Bei einer Katastrophe sofort helfen: Dafür wurde die "Aktion Deutschland Hilft", ein Bündnis aus 22 Organisationen, gegründet. Viele Bürger spenden online oder per Telefon. Mündlich oder per Mausklick bestätigen sie, dass die Spende als Lastschrift von ihrem Konto abgebucht werden darf.
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Ab 1. Februar oder - wenn sich der Vorschlag der EU-Kommission durchsetzt - ab August wird diese Art der Spende ein Problem. Dann gelten die Regeln der Single European Payments Area (Sepa) für bargeldlose Zahlungen.
Damit haben nicht nur Kontonummer und Bankleitzahl ausgedient. Auch die Regeln für Einzugsermächtigungen ändern sich: Bevor abgebucht werden kann, muss ein Mandat des Überweisenden vorliegen - mit einer Unterschrift von Hand. Danach bekommt der Zahlungswillige eine sogenannte Mandats-Referenznummer, mit der er die Abbuchung auf seinem Konto kontrollieren kann.
"Nicht ganz zu Ende gedacht worden"
"Für einmalige schnelle Spenden können wir das nicht leisten", sagt Anja Trögner von "Aktion Deutschland Hilft". "Dann müssten wir jeden Tag ganze Lkw mit Briefen losschicken und wüssten auch gar nicht, wo wir die Antworten lagern sollten." Denn: Bei Aktionen wie nach der Flut auf den Philippinen rufen täglich 5.000 Menschen bei der Spendenhotline an.
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"So sind letztes Jahr 31,5 Millionen Euro zusammengekommen", sagt Trögner. "Wir können nicht für jede Fünf-Euro-Spende ein schriftliches Mandat einholen." Das Bündnis müsse dann deutlich mehr Geld für Verwaltung ausgeben und das Geld der Spender komme später bei den Hilfebedürftigen an. Trögner: "Genau das wollen die Spender nicht."
An der Sepa-Umstellung arbeitet das Bündnis seit über einem Jahr, hat alle regelmäßigen Spender angeschrieben, sich für Daueraufträge Mandate erteilen lassen, falls noch keine Unterschriften vorlagen. Die Software wurde auf die neuen internationalen Kontonummern IBAN und BIC umgestellt. Bei den Einmal-Spenden setzt Trögner in der Übergangsphase auf die Kulanz bei den Banken: "Wir bieten weiter Telefon- und Online-Spenden an."
Sepa macht vielen Spendenorganisationen Sorgen. "Wir rechnen in den ersten Monaten mit Spendenrückgängen von 20 bis 30 Prozent", sagt Daniela Felser vom Deutschen Spendenrat. Vor allem für spontane Spenden sei Sepa eine Hürde: Weil die 22-stellige IBAN nicht mal eben beim Fernsehen notiert werden kann. Und auch die Rechtslage der Telefonspenden sieht sie weniger optimistisch: "Es muss ein Mandat vorliegen. Der Spender muss es erhalten, unterschreiben und zurückschicken."
Der Spendenrat will in den nächsten Wochen mit den großen Fernsehsendern über Lösungen sprechen. "Potenzielle Spender können zu weiteren Informationen ins Internet verwiesen werden, wo sie natürlich auch per Überweisung spenden können", sagt Felser. Allerdings seien viele Spender über 60 Jahre alt und nutzten seltener Online-Banking.
"Sepa ist an dieser Stelle nicht ganz zu Ende gedacht worden - zu Lasten der Soforthilfe", sagt auch Arne Peper vom Deutschen Fundraisingverband. "Es entstehen neue Verwaltungskosten, die bei manchen sogar das Spendensiegel gefährden."
Zahlenketten sind ein Problem für Ältere
Die meisten Organisationen seien aber gut auf Sepa vorbereitet, glauben beide Verbände. "Sorgenkinder sind die Kleineren, die vor allem ehrenamtlich arbeiten", sagt Peper. "Da haben viele erst spät verinnerlicht, dass die Umstellung auch sie betrifft."
Den großen evangelischen Hilfswerken Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe bereitet Sepa keine Sorgen: "Wir haben alles umgestellt und erwarten keine Spendeneinbrüche", sagt Medienreferatsleiterin Svenja Koch. Bei Bethel, das kranke und behinderte Menschen in Deutschland unterstützt, wäre eine Fristverlängerung für die Umstellung aber sehr willkommen. "Unsere Spender sind älter und haben Probleme mit den langen Nummern", sagt Bethel-Sprecher Jens Garlichs. "Zieht sich der Übergang länger hin, haben sie sich hoffentlich schon an die neuen Zahlenketten gewöhnt."