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763.530 Atheisten, 705.510 evangelische Christen, 301.471 Katholiken, aber auch 300 Sikh und 281 Baha'i gibt es in Berlin. Bunte Punkte repräsentieren die verschiedenen Glaubensgruppen auf der Webseite "So glaubt Berlin". Die interaktive Grafik ist der Aufhänger eines Projektes, das an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin entstanden ist. Zwei Wochen lang haben die 16 Volontärinnen und Volontäre Statistiken und Archive durchgesehen, um möglichst viele Antworten auf die Frage "Wie glaubt Berlin?" zu finden.
Das geht über die reine Zahl der jeweiligen Gläubigen hinaus. "Mit mehr Zeit hätten wir auch noch mehr gefunden", sagt Oscar Tiefenthal, Leiter der EJS. Datenjournalismus heißt diese Variante der Recherche, die die verborgenen Geschichten in der Statistik sucht. Die Volontärinnen an der EJS haben diese Form zum ersten Mal ausprobiert. "Das war ungewohnt", beschreibt Tiefenthal: "Es ist eine Arbeitsweise, die noch nicht selbstverständlich geworden ist." Dabei mussten die Schüler gar keine brandneuen Daten erschließen. Sie konnten die vorhandenen Zahlen so aufbereiten, dass neue Erkenntnisse entstehen, denn bisher hatte noch niemand die Daten in diesen Zusammenhang gestellt.
Mehr Christen in Ostberlin
Die EJS-Schüler fanden zum Beispiel heraus, dass die Zahl der Christen in Ostberlin steigt und sich fast auf das Niveau von Westberlin angleicht. Eine Geschichte, die dem Berliner "Tagesspiegel" eine Titelgeschichte wert war. Außerdem hat die Zeitung einen Teil der Ergebnisse auf einer Doppelseite präsentiert. Wie die Stadt so glaubt, interessiert eben viele Berliner. Wenig verwunderlich in einer Stadt, in der es mehr Gläubige als Atheisten gibt.
Alle Geschichten finden sich auch auf der Webseite von "So glaubt Berlin". Denn aus der Statistik sind eben nicht nur die bunten Punkte entstanden, die sich hüpfend über Berlin verteilen. Die Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten haben sich bei der Recherche eben auch in die Geschichten dahinter vertieft. Reportagen, Interviews, Bildergalerien, Audioslides, Videos - alles erreichbar über die bunt aufbereiteten Statistiken.
Die Zahl der Gläubigen sinkt? Lesen Sie eine Reportage aus einem Glaubenskurs in Hellersdorf, wo es so wenige Christen gibt wie sonst nirgends in Berlin. Sie wollen mehr über die 270 Menschen in Berlin wissen, die an mehr als einen Gott glauben? Besuchen Sie den Cancomblé-Tempel in Kreuzberg. Gott gehört auch zum Fußball? Ja, jedenfalls in der Stadionkapelle von Hertha BSC Berlin. Und die Volontärinnen und Volontäre der EJS bekamen zum Schluss ihrer zweiwöchigen Arbeit noch eine Überraschung: Einen Brief von Gott.
Die Grafik und alle Geschichten finden Sie auf So glaubt Berlin.