Die Berichte von Augenzeugen sind dabei die Meistgesuchten und Verfolgten auf Twitter. Bei jedem neuen Unglück stürzen sich inzwischen Journalisten auf die vermuteten "Berichterstatter vor Ort". So geschehen zum Beispiel auch beim Amoklauf von Winnenden, als auch in Deutschland Twitter als die virtuelle Kontaktbörse zu Betroffenen entdeckt wurde. Horden von schnell angelegten Medienaccounts versuchten exklusive Informationen oder Interviews mit Menschen am Ort des Geschehens zu ergattern. So erlangt die Microbloggingplattform Twitter mit jedem neuen Unglück ein Stück mehr den traurigen Ruf als Katastrophenmedium.
Der Eindruck täuscht
Doch dieser Eindruck von Außen täuscht. Diese Augenzeugenberichte auf Twitter sind Einzelfälle und regelrechte Glückstreffer für die Berichterstatter. Gerade bei den jüngsten Ereignissen zeigt sich ein ganz anderes Bild. Zwischen die zahlreichen Nachrichten der Tragödie in Indonesien mischten sich immer mehr Leute, die ihr Beileid ausdrückten. Aus aller Welt schrieben Menschen, dass ihre Gedanken bei den Opfern seien. Die Betroffenen aus den Katastrophengebieten sprachen sich Mut zu, und viele fingen an zu beten.
In nur 140 Zeichen sicherten sich Menschen zu, die Opfer und Angehörigen des Tsunamis in ihre Gebete einzuschließen und immer wieder kam der Aufruf "Lets pray for them!" ("Lasst uns für sie beten!"). Schnell war ein eigenes Schlagwort gefunden, unter #prayforindonesia [http://search.twitter.com/search?q=%23prayforindonesia] sammelt sich ein Großteil der Gebete.
Und so spinnt sich ganz langsam ein großes, gemeinsames Gebet für die Verunglückten. Twitter zeigt also ein ganz anderes Gesicht - und ausgerechnet in einem Echtzeitmedium findet sich einer der wenigen Orte, zwischen CNN Breaking News, Expertenanalysen und neuerlichen Unglücksmeldungen der Opfer und der Betroffenen der Naturkatastrophen zu gedenken.