Zeitungsverleger suchen neue Einnahmequellen

Zeitungsverleger suchen neue Einnahmequellen
Die Zeitungsverleger haben bei ihrem Zeitungskongress in Fulda einer Stärkung der freien Presse gefordert. Das bedeutet für sie vor allem: Geld von Google.
15.09.2009
Henrik Schmitz

Zwar nannte Verlegerpräsident Helmut Heinen den Suchmaschinenriesen aus Mountains View im Silicon Valley nicht beim Namen, doch war klar, dass er vor allem Google meinte, als er sich beim Zeitungskongress in Fulda für ein neues Leistungsschutzrecht aussprach, mit dem "Fehlentwicklungen im Internet korrigiert" werden müssten. Die Verlage ärgert, dass vor allem Google, aber auch andere Internetanbieter auf die journalistischen Inhalte der Verlage verlinken und mit der Werbung auf ihren Suchseiten das Geld verdienen, das den Verlagen offenbar fehlt. 2008 verzeichneten die Tageszeitungen einen Rückgang ihrer Werbeeinnahmen um 4,2 Prozent auf immer noch stolze 4,3 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird der Rückgang jedoch wohl noch stärker ausfallen, diverse Verlage haben massive Sparmaßnahmen angekündigt und bereits Mitarbeiter entlassen. Da wird stets auch nach neuen Einnahmequellen gesucht.

Dem "Content-Klau" von den Websites der Zeitungen müsse Einhalt geboten werden, forderte Heinen. Wenn er damit tatsächlich Google gemeint haben sollte, müsste der Verlegerpräsident allerdings noch die Frage beantworten, warum die meisten Zeitungswebsites alles dafür tun, um von Google gefunden und hoch platziert zu werden. Nicht zu Unrecht weist Google darauf hin, dass es eine hohe Zahl an Nutzern überhaupt erst auf die Seiten der Verlage lenkt - und damit auch auf die Werbung und die Bezahlmodelle, die dort stattfinden.

Bezahlmodelle im Internet

Bezahlmodelle zu finden, ist derzeit ein weiteres großes Thema der Verlage. Rupert Murdoch ("Wall Street Journal") polterte bereits vor einigen Wochen, die "Gratis-Mentalität" sei der Geburtsfehler des Internets gewesen. Er will für diverse Angebote seiner Medien künftig auch im Internet Geld verlangen. Ganz wie der Axel-Springer-Verlag ("Bild", "Welt"), der mit der Idee, für Internetinhalte Geld zu verlangen, in Deutschland aber bislang ziemlich allein dasteht. "Wenn Sie Geld für Ihre Inhalte verlangen, wird es immer jemanden geben, der die die Lücke füllt und die Inhalte umsonst anbietet", sagte dazu Frank Thomsen, Chefredakteur von stern.de, kürzlich auf der Medienwoche Berlin.

"Unser Ziel ist der Erhalt der Qualitätspresse in einer digitalisierten Welt", sagte Verlegerpräsident Heinen in Fulda. Ihn besorgt, dass das Interesse der ans Internet gewohten jüngeren Generation zurückgehe. Am Ende dieser Entwicklung könne womöglich Politikverachtung stehen, sagte er. Die Zeitungen hätten daher die Aufgabe mit professionellem Journalismus, kontinuierlicher Information, Erklären und Gewichten gegenzusteuern. Dass die Qualität des Journalismus nicht unbedingt unter dem Internet, sehr wohl aber unter massivem Stellenabbau in den Verlagen insgesamt gelitten hat, sehen auch Verbände wie der Deutsche Journalisten-Verband oder das Netzwerk Recherche.

Die Verleger setzen auch auf Hilfe durch den Staat. Gemeint seien allerdings keine Staatshilfen, sondern "gute Rahmenbedingungen", sagte Heinen. Dazu zählt für die Verleger auch ein neues Kartell- beziehungsweise Pressefusionsrecht. So müsse die Erleichterung für Zusammenschlüsse benachbarter Zeitungsverlage geprüft werden. Und noch eines ist den Verlagen wichtig. Zwar betonen sie stets, dass die Reichweiten der Zeitungen stabil seien, aber vorsichtshalber drängen sie auch in neuere Medien. Sie wollen sich unbeschränkt auch an lokalen Radiostationen beteiligen dürfen.