TV-Tipp des Tages: "Tatort: Abgründe" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Abgründe" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Abgründe", 2. März, 20.15 im Ersten
In diesem österreichischen "Tatort" geht es um organisierte Prostitution von Kindern, und weil die Drahtzieher zu den ehrenwerten Mitgliedern der Wiener Gesellschaft gehören, werden Eisner und Fellner bis hin zur Suspendierung alle nur denkbaren Steine in den Weg gelegt.

Im Gegensatz zu den Episoden aus Köln, München oder Leipzig, bei denen es immer wieder mal auch Ausreißer nach unten gibt, bewegen sich die Sonntagskrimis aus Österreich seit Jahren durchgängig auf bemerkenswert hohem Niveau, zumal der ORF 2011 mit der eigenwilligen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) Kollegin einen reizvollen Kontrapunkt zum kantigen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) gesetzt hat. Hinzu kommt, dass sich das Duo vom Wiener BKA immer wieder mit ausgesprochen brisanten Themen befassen muss. Das Drehbuch zu "Abgründe" stammt von Uli Brée, einem großartigen Komödienautor. Die besten Arbeiten Wolfgang Murnbergers, darunter "Die Spätzünder", "Die Abstauber" oder die Serie "Vier Frauen und ein Todesfall", basieren auf seinen Vorlagen. Wenn er für den ORF-"Tatort" schreibt, zeigt sich Brée jedoch von einer ganz anderen Seite; auch dieser Film wirkt, als wolle er seine heiteren Geschichten kompensieren. Um so verblüffender sind die gelegentlichen witzigen Momente, die in denkbar krassem Kontrast zur düsteren Handlung stehen: Es geht um organisierte Prostitution von Kindern, und weil die Drahtzieher zu den ehrenwerten Mitgliedern der Wiener Gesellschaft gehören, werden Eisner und Fellner bis hin zur Suspendierung alle nur denkbaren Steine in den Weg gelegt.

Ermittlungen werden blockiert

Optisch und atmosphärisch sind die ORF-Krimis ebenfalls regelmäßig reizvoll. "Abgründe" wurde seinem Titel nicht nur inhaltlich gerecht: Regisseur Harald Sicheritz und Kameramann Thomas Kürzl haben mit den blaugraustichigen Winteraufnahmen eine sehr beredte Bildsprache für die finstere Geschichte gefunden: Bei Abrissarbeiten wird eine Kollegin und einstige Geliebte Eisners tot in einem Haus gefunden, in dem ein Mädchen fünf Jahre lang eingesperrt war. Als Leiterin der Sonderkommission hatte sich die Ermittlerin nie damit abgefunden, dass der Peiniger des Kindes ein Einzeltäter gewesen sein soll. Eisner ist überzeugt, dass die Kollegin aus genau diesem Grund ermordet worden ist, aber ihr Tod gilt als Unfall, seine Ermittlungen werden blockiert. Natürlich lässt er nicht locker und stößt alsbald auf Widersprüche, vermeintliche Pannen, frisierte Akten und gefälschte Beweise. Die Spur führt in die höchsten Kreise.

"Abgründe" ist genauso erschütternd wie der thematisch ganz ähnliche Doppel-"Tatort" aus Niedersachsen, "Wegwerfmädchen" und "Das goldene Band" (Dezember 2012). Hier kommt allerdings noch die persönliche Komponente Eisners hinzu: Die Verbrecher verüben einen Anschlag auf den Oberstleutnant, verbunden mit der Warnung, wer ins Wespennest steche, werde selbst gestochen; allerdings trifft das Attentat nicht den Beamten, sondern seine Tochter.

Zum Ausgleich für die sinistre Geschichte hat Autor Brée seinen beiden Hauptfiguren einige wunderbare Dialogszenen geschrieben; gerade Krassnitzer trägt die Pointen unnachahmlich trocken vor. Andererseits rastet Eisner auch mal aus und verprügelt einen Kollegen, der offenbar mit den Gangstern unter einer Decke steckt. Dass sich Brée trotzdem scherzhafte Szenen erlaubt, in denen unter anderem der von Eisner bloß abschätzig "Zuhälterflunder" genannte Pontiac Firebird Fellners zum ungünstigsten Zeitpunkt liegen bleibt, sorgt immer wieder für Überraschungen.