Am Dienstag um 14 Uhr Ortszeit starten Justizbeamte im Gefängnis Lucasville im US-Bundessaat Ohio die Vorbereitungen zur Hinrichtung des 53 Jahre alten Romell Broom. 1984 hatte der eine 14-Jährige vergewaltigt und ermordet. 25 Jahre später sollte Broom für diese brutale Tat mit dem Tod bestraft werden.
Die Hinrichtung wurde schließlich abgebrochen. Über eine Stunde lang fanden die Beamten keine geeignete Vene für das Setzen der Giftspritze. Broom selbst soll bei der Suche geholfen haben, bis er schließlich die Hände vor das Gesicht legte und weinte. Nun soll er in einer Woche sterben, was sein Anwalt verhindern will. Er beruft sich auch auf eine Vorschrift des US-Staates Ohio, wonach eine Hinrichtung mit der Injektion von Gift "schnell und schmerzlos" erfolgen muss.
In diesem Jahr wurden bereits 35 Menschen in den USA hingerichtet. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 37 Hinrichtungen. Nach China (1.718), dem Iran (346) und Saudi Arabien (102) lagen die Vereinigten Staaten nach Angaben von Amnesty International damit auf Platz vier der Länder mit den meisten vollstreckten Todesurteilen.
Christen und die Todesstrafe
In den USA sind es vor allem rechts-konservative Christen, die die Todesstrafe befürworten. Damit stehen sie übrigens durchaus in der Tradition Martin Luthers, der die zu seiner Zeit gängige Praxis der Todesstrafe ebenfalls befürwortete. In der Bibel finden sich vor allem im Alten Testament mehrere Stellen, in denen die Todesstrafe gutgeheißen wird. So heißt es etwa im 4. Buch Mose, Kapitel 35, Vers 16: "Wer jemand mit einem Eisen schlägt, dass er stirbt, der ist ein Mörder und soll des Todes sterben." Im 1. Buch Mose, Kapitel 9, Vers 6 heißt es: "Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht." Bekannt ist auch der Ausspruch "Auge um Auge, Zahn um Zahn" (2. Buch Mose, 21, 23-25).
Zugleich finden sich in der Bibel aber auch mehrere Stellen, die gegen die Todesstrafe sprechen. Am bekanntesten ist wohl das fünfte Gebot: "Du sollte nicht töten" (2. Mose, 20, 13). Jesus selbst verhinderte mit seinem Ausspruch "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" (Johannes 8, 7) die Hinrichtung einer Ehebrecherin. Bekannt ist auch sein Ausspruch: "Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar." (Matthäus 5, 38-48).
Bislang gibt es in den USA keine offiziell bestätigte Hinrichtung eines Unschuldigen. Allerdings wurden bislang mindestens 99 Todeskandidaten freigelassen, nachdem sich ihre Unschuld herausgestellt hatte. Für Aufsehen sorgt aktuell allerdings der Fall des 2004 hingerichteten Cameron Todd Willingham. Ein Geschworenengericht hatte es als erwiesen angesehen, dass er in seinem eigenen Haus Feuer gelegt und damit seine Frau und seine beiden Kinder getötet hatte. Neue Gutachten bestreiten aber die Brandstiftungstheorie. Eine Kommission in Texas untersucht den Fall derzeit. Schließt sie sich dem Urteil der neuen Gutachter an, wäre Willingham der erste Todeshäftling in den USA, dessen Unschuld nach der Hinrichtung von offizieller Seite eingeräumt wird. Dies könnte eine neue Debatte über den Sinn der Todesstrafe auslösen.
Die katholische Kirche in den USA hat sich dem Vatikan folgend längst gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Und auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) hat die Todesstrafe geächtet.
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