert, das von christlichen Werten geleitet ist." Besonders hob Huber die von Mohn gegründete und lange Jahre geleitete Bertelsmann-Stiftung hervor, die die Devise "Eigentum verpflichtet" durch gemeinwohlorientierte Projekte umsetze und dabei Fragen der geistigen Orientierung und der Zukunft von Religion und Glauben einen wichtigen Rang einräume.
Christlicher Verlag als Wurzel
Huber, der Mohn persönlich kannte, erklärte weiter: "Reinhard Mohn legte die Grundlage dafür, dass aus einem christlichen Verlag in Gütersloh das größte Medienunternehmen Europas entstehen konnte. Dabei hatte er stets die Menschen im Blick: wollte motivieren und Kreativität freisetzen durch Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Mitarbeitenden und die Schaffung von Freiräumen für eigenverantwortliche Entscheidungen."
Reinhard Mohn wurde am 29. Juni 1921 in Gütersloh geboren. Nach Kriegsgefangenschaft und Buchhändlerlehre übernahm er 1947 die Leitung des familieneigenen Druck- und Verlagshauses, des C. Bertelsmann Verlags. Später kamen zum Vertriebs- und Verlagsgeschäft Industrie- und Dienstleistungsbetriebe, das Zeitschriftengeschäft und schließlich das Fernsehen hinzu. 1977 gründete Mohn die Bertelsmann-Stiftung. Die Mehrheit des Aktienkapitals der Bertelsmann AG ließ er 1993 auf die Stiftung übertragen, die heute mit 76,9 Prozent größter Aktionär ist.