Ein Terrorgürtel durch Afrika

Foto: dpa/Elyas Ahmed
Ein Autobomben-Anschlag hat mehrere Regierungsfahrzeuge getroffen. Sieben Menschen wurden bei diesem Anschlag im Jahr 2013 in Mogadischu, Somalia getötet.
Ein Terrorgürtel durch Afrika
Die Bilder vom blutigen Angriff auf das Westgate-Einkaufszentrum im ostafrikanischen Nairobi stehen noch vor Augen: Sie brachten den islamistischen Terror in Afrika jäh in die europäischen Wohnzimmer. Der Überfall im September war nur einer der grausamen Terrorakte in einer ganzen Reihe, die muslimische Extremisten in den vergangenen Monaten quer durch den Kontinent verübten. Bereits im Januar 2013 war eine Erdgasförderanlage bei der algerischen Stadt In Aménas überfallen worden. Jetzt rissen mutmaßliche Islamisten in Nigeria wieder Dutzende Menschen in den Tod.

Die Gefahr solcher Anschläge scheint zu wachsen. Und immer stärker schwappt der Terror über Grenzen. Organisierte Islamisten sind mittlerweile quer über den Kontinent verbreitet, von Mauretanien am Atlantik durch den Sahel und Sudan bis nach Mogadischu am Indischen Ozean. Auch weiter südlich, an den Küsten Kenias und Tansanias, haben gewaltbereite Islamisten Zulauf. Sie verüben Anschläge, die meist die eigene Bevölkerung treffen. Daher kommen sie - anders als Westgate - kaum in die europäischen Schlagzeilen. In Nigeria bekannte sich die Boko-Haram-Sekte zu dem jüngsten Anschlag.

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Wie dort liegen die Brennpunkte der als islamistisch bezeichneten Gewalt in vernachlässigten und lebensfeindlichen Regionen - wie auf einem Band, das den Kontinent durchzieht. In diesen Gegenden können die Menschen schon seit Jahrzehnten nicht auf ihre Regierungen bauen. Im trockenen und verarmten Nordnigeria, wo Boko Haram seit Jahren immer wieder blutige Anschläge verübt, bekommen die Menschen von ihrer politischen Führung nicht viel mehr mit als immer wieder Repressionen. Extremisten spielt das in die Hände.

Bei den Überfällen von Nairobi und In Aménas waren Ausländer unter den Opfern. Die Terrorakte machten international Schlagzeilen. In Nairobi gab es mindestens 70 Tote, fast 300 Menschen wurden verletzt. In Algerien wurden zunächst über 100 internationale Mitarbeiter als Geiseln genommen, bei der gewaltsamen Befreiung durch algerische Spezialkräfte kamen fast 40 Ausländer ums Leben

Gruppen mit Verbindung zu Al-Kaida

Die beiden Überfälle weisen zudem noch weitere Gemeinsamkeiten auf. Zu beiden bekannten sich islamistische Gruppen mit Verbindung zum Terrornetzwerk Al-Kaida: in Kenia die somalische Al-Shabaab-Miliz, in Algerien ein Kommando unter Führung von Mokhtar Belmokhtar. Beide Angriffe waren schließlich die Vergeltung für Militäraktionen in Nachbarstaaten: Belmokhtars Kommando bezeichnete das Attentat von In Aménas als Vergeltung für das Eingreifen Frankreichs gegen militante Islamisten im benachbarten Mali. Und die Al-Shabaab-Miliz sprach beim Sturm auf das Westgate-Zentrum von Rache für den Einmarsch der kenianischen Armee in Somalia im Kampf gegen die dortigen Islamisten.

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Diese blutigen Ereignisse sowie die Krise in Mali, wo islamistische Gruppen zeitweilig den Norden des Landes unter ihre Kontrolle brachten, haben nach Ansicht der Afrika-Expertin Feline Freier dem Westen die Dimensionen des gewaltsamen Fundamentalismus in der Region deutlich bewusst gemacht.

Seit der Eroberung Nord-Malis durch mehrere islamistische Gruppen im Frühjahr 2012 gelten Westafrika und vor allem der westliche Sahel als Regionen, in denen extremistische Gruppen immer aktiver werden. Und sie werden inzwischen auch als Akteure wahrgenommen, die den Westen zunehmend bedrohen, zum Beispiel durch den Schmuggel von harten Drogen und Waffen durch die Sahara bis nach Europa.

Kein Abnehmen des Terrors in Zukunft

"Was wir im Moment beobachten, ist das Ergebnis vieler Jahre wachsender Radikalisierung", meint Cedric Barnes vom Friedensforschernetzwerk International Crisis Group in Nairobi. Mit einem Abnehmen der terroristischen Aktivitäten sei deshalb auch in den kommenden Monaten nicht zu rechnen.

Dabei ist der traditionelle Islam in Afrika in seinen verschiedensten Ausprägungen tolerant. Geistliche Führer in allen betroffenen Ländern verurteilen regelmäßig die Gewalt, distanzieren sich von der Bezeichnung "islamistischer Terror": Für die weitaus meisten afrikanischen Muslime ist der Islam mit Gewalt unvereinbar. Aber sie haben angesichts ausufernder politischer und wirtschaftlicher Krisen einen schwierigen Stand.