Die aktuelle Eskalation der Gewalt ist nach Ansicht des lutherischen Pfarrers eindeutig durch die Regierung ausgelöst worden. "Auf dem Maidan stehen friedliche Menschen, keine Terroristen. Niemand von ihnen will und wollte diese Gewalt."
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Da seien Ärzte, Studenten und Menschen aus allen sozialen Schichten auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz versammelt. "Ich habe friedliche Proteste mit Reden, Gesang und Tanz auf dem Maidan beobachtet", fügte Haska hinzu. In Medien seien seiner Ansicht nach die Protestierenden teilweise als gewalttätige Terroristen verleumdet worden. "Darüber gab es so boshafte Kommentare."
Für eine friedliche Konfliktlösung müsse Präsident Viktor Janukowitsch zurücktreten, forderte der Auslandspfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Kiew. "Die Menschen auf dem Maidan kämpfen für ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Werte. Sie wollen Demokratie und ein Land, das nicht in Korruption versinkt."
Präsident nicht mehr haltbar
Der Präsident sei für die Ukrainer auf dem Platz seit Ausbruch der Kämpfe nicht mehr haltbar, unterstrich Haska. Um zu einer Lösung zu kommen, wäre es ein erster Schritt, dass Janukowitsch alle weiteren gewalttätigen Aktionen sofort stoppt. Zudem wäre es ein Schritt in Richtung Demokratie, dass der Präsident Machtbefugnisse dem Parlament übertrage. Doch Janukowitsch stelle sich nicht einmal dieser Diskussion.
Gerade sei es relativ ruhig im Kiewer Stadtzentrum, nur wenige hundert Meter vom Maidan entfernt, dem zentralen Platz, auf dem sich seit Wochen die Demonstranten versammeln. "Doch die Anspannung ist groß, es fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm", sagte Haska am Mittwochmittag.
Er vermute, dass die Regierung noch den gesamten Maidan räumen werde. Nur eine Feuerwand schütze derzeit die Oppositionellen. Wasserwerfer seien bereits am Dienstag eingesetzt worden. Die evangelischen Kirche Sankt Katharina im Kiewer Stadtzentrum ist nur wenige hundert Meter vom Maidan entfernt, auf dem seit Dienstagnachmittag mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen sind, mehr als 1.000 wurden verletzt. Schon seit Beginn der Unruhen im Dezember werden von Gemeindemitgliedern Kranke und Verletzte gepflegt.
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Haska selbst war am Dienstag von einem Gummigeschoss an der Hand getroffen. "Ach, so schlimm ist das nicht", sagte er. Es tue zwar noch etwas weh und sei geschwollen, aber im Gegensatz zu den Verwundungen, die andere bei den Kämpfen erlitten haben, sei das wirklich nicht bemerkenswert.
Woher er die Kraft nehme, angesichts der vielen Verletzten zu helfen? "Ich mach das ja nicht allein, viele Helfer sind da, das ist Gemeinde", so der Pfarrer. "Und Kraft ziehen wir aus unserem Glauben. Wir müssen einfach helfen." Er zitiert in dem Zusammenhang gerne an das Matthäusevangelium. "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Mt 25, 31-46)."