Das zentrale Bildmotiv dieses Films erzählt bereits die ganze Geschichte: Eine Frau wacht eines morgens in einem Hotelzimmer nackt zwischen zwei Männern auf. Der Abend zuvor ist komplett aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Mehrere Wochen später stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Das allein ist schon ein interessanter Ansatz, aber Hansjörg Thurn, der sich sonst vor allem als Regisseur hervortut ("Die Wanderhure", "Der Seewolf"), setzt noch eins drauf: Kerstin, erfolgreiche Abteilungsleiterin in einer Steuerkanzlei, hat ihr Dasein ganz und gar der Arbeit gewidmet. Männer kommen in ihrem Leben nicht vor, schließlich hat die einst vom Gatten verlassene Mutter ihr stets gepredigt, Kerle seien zwar gut fürs Bett, aber nicht in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Der Sex im Hotel war Kerstins erster seit langem. Aber entweder ist an dem abendlichen Betriebsfest noch mehr passiert, oder es hat sich nach gut zweitausend Jahren das Wunder der unbefleckten Empfängnis wiederholt: Ein Test ergibt zweifelsfrei, dass keiner der beiden männlichen Teilnehmer der menage à trois der Vater sein kann.
Ein "Brandbeschleuniger fürs Triebleben"
Eine originelle Geschichte, die Thurn zudem mit interessanten Figuren bevölkert. Die karrierefixierte Kerstin (Nadja Becker), als Chefin eine Katastrophe, was das Sozialverhalten angeht, ereilt in Form der Schwangerschaft die gerechte Strafe; schließlich hat sie sich ausschließlich mit Männern umgeben, weil die nicht schwanger werden können. Die Herren aus dem Hotel sind zudem jene beiden Kollegen, mit denen sie zu allerletzt was angefangen hätte, Gregor (Rüdiger Klink) ist ein Duckmäuser, den Kerstin ständig runterputzt, und Simon (Bert Tischendorf) ist ihr vom Chef (Otto Mellies) aufs Auge gedrückt worden: Der elternlos aufgewachsene junge Mann ist sein Neffe. Simon ist begnadeter Parcours-Sportler und hat wenig Lust, sich auf seinen Beruf zu konzentrieren; der Job in Kerstins Abteilung ist seine letzte Chance.
"Drei in einem Bett" ist eine romantische Komödie, und es liegt in der Natur des Genres, dass sich gerade Simon und Kerstin näher kommen; auch wenn der junge Mann seine Chefin regelmäßig auflaufen lässt. Mindestens so interessant wie das zentrale Duo, das sich allen Anfeindungen zum Trotz gegenseitig ziemlich attraktiv findet, ist Kerstins persönlicher Assistent Achim, den Maximilian Grill mit vielen feinen Nuancen versieht: Er löst das ganze Malheur überhaupt erst aus, weil er als Vitaminpräparat ausgibt, was laut seinem schwulen Freund (Dominik Booer) ein "Brandbeschleuniger fürs Triebleben" ist; erst recht in Verbindung mit Alkohol, dem die ansonsten absolut abstinente Kerstin am Abend des Betriebsfestes herzhaft zuspricht.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Regisseur Wilhelm Engelhardt widerstand der Versuchung, das zweifelsfrei vorhandene zotige Potenzial der Geschichte auszuweiden, und konzentriert sich statt dessen auf seine Darsteller. Nadja Becker, sonst für Sat.1 gern als beste Freundin der Heldin besetzt ("Danni Lowinski", "Die Wanderhure"), aber in der Komödie "Kissenschlacht" auch schon Hauptdarstellerin, kommt mit der Herausforderung der zentralen Figur sehr gut klar. Eine kurzweilige Komödie mit sehenswerten Schauspielern, guten Dialogen und einigen hübschen Einfällen, was allerdings nicht für die völlig unnötigen pseudo-dokumentarischen Kommentare à la "Stromberg" gilt.