Buchmesse: Peking will Auftritt kritischen Autors verhindern

Buchmesse: Peking will Auftritt kritischen Autors verhindern
Buchmessen-Ehrengast China will den Auftritt eines weiteren kritischen Autors in Deutschland verhindern. Der Dichter und Romancier Liao Yiwu hat bislang keine Reiseerlaubnis.

Der "Süddeutschen Zeitung" hatte der 50-jährige Liao gesagt: "Die Staatssicherheit hat mir heute endgültig Bescheid gegeben, dass ich nicht nach Deutschland fliegen darf." Der Autor war zunächst am 9. Oktober in Berlin bei einer Diskussion eingeplant. Danach sollte er nach Angaben des Verlages S. Fischer bei der weltgrößten Bücherschau vom 14. bis 18. Oktober dabei sein. China ist Gastland der Buchmesse.

Das gerade bei S. Fischer erschienene Buch "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten" widmet sich den chinesischen "Underdogs". Liao hat fast zwei Jahrzehnte lang Interviews mit Toilettenputzern, Prostituierten, alten Mönchen, politischen Häftlingen oder Straßenkünstlern geführt.

Liao hatte 1989 nach dem Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking das epische Gedicht "Massaker" publiziert. Er saß dann in China vier Jahre in Haft. Die chinesische Ausgabe von "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser" wurde nach Angaben von S. Fischer sofort nach Erscheinen verboten. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis "Freiheit zum Schreiben" ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. Im vergangenen Frühjahr durfte Liao auch nicht nach Australien reisen, wie S.-Fischer-Sprecher Martin Spieles sagte.

Proteste vom "Haus der Kulturen der Welt"

Das "Haus der Kulturen der Welt" in Berlin reagierte empört auf die Ausreiseverweigerung. Dessen Intendant Bernd M. Scherer sagte, er werde "alle Schritte unternehmen, um Liao Yiwu in Berlin zu Gast zu haben, seine Anwesenheit ist uns wichtig und wir hoffen trotz allem, ihn in Berlin begrüßen zu können."

Buchmessen-Direktor Juergen Boos erklärte dazu, es sei sehr bedauerlich, wenn kritische Stimmen zu China nicht nach Deutschland kommen könnten. Man werde sich dafür einsetzen, "dass dies möglich ist". "Jede Stimme, die nicht ausreisen darf, ist eine Stimme zu wenig." Die Buchmesse war vor zwei Wochen scharf kritisiert worden, weil sie unter chinesischem Druck zwei Dissidenten zu einer Tagung ausgeladen hatte. Die beiden Autoren reisten dann aber doch zu dem China-Symposium in Frankfurt an.

dpa