Die Geschichte dieses Films beginnt mit dem Ende; so heißt zumindest das erste Kapitel. Tatsächlich wird sich das Ende viel später, wenn die neunzig Minuten fast schon wieder vorbei sind, als Anfang entpuppen, doch bis es soweit ist, müssen Katja (Katharina Wackernagel) und Jan (Barnaby Metschurat) zehn Jahre älter werden und entsprechend viel Lebenserfahrung sammeln. Manchmal muss man eben erst mal falsch abbiegen, um zu erkennen, dass man auf dem richtigen Weg war.
Trennung in Freundschaft
Der Österreicher Matthias Steurer hat mit der Romanverfilmung "Kleine Schiffe" (im Dezember im "Ersten") eine wunderbar leichtfüßige, ausgesprochen kurzweilige und trotzdem zum Nachdenken anregende Komödie gedreht. Nachdenklich ist dem etwas beliebigen und entsprechend rasch vergessenen Titel zum Trotz auch sein neuer Film "Immer wieder anders", komisch aber nur selten, dafür ist das Thema zu ernst: Kaum ist die Familie ins Traumhaus eingezogen, findet Katja raus, dass Jan seit einem Jahr eine Affäre hat. Kurzerhand setzt sie ihn vor die Tür, ruckzuck reicht sie die Scheidung ein.
Immerhin trennt sich das Paar in Freundschaft, sie unterstützt ihn sogar beim Aufbau einer neuen Existenz: Der Steuerberater erfüllt sich seinen Traum vom eigenen Restaurant, und die junge Französin (Laura de Boer), die Katja ihm als Kellnerin empfiehlt, wird seine neue Lebensgefährtin. Überrascht stellt die Ex-Frau fest, dass sie eifersüchtig ist, tröstet sich allerdings mit ihrem verwitweten Lehrerkollegen Bernhard (Sebastian Bezzel), der gern mehr wäre als nur der Lückenbüßer. Und so gehen die Jahre ins Land, Jan wird zum dritten mal Vater, das Restaurant entpuppt sich als Goldgrube, aber trotz der unterschiedlichen Lebenswege bleibt ein stabiles Band zwischen den Ex-Eheleuten; bis Katja endlich Bernhards Werben nachgibt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Steurer erzählt die Geschichte (Buch: Sophia Krapoth) unaufgeregt, die Inszenierung ist unauffällig, die Hauptdarsteller sind ausgesprochen glaubwürdig und sympathisch, die Nebenfiguren von bestem Freund (Oliver Bröcker) und bester Freundin prägnant und interessant besetzt; gerade Tina Amon Amonsen setzt markante Akzente. Alle vier irritieren allerdings durch ihre Alterslosigkeit; die zehn Jahre gehen äußerlich spurlos an den Hauptfiguren vorüber. Während die Einteilung der Geschichte in mehrere Kapitel durchaus sinnvoll ist, war eine andere Idee weniger gut: Zwischendurch müssen Wackernagel und Metschurat wie in einer Dokumentation in Richtung Kamera die Befindlichkeiten von Katja und Jan erläutern.