"Was Pfingsten bedeutet, ist mir jetzt erst richtig klar geworden“

Reporter Julian Sengelmann macht sich auf die Suche nach den Ursprüngen von Pfingsten
Foto: Thomas Leidig
Reporter Julian Sengelmann macht sich auf die Suche nach den Ursprüngen von Pfingsten
"Was Pfingsten bedeutet, ist mir jetzt erst richtig klar geworden“
Julian Sengelmann spricht über geheiligte iPhones, was ihm Pfingsten bedeutet und wie kirchliche Themen in den Medien laufen.

Herr Sengelmann, Sie machen eine neue Sendung: Warum ausgerechnet über Feiertage?

Julian Sengelmann: Weil überraschenderweise kaum noch jemand weiß, was wir an den jeweiligen Feiertagen  feiern. Wir haben uns alle daran gewöhnt, dass wir an den Feiertagen frei haben – aber warum wir frei haben, das weiß keiner so richtig. Da wurde es höchste Zeit, dass wir dem einmal auf den Grund gehen.

###mehr-personen###Kirchliche Themen in den Medien – welche Erfahrungen machen Sie damit?

Sengelmann: Das fängt jetzt wieder an. Kirchliche Themen haben es schwer gehabt in letzter Zeit, das stimmt. Mit unserer Sendung wollen wir gleichermaßen unterhalten und informativ sein. Dabei aber nicht anbiedernd. Das ist ja sonst oft so, wenn etwas im Fernsehen erklärt wird und ich glaube, das merken die Leute auch. Wie, wenn alte Menschen "Yo“ oder "cool“ sagen, um sich den jungen Menschen anzupassen.

Wie läuft so eine Sendung ab?

###mehr-info###Sengelmann: Es geht damit los, dass ich Menschen auf der Straße frage, was wir eigentlich an den jeweiligen Feiertagen feiern. Man denkt ja gerade bei bekannten Feiertagen immer: Das wissen die Leute bestimmt. Aber wenn man mit der Kamera vor ihnen steht, sagen sie entweder, dass sie nicht gefragt werden wollen oder sie erzählen die wahnsinnigsten Geschichten, bei denen man dann relativ schnell feststellt, dass es so wahrscheinlich nicht gewesen sein kann. Und das gibt uns den Ansporn der Frage auf den Grund zu gehen, nach Israel zu fahren und zu gucken, wo vermeintlich alles passiert ist. Vor Ort begeben wir uns auf Spurensuche und sprechen natürlich auch mit Experten – richtigen und selbsternannten.

Mit Pfingsten haben Sie sich ja eines der schwierigste Feste ausgesucht.

Sengelmann: Genau. Aber gerade da ist ja die Notwendigkeit, das zu erklären noch viel größer. Die Pfingstgeschichte ist schon in der Bibel eine wirklich schwer zu verstehende Geschichte. Jünger, über denen Feuerzungen und ein großes Brausen vom Himmel auftauchen... Und der Heilige Geist...

Kann man Pfingsten überhaupt so erklären, dass es auch Menschen verstehen, die nichts mit der Kirche zu tun haben?

###mehr-artikel###

Sengelmann: Auf jeden Fall! Das ist genau das, was wir versuchen. Wir wollen auch Menschen erreichen, die sich von Haus aus gar nicht für kirchliche Feste oder Glaubensfragen interessieren. Man muss also für "FEIER!tag – Sengelmann sucht“ keine besondere Vorbildung haben.

Können Sie in zwei Sätzen erklären, was man an Pfingsten feiert?

Sengelmann: Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Oder andersrum: Es gibt die christliche Kirche überhaupt nur, weil es Pfingsten gibt.

"Alle weinen, flehen, tragen schwere Kreuze und singen Klagelieder“

Sie sind Theologe, hat sie bei den Dreharbeiten selbst etwas überrascht?

Sengelmann: Ich war von ganz vielem total überrascht! Theologen sind Wissenschaftler, sitzen über der Literatur und vergessen dabei manchmal, auf die Straße zu gehen und zu gucken: Was glauben die Leute eigentlich wirklich? Mich hat vieles tief bewegt, gerade die kleinen Geschichten.

Können Sie eine erzählen?

Sengelmann: Ich will keinem zu nahe treten, aber ich bin Protestant und man hält uns vor, dass wir ein bisschen unterkühlt seien. Vielleicht stimmt das auch, wir sind nicht immer so euphorisch wie manch anderer. Und dann ist man am Karfreitag in Jerusalem: Da sind 40.000 Menschen in engen Gassen, es ist heiß, stickig und alle weinen, flehen, tragen schwere Kreuze und singen dabei Klagelieder. Das ist richtig überfrachtet mit Emotionen, sehr beeindruckend. Es ist interessant und kurios, wie Menschen weltweit ihren Glauben feiern. Eben auch so ganz anders als wir.

Was hat sie überrascht?

Sengelmann: Wir waren beispielsweise in Jerusalem in der Grabeskirche bei dem Salbungsstein  – also der Stein, auf dem Jesus gesalbt worden sein soll – und die Legende besagt, dass alles, was man auf diesen Stein legt, geheiligt ist. An dem Stein stand eine Pilgergruppe aus Kamerun und alle Pilger haben gebetet und geweint und den Stein geküsst. Eine Frau hat, während sie all das machte, ihr iPhone aus der Tasche gekramt, hat es oben auf den Stein gelegt und weitergebetet, so dass sie dann ein geheiligtes iPhone hatte. Einfach kurios. Ich glaube, man bekommt in unserer Sendung einen schönen Eindruck, was es alles gibt und wie Menschen eigentlich feiern.

Feiern Sie selbst Pfingsten auch?

Sengelmann: Ich gehe natürlich in den Gottesdienst, ich bin in meiner Gemeinde aktiv. Aber ich muss sagen, ich feiere Pfingsten jetzt anders. Als Theologe habe ich natürlich gewusst, was Pfingsten bedeutet, aber jetzt ist mir erst richtig klar geworden: Mit jeder Taufe feiern wir auch den Geburtstag der Kirche. Jede Taufe ist auch ein kleines Pfingsten. Das finde ich spannend. Aber ich glaube, ich mache Pfingsten auch ein bisschen frei. Ich hatte jetzt so viel zu tun – da freue ich mich wie jeder andere auch auf ein langes Wochenende.