TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Schuld" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Schuld" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Schuld", 29. April, 20.15 Uhr im Ersten
Eine Dorfgemeinde ist aus den Fugen, seit vor zwölf Jahren ein junger Mann erschlagen worden ist. Lange galt Xaver, ein Freund des Opfers, als Mörder, doch die Tat konnte ihm nie nachgewiesen werden.

Im vergangenen Herbst hatte sich der Bayerische Rundfunk zu einer Aufsehen erregenden Entscheidung durchgerungen: Der "Polizeiruf"-Krimi "Denn sie wissen nicht, was sie tun" wurde aus Gründen des Jugendschutzes erst nach 22.00 Uhr ausgestrahlt; junge Zuschauer, hieß es damals, biete der Thriller über die hektische Suche nach einer Bombe zu wenig Momente der Entspannung. Boshaft könnte man nun schlussfolgern: Damit so was nicht noch mal passiert, ist "Schuld" Entspannung pur. Tatsächlich sinkt der Spannungspegel im letzten Drittel spürbar, und das ausgerechnet in jener Phase, da die Geschichte eigentlich auf ihren Höhepunkt zusteuern sollte.

"Nicht zweimal in derselben Sache"

Basis der Handlung (Buch: Stefan Kolditz) ist eine gesetzliche Eigentümlichkeit, die seltsamerweise nur selten Gegenstand von Spielfilmen ist: Wenn ein Urteil juristisch nicht anfechtbar ist, darf einem Beklagten kein zweites Mal der Prozess gemacht werden (lateinisch "Ne bis in idem", nicht zweimal in derselben Sache). Es sei denn, ein Zeuge kann eines Meineides überführt werden; oder der Verdächtige legt ein Geständnis ab. "Schuld" ist trotzdem kein Justizthriller, sondern in erster Linie ein Heimatdrama mit Anklängen an "Romeo und Julia": Eine Dorfgemeinde ist aus den Fugen, seit vor zwölf Jahren ein junger Mann erschlagen worden ist. Lange galt Xaver (Daniel Christensen), ein Freund des Opfers, als Mörder, doch die Tat konnte ihm nie nachgewiesen werden.

Nun will er heiraten: Freundin Kati (Barbara Bauer) ist schwanger. Doch Kati hat eine Schwester bei der Polizei: Anna Burnhauser (Anna Maria Sturm), Polizistin in Ausbildung und junge Kollegin von Hanns von Meuffels (Matthias Brandt), will keinen Mörder zum Schwager. Also lässt sie kurzerhand und ohne Wissen ihres Chefs die Tatwaffe, eine Bierflasche, erneut auf DNS-Spuren untersuchen. Das Ergebnis weist eindeutig auf Xaver, die Verlobungsfeier platzt, und ein Dorf will Blut sehen. Anna verhaftet den Mann, muss ihn aber frustriert wieder laufen lassen: nicht zweimal in derselben Sache.

Regie führt (wie auch bei "Denn sie wissen nicht, was sie tun") Hans Steinbichler, der den Heimatfilm mit seinem Drama "Hierankl" in gewisser Weise neu erfunden hat. Auch hier gelingt ihm eine reizvolle Konstruktion aus krachlederner Gemütlichkeit mit kriminalistischen Momenten. Außerhalb Oberbayerns wird man zwar nicht alles verstehen, aber auf diese Weise kann man um so besser nachvollziehen, wie es dem "Preußen" von Meuffels ergeht. Der Hauptkommissar hilft seiner Assistentin aus der Patsche und übernimmt den Schutz von Xaver; natürlich in der Hoffnung auf ein Geständnis. Eine Stunde lang spitzen sich die Dinge zu, der Mob rottet sich zusammen, aber dann bricht die Nacht herein und die Spannung ab. Ursache ist womöglich der Verzicht auf ein Element, das bis dahin für viel Kurzweil sorgt: unvermutete Heiterkeit.

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Gerade die lebensweisen Einzeiler des von Sigi Zimmerschied mit viel lakonischem Humor verkörperten unterbeschäftigten Beamten  ("Obacht geben, länger leben") sorgen immer wieder für amüsante Abwechslung. Gleiches gilt für Frau Klein, die vierbeinige Begleitung des Ermittlers und so etwas wie der Hund gewordene "running gag" der Geschichte.