Gern ist er in den Abflug- und Ankunftshallen unterwegs, spricht Passagiere an, beruhigt sie, wenn sie Flugangst haben. Wünscht einem Brautpaar viel Glück für die bevorstehende Hochzeitsreise. Freut sich darüber, wenn eine Reisegruppe ihn um einen Segen bittet. Wenn er zu Gottesdiensten einladen kann, die er in einem Andachtsraum oberhalb des großen Abflugterminals feiert. Zurzeit steckt er mitten in den Planungen für die regionale Auftaktveranstaltung zur 51. Aktion "Brot für die Welt" am 1. Advent (29. November).
Das sind die schönen Seiten an der Arbeit eines Flughafenseelsorgers, den die Evangelische Kirche im Rheinland finanziell trägt. "Die Kirche muss dort sein, wo die Menschen sind", ist Toonen überzeugt. Die permamente Mobilität, auch die Anonymität des Flughafens, das fasziniert Toonen. Hier muss er auf die Menschen zugehen, zu ihnen kommen, sie unterstützen und begleiten. Ganz im Gegensatz zu seinen Aufgaben als Gemeindepfarrer, die er 14 Jahren übernommen hatte. Dort in der Gemeinde kamen die Menschen zu ihm – das empfindet Toonen noch heute als den größten Unterschied.
Gemein ist beiden Positionen jedoch, dass er auch traurige Seiten bewältigen muss. Zum Beispiel als im Frühjahr ein Flugzeug von Air France auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris verunglückte. Damals nahm er Angehörige, die zur Trauerfeier nach Paris flogen, in Düsseldorf in Empfang. Hörte den Traumatisierten zu, begleitete sie bis zum Einstieg in die Maschine. Auch einer Mitarbeiterin des Flughafens, die von dem Flugzeugunglück tief betroffen war, half Toonen.
Ruhender Pol in der Rollfeldhektik
Als eine "unwirkliche Situation" beschreibt Toonen eine andere traurige Begebenheit: Wenn während eines Fluges ein Passagier stirbt. "Wenn man dann auf dem Vorfeld steht, zwischen Notarzt, Polizisten und den Angehörigen, die traumatisiert und geschockt sind, muss man vieles vorausdenken und organisieren", sagt der Pfarrer. Mitreisende Angehörige bringt er zunächst aus der Hektik des Vorfelds in einen Ruheraum, versucht sie zu beruhigen oder hört einfach zu. Er sorgt dafür, dass eventuelle Abholer informiert werden und überbringt diesen auch die Todesnachricht. Toonen kümmert sich darum, dass die Polizisten ihre nötigen Auskünfte bekommen, die Angehörigen aber dennoch nicht zu sehr belastet werden.
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Sein Organisationsgeschick und seine gute Vernetzung sind auch gefragt, wenn sich deutsche Botschaften aus dem Ausland bei ihm melden. In jüngster Zeit hat Toonen häufiger mit deutschen Rückwanderern zu tun, die aus einem anderen Land über die dortigen deutschen Botschaften abgeschoben werden. Vorab erhält er Kopien des Ausweises gefaxt oder gemailt, dann nimmt Toonen Kontakt zu Angehörigen, Verwandten oder auch zu Sozialämtern und Frauenhäusern auf, um die Rückwanderer wieder in Deutschland unterzubringen.
Auch wenn Toonen in der Woche von 7 bis 17 Uhr im Dienst, sind alle Aufgaben für einen Seelsorger allein nicht zu bewältigen. Deswegen erhält der Pfarrer Unterstützung von 17 ehrenamtlichen Kräften, die vornehmlich in den Abendstunden und am Wochenende im Einsatz sind. Die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen bildet Toonen ein Jahr lang selbst aus, einmal im Monat erhalten die Ehrenamtlichen eine Supervision, einmal im Halbjahr werden Extrem-Situationen geübt und besprochen. Außerdem stehen in der Region Düsseldorf drei weitere Seelsorger für eventuelle Notfälle bereit.
Weitere Informationen:
Seelsorge an deutschen Flughäfen: www.airportchapel.de
Seelsorge am Düsseldorfer Flughafen: http://ekir.de/airport-seelsorge/