Die Bibel im Zeitraffer

Foto: Joe Alblas
Jesus verkündet die Botschaft vom Reich Gottes.
Die Bibel im Zeitraffer
Fernsehsender Vox zeigt zu Ostern zehnstündiges Dokudrama
Von der Schöpfung der Welt bis zur Auferstehung Jesu: Zwischen Gründonnerstag und Karsamstag sind auf Vox zehn Stunden lang Bibelgeschichten zu sehen. Die Originalserie stammt aus den USA und wurde dort heftig diskutiert.
12.04.2014
epd
Konrad Ege

Die Einschaltquoten waren gut, die Kritiken gemischt: Zu Ostern wird die zehnstündige US-Bibelverfilmung "The Bible" in Deutschland gezeigt. "Die bekanntesten Geschichten aus dem Neuen und dem Alten Testament", verspricht der Sender Vox. Weltweit hätten bereits mehr als 95 Millionen Menschen die Serie gesehen. Im US-amerikanischen "History Channel" liefen die zehn Episoden im März 2013. Im Schnitt schauten rund elf Millionen Menschen zu, ein Top-Ergebnis für einen Kabelsender. Auch die DVD-Verkäufe sollen gut laufen, und aus der Miniserie ist ein Kinofilm geworden.

###mehr-artikel### Produziert wurde das Werk vom Ehepaar Mark Burnett und Roma Downey und ihrer christlichen Produktionsfirma "Lightworkers Media", die Musik stammt vom Oscar-Preisträger Hans Zimmer. Burnett ist in den USA vor allem durch die Realityserie "Survivor" bekannt, Roma Downey durch ihre Hauptrolle als Engel in der TV-Serie "Ein Hauch vom Himmel", die in Deutschland auf RTL lief.

"Die Bibel" nun ist Verkündigungsfernsehen und will auch Zuschauer gewinnen, die sonst wenig Interesse an Glaubensdingen haben. Die Serie solle Gott "verherrlichen", sagte Downey dem katholischen Pressedienst der USA. Die zehn Episoden, die am Gründonnerstag mit Paradies und Sündenfall beginnen, können viele Geschichten nur im Zeitraffertempo erzählen. Zeitweilig sei "The Bible" nicht mehr als eine "schwarz-weiße Vereinfachung", in der "große biblische Figuren" wie Abraham, Moses und David nicht richtig entwickelt würden, befand die "New York Times".

Ein Portugiese als Jesus

Viele Zuschauer in den USA sahen das offenbar anders. Vor allem unter Evangelikalen fand die Serie Beifall. Gelegentlich gab es zwar Kritik an theologischen Ungenauigkeiten, doch die Megakirchenpastoren Rick Warren und Joel Osteen lobten, die Sendungen seien ein "Werkzeug zum Evangelisieren".

Jesus-Darsteller Diogo Morgado.
Die Diskussion um die Serie wurde in der US-Öffentlichkeit zur Glaubensache. Produzent Burnett wollte in Interviews verdeutlichen, das Projekt sei mit Gottes Hilfe entstanden. Als die Szene von der Kreuzigung gefilmt wurde, habe ein Mitarbeiter rechtzeitig "48 Kobras und Nattern" am Filmset gefunden, sagte Burnett in "Entertainment Weekly".

Bei der Besetzung der Rollen folgt auch "Die Bibel" dem Klischee der meisten US-amerikanischen Bibelfilme: Die Schauspieler müssen mitteleuropäisch aussehen, Hautfarbe eher weiß, Haar und Bart eher braun. Der Jesus bei Roma Downey und Mark Burnett ist der Portugiese Diogo Morgado, ein Ex-Model mit langem braunen Haar und Bart, das Gesicht makellos, die Zähne strahlend weiß.

Die Darstellung der jüdischen Figuren ist nach Ansicht mancher Kritiker verstörend. Nur die Mitglieder des Hohen Rates, die Jesus nach Berichten der Evangelien an die Römer ausgeliefert haben, trügen immer Gebetsmäntel, kommentierten die Rabbiner Abraham Cooper und Yitzchok Adlerstein vom Simon Wiesenthal Zentrum. Die anderen Juden sähen aus, als "seien sie aus Texas importiert worden". Damit bediene die Serie unterschwellig den Gedanken, die "richtigen" religiösen Juden seien die größten Übeltäter bei der Auslieferung Jesu gewesen.

"Satan sieht aus wie Obama"

Und noch ein Konflikt entbrannte um das Casting der Bibelserie: Der Satan sehe aus wie Barack Obama, spotteten konservative Kritiker des Präsidenten. Der Vergleich sei "absolut unsinnig", konterten Mark Burnett und Roma Downey.

###mehr-info### Bei der Folgeproduktion "Son of God" (Gottes Sohn) haben Downey und Burnett den Teufel jedoch im Schneideraum zurückgelassen: das Licht und nicht die Dunkelheit solle betont werden, erläuterte Downey. Der Film über Jesus Christus mit wiederverwerteten Szenen aus "Die Bibel" ist zurzeit in den US-Kinos zu sehen und hat in den ersten Wochen bereits mehr als 50 Millionen Dollar eingespielt. Das Lob ist groß in kirchlichen Kreisen. Der Film bringe die Bibel zum Leben, urteilte der römisch-katholische Kardinal Donald Wuerl aus Washington.

Es ist nicht die einzige Bibel-Produktion auf der Leinwand. Auch das Sintflut-Epos "Noah" mit Russell Crowe, in Deutschland gerade gestartet, läuft in den USA noch erfolgreich. Hinzu kommt "God's Not Dead" (Gott ist nicht tot) über den Konflikt eines christlichen Studenten mit einem atheistischen Professor. Und noch in diesem Jahr kommt Moses in die Kinos: im Film "Exodus". Offenbar hat die Bibel Hollywood erobert - oder umgekehrt.