"ZE" und "EV" sind Kürzel, die um und über die Stände in den Frankfurter Messehallen schwirren. Gemeint sind "Zero Emission" und "Eletric Vehicle". Autos also, die keine Schadstoffe mehr ausstoßen – was äußerst wünschenswert wäre. Doch bis es soweit ist, können noch Jahre vergehen. So geht Europas größter Hersteller Volkswagen davon aus, dass Verbrennungsmotoren in den nächsten 15 bis 20 Jahren weiterhin die dominante Rolle spielen. Nichtsdestotrotz stellt VW mit dem E-Up eine Kleinwagen-Studie vor, die natürlich elektrisch angetrieben wird und über ein Solardach verfügt.
Den knuffigen Winzling kann man sich gut als Stadtflitzer der Zukunft vorstellen. Doch so etwas in der Art gibt es bereits – straßentauglich. Als Kleinwagen IQ von Toyota. Zwar nicht als Hybrid- oder Elektroauto, sondern als sparsamen Benziner, der auch VW gut zu Gesicht stünde, seit der sparsam Drei-Liter-Lupo nicht mehr gebaut wird. Auf die Idee mit einem Solardach ist man bei Toyota auch gekommen. Und baut es in die neuste Generation des Hybridmodells Prius ein.
Zurück zu den Elektroautos: Was genau macht ihren Bau und Einsatz der so schwierig, dass Hersteller den Durchbruch erst in vielen Jahren sehen? Als nach wie vor größtes Problem gelten die Batterien und damit auch Preis und Reichweite. Nach Angaben des Zulieferers Bosch kostet eine Batterie, die eine Reichweite von 200 Kilometern gewährleisten kann, derzeit zwischen 8.000 und 12.000 Euro. Im Verhältnis gesehen, erhält man heute für diesen Preis bereits einen kompletten Kleinwagen. Und es sind gerade diese Kleinwagen, die auf Strecken bis zu 200 Kilometern eingesetzt werden und mit einer Batterieladung auskämen. Was zeigt, wie teuer Elektroautos derzeit werden würden.
Nächstes Problem: Die Lithium-Ionen-Akkus, die derzeit in Betrieb sind. Das Lithium muss mühsam gewonnen und verarbeitet werden, wie ein französisches Beratungsunterehmen zu Bedenken gibt. Und es ist endlich, ebenso wie die fossilen Brennstoffe. Außerdem ist nicht nur die Automobilindustrie scharf auf diesen Stoff, er findet sich auch in Akkus für Mobiltelefone, Laptops oder auch Akkubohrern. Weiterhin ist derzeit noch gar keine Infrastruktur für elektrische Autos vorhanden. Immerhin hat sich der französische Hersteller Renault darüber Gedanken gemacht, wie das Aufladen der Batterien in den menschlichen Lebens- und Arbeitszyklus integriert werden kann: Mit Schnell- und normalen Aufladestationen, je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Und in einem naturgetreuen Nachbau zeigen die Franzosen eine Art Motorgrube, in der vollautomatisch der gesamte Batteriesatz gegen einen neuen ausgetauscht werden kann. Wartezeit für den Autofahrer: ganze drei Minuten.
Bei all denen Problemen ist noch gar nicht klar, ob der elektrische Antrieb wirklich die Zukunft gehört. Denn der ganze Strom für die Autos muss aus regenerativen Quellen kommen, um eine wirklich saubere CO2-Bilanz zu erhalten. So forschen Hersteller wie Mercedes und BMW parallel an einem Wasserstoffantrieb. Der extrem flüchtige Wasserstoff muss allerdings zunächst gewonnen, umgewandelt und zwischengespeichert werden. Um schnelle Fortschritte zu erzielen, setzt BMW hierbei auf einen konventionellen Hubkolbenmotor, bei dem der Wirkungsgrad nicht so hoch ist wie bei einer Brennstoffzelle.
Doch egal, ob Elektrik, Wasserstoff oder Hybrid, alle Hersteller müssen Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren, da sie von zwei Seiten in die Zange genommen werden. Wie Umfragen der jüngsten Zeit ergaben, verlangen die Deutschen Autokäufer nach sparsamen Wagen, halten das Angebot derzeit aber für nicht ausreichend. Druck kommt auch von der politischen Seite. Die Europäische Union sieht ab 2020 nur noch 98 Gramm CO2 pro Kilometer vor. Ansonsten drohen Strafzahlungen. In der Bundesregierung gibt es dazu Pläne, Ökoautos mit bis zu 5000 Euro pro Fahrzeug zu fördern. Wer nicht so lange warten will und jetzt schon etwas für die Umwelt tun will, sollte natürlich auf sparsame Motoren achten (Hinweise gibt die VCD-Umweltliste). Aber sich auch fragen, welche elektronische Unterstützung er im Auto benötigt. Denn manche Unterstützung ist zwar komfortabel, bedeutet aber auch ein höheres Gewicht. Und ganz wichtig: Einfach mal auf den eigenen Gasfuß achten.