Leider zu vage: Thema Kinderpornografie bei Jauch

Günther Jauch
Foto: dpa/Rainer Jensen
Moderator Günther Jauch
Leider zu vage: Thema Kinderpornografie bei Jauch
Die Debatte um den Fall Edathy und das Thema Kinderpornografie ist brisant, aber wenig kontrovers. Konsens ist: Opfer müssen geschützt werden, Täter gehören bestraft. Konkrete Aussagen, wie die Gesetze künftig aussehen sollen, brachte die Sendung von Günther Jauch am Sonntagabend allerdings nicht.

"Ich sehe kaum einen Markt für Kinderpornografie im Internet", sagt der Rechtsanwalt und Blogger Udo Vetter. Seine Begründung: In fast allen Ländern dieser Welt ist der Handel oder Besitz kinderpornografischen Materials strafbar. Interessenten haben deshalb nach seiner Auffassung kaum eine Chance, entsprechende Videos oder Bilder online zu bezahlen. Der Geldverkehr werde schließlich fast lückenlos überwacht.

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Diese Aussage von einem Juristen gehört aber schon zu den überraschendsten Momenten in der Sendung von Günther Jauch. Unter dem Titel "Lustobjekt Kind – was tun gegen das böse Geschäft mit nackten Jungen und Mädchen?" knüpfte Jauch an die Diskussion über den SPD-Politiker Edathy an. Dem wird vorgeworfen, kinderpornografisches Material bezogen zu haben. Edathy selbst hält die Bilder von nackten Jungen für "eindeutig legal".

Natürlich positioniert sich Vetter - wie alle anderen - gegen Kinderpornografie. Doch er merkt an, dass viele Filme nicht über kommerzielle Netzwerke verbreitet werden, sondern "dokumentierter Kindesmissbrauch in unserer Nachbarschaft" ist. Diese Filme würden dann gratis in entsprechenden Foren getauscht. Schärfere Gesetze gegen Kinderpornografie hält Vetter daher nicht unbedingt für notwendig.

Wie könnten schärfere Gesetze aussehen?

Ganz anders sehen das Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig von der SPD und Bernd Siggelkow, Pastor und Leiter des Jugendhilfswerks "Die Arche". Schwesig setzt sich klar für striktere Gesetze ein und fordert "keine falsche Toleranz" gegenüber den Tätern.

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Gegenwind bekommt sie dabei von dem Journalisten Sebastian Bellwinkel. Der prangert an, dass Politiker sich mit "populistischen" Versprechen in die Debatte einmischten, aber wenig täten. Seiner Meinung nach gibt es unter anderem zu wenig Therapieangebote für Missbrauchsopfer. Außerdem weist er darauf hin, dass polizeiliche Ermittlungen in Zusammenhang mit Kinderpornografie manchmal eingestellt werden müssten, weil zu wenig Personal zur Verfügung stehe. 

Wie um ihn zu beschwichtigen, ändert Schwesig im Verlauf der Sendung ihren Blick: Sie sagt, dass es "nicht reicht, nur die Gesetzeslücken zu schließen". Sie spricht davon, wie wichtig Therapie- und Präventionsangebote für Pädophile sind, dass die Polizei mehr Ressourcen braucht, damit genügend Ermittler kinderpornografischen Delikten nachgehen können. Und sie räumt ein, dass es für die Bundesregierung in diesem Bereich noch viel zu tun gebe, aber auch schon einige Erfolge erzielt worden seien. Was bleibt? Kaum konkrete Zusagen, aber viele Worthülsen, die im Politikbetrieb wohl dazugehören.

Siggelkow appelliert zwar an die Politiker, sofort mit schärferen Gesetzen gegen Kinderpornografie vorzugehen. Wie die genau aussehen sollen, lässt er leider offen. Siggelkow wünscht sich, dass Eltern, Kinder und Jugendliche sensibler damit umgehen, welche Fotos sie von ihren Kindern beziehungsweise von sich selbst ins Netz stellen. Wichtig sei, dass im Alltag Wege gefunden werden, um Täter und Opfer zu schützen. Beispielsweise sei ein blickdichter Zaun um einen Kinderspielplatz sinnvoll.

Nicht jeder Pädophile wird übergriffig

Nützliche Hintergrundinformationen zur Pädophilie gibt der Sexualpsychologe Christoph J. Ahlers. Er macht beispielsweise deutlich, dass nur etwa die Hälfte der Männer, die Kinder missbrauchen, pädophil sind und dass umgekehrt nicht jeder Pädophile übergriffig wird.

Die Sendung hat interessante Ansätze, die Gesprächspartner bleiben in ihren Forderungen, ihrer Kritik oder ihren Verbesserungsvorschlägen aber leider zu vage. Was also wirklich "gegen das böse Geschäft mit nackten Jungen und Mädchen" zu tun ist, bliebt weitgehend offen.