Beschäftigte der Diakonie haben Streik begonnen

Beschäftigte der Diakonie haben Streik begonnen
Mitarbeiter der Diakonie haben am Mittwoch in Bielefeld und Bremen mit Protesten und Streiks eine bessere Bezahlung gefordert. Bei einem Marsch vom Evangelischen Johanneswerk in die Bielefelder Innenstadt trugen Teilnehmer einen Sarg mit dem Symbol der Diakonie. Sie kritisierten, dass die Löhne bei dem evangelischen Wohlfahrtsverband unter der in der Branche üblichen Bezahlung lägen. In Bremen war die Diakonischen Stiftung Friedehorst Schauplatz einer Kundgebung.

An der Demonstration in Bielefeld beteiligten sich etwa 80 Mitarbeiter des bundesweit größten evangelischen Krankenhauses. In Bremen legten rund 50 Mitarbeiter vorübergehend die Arbeit nieder. 30 weitere Beschäftigte beteiligten sich an der Kundgebung im Rahmen einer "aktiven Mittagspause". Die Stiftung Friedehorst beschäftigt nach eigenen Angaben rund 1.500 Festangestellte.

Die Aktion ist Teil der bundesweiten Protestveranstaltungen, zu der die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aufgerufen hat. Bis Freitag sind an acht Einrichtungen in vier Bundesländern Streikaktionen geplant, unter anderem in Niedersachsen, Bremen und Baden-Württemberg.

Jens Ortmann von der Mitarbeitervertretung des Evangelischen Johanneswerks sagte, die Bezahlung nach den Arbeitsvertragsrichtlinien des diakonischen Werkes (AVR DW-EKD) liege immer noch bis zu 400 Euro unter den Gehältern des öffentlichen Dienstes. Die Arbeitgeber der diakonischen Einrichtungen von Johanneswerk und der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel hätten zwar vor kurzem einseitig die Gehälter um rund vier Prozent erhöht. Das reiche aber nicht aus. Die Gewerkschaft ver.di fordert eine Erhöhung um acht Prozent.

Der Vorsitzende der Gesamtmitarbeitervertretung der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, Roland Brehm, betonte, dass trotz des eintägigen Streiks die Versorgung der Patienten im Evangelischen Krankenhaus gewährleistet sei. Gefährdet werde das Wohl der Patienten dagegen durch die schlechte Personalausstattung und geringere Vergütung bei den Mitarbeitern. Ver.di-Gewerkschaftssekretär Wolfgang Vater erklärte, Streik sei ein Grundrecht. Das könne auch Diakoniemitarbeitern nicht verwehrt werden.

Christoph Fantini, Mitarbeitervertreter in Friedehorst, forderte Tarifverträge für die Diakonie und acht Prozent mehr Gehalt. Fantini, der auch Mitglied der Arbeitsrechtlichen Kommission der EKD ist, betonte ebenfalls das Recht auf Streik. Er rügte, dass die Arbeitgeber Druck auf die Kollegen ausgeübt hätten, um die Aktionen zu verhindern. Seinen Angaben zufolge drohten die Dienstgeber Streikenden mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen: "Nun geht die Angst um", so Fantini.

Kirche und Diakonie halten die Arbeitskampfmaßnahmen für rechtswidrig. Sie haben gegen den Streikaufruf eine Klage vor dem Arbeitsgericht Bielefeld eingereicht. Innerhalb von Kirche und Diakonie gilt für die Tariffindung der sogenannte "Dritte Weg". Dabei handeln Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer paritätisch besetzten Kommission die Tarife für die Beschäftigten aus. Kommt keine Einigung zustande, tritt eine Schiedskommission zusammen, deren Spruch verbindlich ist.

Derzeit sind die Verhandlungen der Arbeitsrechtlichen Kommission des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland festgefahren. Die großen diakonischen Werke Evangelisches Johanneswerk und von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel in Bielefeld hatten deshalb rückwirkend zum 1. Juli eine Erhöhung der Gehälter um vier Prozent beschlossen.

epd