TV-Tipp des Tages: "Der Wagner-Clan" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Der Wagner-Clan" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Der Wagner-Clan – Eine Familiengeschichte", 23. Februar, 20.15 Uhr im Zweiten
Es geht nur mittelbar um den ebenso genialen wie wegen seines Antisemitismus umstrittenen Komponisten. Der Film beginnt mit Wagners Tod, der überhaupt erst die weiteren Verwicklungen auslöst, weil Gattin Cosima das Vermächtnis mit Zähnen und Klauen zugunsten ihrer Kinder verteidigt.

Produzent Oliver Berben hat bereits diverse großartige TV-Produktionen auf den Weg gebracht, aber "Der Wagner-Clan" ist womöglich sein Meisterstück.

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Schon Mehrteiler wie "Krupp" oder "Das Adlon" verdeutlichten seine bemerkenswerten produzentischen Fähigkeiten, von anderen Arbeiten wie "Die Patriarchin" und "Afrika, mon amour" oder der Krimireihe "Rosa Roth" ganz zu schweigen. Immer wieder stehen Familien im Zentrum, davon künden auch auch die Titel ("Familiengeheimnisse") oder ihre Zusätze ("Krupp – Eine deutsche Familie", "Das Adlon - Eine Familiensaga"). Im Film "Der Wagner-Clan - Eine Familiengeschichte" geht es daher nur mittelbar um den ebenso genialen wie wegen seines Antisemitismus umstrittenen Komponisten. Mit teilweise grandiosen, auch dank der Ausstattung wie Gemälde wirkenden  Bildern (Kamera: Hannes Hubach, Produktionsdesign: Benedikt Herforth) erzählt Autor Kai Hafemeister "Die Geschichte der Familie Wagner" (so der Untertitel). Darin liegt auch der Reiz des 4,3 Millionen Euro teuren und mit 105 Minuten eher noch zu kurzen Werks: Der große Name schützt die Familienmitglieder nicht vor Missgunst, Eifersucht und Intrigen. Die Handlung mag vor hundert Jahren spielen, aber die Konflikte sind zeitlos, zumal Hafemeisters Drehbuch teilweise durchaus deftig und sogar humorvoll ist; die Dialoge sind ohnehin wunderbar.

Die herrische schwarze Witwe

Kühn ist auch der Entschluss, für den weitaus größten Teil der Handlung auf den Namensgeber zu verzichten: Der Film beginnt mit Wagners Tod, der überhaupt erst die weiteren Verwicklungen auslöst, weil Gattin Cosima das Vermächtnis mit Zähnen und Klauen zugunsten ihrer Kinder verteidigt. Iris Berben wirkt in vielen Produktionen ihres Sohnes mit, insofern überrascht es nicht, dass sie die Patriarchin spielt. Aber wie sie das tut, ist so beindruckend, dass man sich keine andere für die Rolle vorstellen mag: Ohne eine Miene zu verziehen, mit seltenem Lächeln, das nie die Augen erreicht, versieht sie diese herrische schwarze Witwe, die ihr Leben auch nach Wagners Tod ganz in dessen Dienst stellt, mit einer Kompromisslosigkeit, die einen Schaudern macht; selbst wenn sich vielleicht nicht alles in dieser Dichte zugetragen hat, schließlich war es nicht Hafemeisters Aufgabe, ein dokumentarisches Drehbuch zu verfassen.

Ähnlich gut besetzt sind die weiteren Rollen: Heino Ferch als intriganter, abstoßend deutschnationaler Engländer, der sein Glück der Reihe nach bei allen Wagner-Frauen probiert, Petra Schmidt-Schaller als später verstoßene Tochter Isolde und Felix Klare als ihr Mann, der sich trotz seines Talents als Dirigent hinter Siegfried Wagner anstellen muss. Lars Eidinger fügt seiner Vielzahl großer Rollen in den letzten Jahren als überschätzter schwuler Wagner-Sohn eine weitere schillernde Facette hinzu. Abgerundet wird das Ensemble durch Eva Löbau (Eva Wagner) sowie Justus von Dohnányi, der in den dramaturgisch raffiniert eingesetzten kurzen Rückblenden den alten Wagner verkörpert. Kongenial ist auch die Musik von Kai Kobilke, der in seinen Soundtrack immer wieder Wagner-Motive einarbeitet, auch wenn es Wagnerianer womöglich nicht goutieren werden, dass zur Steigerung der Höhepunkte gern der "Walkürenritt" ertönt.

Eine Überraschung ist der Name der Regisseurin, allerdings keineswegs, weil Christiane Balthasar bislang nicht aufgefallen wäre. Ihre Filmografie besteht jedoch zum größten Teil aus Reihenkrimis und teilweise durchaus beachtlichen Thrillern ("Die Kronzeugin - Mord in den Bergen", auch mit Berben). Mit "Der Wagner-Clan" ist ihr ein wuchtiges und dennoch immer wieder verspieltes Sittengemälde gelungen, das dem gelegentlichen Pathos zum Trotz für ein historisches Drama überraschend mutig und modern ist.