Suchmaschinen waren gestern, jetzt gilt: "Selber suchen!"

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Den Kopf in den Sand stecken, weil nicht alles auf den ersten Blick zu finden ist? Ist doch gar nicht nötig.
Suchmaschinen waren gestern, jetzt gilt: "Selber suchen!"
Wenn ich etwas wissen will, führt mich der erste Weg ins Internet. Potenziell steht mir mit ein paar Klicks fast unbegrenztes Wissen zur Verfügung - den Suchmaschinen sei Dank. Was aber, wenn diese Suchmöglichkeit verschlossen bleibt? Anlässlich der Fastenaktion der evangelischen Kirche "7 Wochen ohne falsche Gewissheiten" wage ich einen Selbstversuch zum Wochenmotto "Selber suchen".

Das diesjährige Motto der evangelischen Fastenaktion lautet "Selber denken! Sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten". Zum Wochenthema "Selber suchen" (Philipper 3,12-14) recherchiere ich Infos übers Fasten - und zwar ganz ohne die Hilfe einer Suchmaschine oder anderer Internetseiten.

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Meine erster Gedanke: Ruf deine Hausärztin an. Sie ist auch Ernährungsmedizinerin und ich hoffe, dass sie mir erklären kann, warum Fasten dem Körper gut tut und was ich dabei beachten muss. Ihre Telefonnummer? Auswendig weiß ich sie leider nicht, aber ich habe sie in meinem Handy gespeichert. Als ich die Ärztin erreiche, freut sie sich, dass ich mich für das Thema interessiere und erklärt mir geduldig, was ich wissen will. Soweit so gut.

Jetzt suche ich Menschen, die in ihrem Leben schon mal gefastet haben und mir erzählen können, wie es ihnen dabei gegangen ist. Ich erinnere mich, dass im Pfarrbrief meiner Gemeinde mal ein Aufruf zu einem Fastenkurs stand, vielleicht gibt es den ja auch dieses Jahr wieder. Dann könnte ich mit den Initiatoren sprechen, fragen, ob die Teilnehmer mir ihre persönlichen Geschichten erzählen und vielleicht sogar selbst bei einem Treffen dabei sein. Doch das Gemeindeblättchen mit den Kontaktdaten liegt natürlich längst in der Altpapiertonne zwischen alten Magazinen und zerknüllten Cornflakesschachteln. Einfach anrufen kann ich das Pfarrbüro also nicht.

Vor verschlossenen Türen

Ob ich noch irgendwo ein altes Telefonbuch herumliegen habe?, überlege ich, durchwühle meine Kommode und stelle meine Schreibtischschubladen auf den Kopf - Fehlanzeige. Warum sollte ich mir auch einen so unhandlichen Papierschinken in die Wohnung legen? Mein Computer läuft sowieso den ganzen Tag und ich kann jede Telefonnummer in Null-Komma-Nichts herausfinden - wenn ich nicht gerade "selber suche".

Eine Möglichkeit wäre, direkt ins Gemeindebüro zu laufen und dort nachzufragen, ob es wieder eine Fastengruppe gibt, schließlich liegt es bei mir um die Ecke. Jetzt ist es allerdings nach 18 Uhr, da erreiche ich sicher niemanden mehr. Kein Problem, dann probiere ich mein Glück eben morgen vor der Arbeit. Doch am nächsten Morgen stelle ich fest, dass das Büro nur von neun bis zwölf Uhr besetzt ist. Da muss ich allerdings an meinem eigenen Schreibtisch in der Redaktion sitzen. Ohne einen Dienstreiseantrag kann ich also nicht persönlich vorbeischauen. Aber immerhin: Im Schaukasten an der Kirche finde ich die Telefonnummer des Gemeindebüros. Ich freue mich richtig darüber, denn ich bin meinem Ziel, Kontakt zu einer Fastengruppe aufzunehmen, zumindest ein kleines Stückchen näher gekommen.

Am nächsten Tag rufe in der Gemeinde an. Eine freundliche Sekretärin erzählt mir, dass auch dieses Jahr ein Fastenkreis stattfindet. "Den gibt´s doch immer!" Ich sei herzlich eingeladen mitzufasten. Sie erklärt mir, wann sich die Interessenten zu einem ersten Kennenlernen treffen, wo die regelmäßigen Treffen stattfinden und wer den Kurs leitet. Das sind hilfreiche Infos. Mein Problem ist allerdings, dass sich die Gruppe erst zur Fastenzeit trifft, mein Artikel aber schon im Vorfeld erscheinen soll. Doch die Gemeindemitarbeiterin ist engagiert und verspricht mir, ein paar Teilnehmer aus dem letzten Jahr anzufragen und sich samt deren Kontaktdaten wieder bei mir zu melden, falls die Leute bereit sind, mit mir über ihre Fastenerfahrungen zu sprechen. Klasse.

Schon ganz schön staubig: Das gute alte Lexikon

Was mir jetzt noch fehlt, sind ein paar Fakten zum Thema Fasten. Wann die Fastenzeit beginnt, kann ich noch ganz altmodisch in meinem Kalender nachschauen. Da steht natürlich nicht "Beginn der Fastenzeit", sondern der Aschermittwoch drin. Außerdem bin ich neugierig, was der Brockhaus mir übers Fasten verrät. Gut, dass so ein Werk noch in der Redaktion steht, die Ausgabe ist von 1966 und schon eingestaubt, aber für meine Zwecke ist das egal.

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Ich erfahre, dass Fasten einerseits aus medizinischen Gründen sinnvoll sein kann, andererseits aber ein religiöser Brauch ist, der eine "Enthaltung von Essen" ebenso bedeuten kann wie ein "zeitweiliger Verzicht auf bestimmte Speisen". Der Artikel erklärt Motive des Fastens und die Bedeutung des Fastens in anderen Kulturen und die kirchengeschichtliche Herleitung des Brauchs. Als ich bei "Fastenblumen" und "Fastenbrief" angekommen bin, schlage ich den Brockhaus zu. Die Informationen aus dem Lexikon bringen mir zwar keine aktuellen Fakten zu der diesjährigen Fastenaktion, aber für den Hintergrund reicht es, schließlich hat sich an dem jahrhundertealten Brauch nicht viel geändert.

Kolleginnen helfen mit einem Fastenkalender und einer Idee

Um Informationen speziell zu der diesjährigen Aktion zu bekommen, spreche ich meine Redaktionskollegin an, die für "7 Wochen Ohne" verantwortlich ist. Zunächst ist sie ziemlich verwundert. "Schau unter 7wochenohne.de nach, da findest du alles Wichtige auf einen Blick", lautet ihr Rat. Ich erkläre ihr, dass ich für meine Recherche ohne Internet auskommen muss - getreu dem Motto "Selber suchen". "Ah, das ist eine schöne Idee, dann komm` in mein Büro, ich erzähl dir alles, was du brauchst", meint sie. Doch ihr erster Impuls führt auch sie auf die Internetseite, bis ich ihr erkläre, dass andere suchen lassen auch gegen die Regeln meines kleinen Experimentes verstößt. Ein Glück, dass sie sich sehr gut mit der Kampagne auskennt, dass Flyer aus diesem und den letzten Jahren ebenso in ihrem Büro liegen wie die verschiedenen Fastenkalender zu "7 Wochen Ohne".

Jetzt habe ich - ganz ohne Internetrecherche - alle Informationen und Geschichten zusammen, die ich brauche und kann mit meinem Text loslegen. Nur ein Bild fehlt noch, aber die Bildredakteurin ruft mir aufmunternd zu: "Kein Problem, ich suche dir eins raus." Allerdings benutzt sie dafür normalerweise Datenbanken - im Internet. Das gilt nicht. Aber die Bildredakteurin hat eine Idee: "Ich mache einfach selbst ein Foto, dann muss ich keins suchen."