TV-Tipp des Tages: "In einem wilden Land" (Sat.1)

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TV-Tipp des Tages: "In einem wilden Land" (Sat.1)
TV-Tipp des Tages: "In einem wilden Land", 12. November, 20.15 Uhr auf Sat.1
"In einem wilden Land" erzählt die authentische Geschichte deutscher Auswanderer, die einen Pakt mit den Comanchen schließen. Bis es dazu kommt, fließt allerdings eine Menge Blut.

Im klassischen John-Wayne-Western galt nur eine tote Rothaut als gute Rothaut. Kevin Costners Meisterwerk "Der mit dem Wolf tanzt" (1990) war bei weitem nicht der erste Film, der die amerikanischen Ureinwohner aus anderer Perspektive als jener der europäischen Eroberer zeigte. "Little Big Man" oder "Das Wiegenlied vom Totschlag" hatten schon zwanzig Jahre zuvor versucht, ein völlig neues Indianerbild zu vermitteln. An diese Werke knüpft nun ausgerechnet ein deutscher Fernsehfilm an: "In einem wilden Land" erzählt die authentische Geschichte deutscher Auswanderer, die einen Pakt mit den Comanchen schließen. Bis es dazu kommt, fließt allerdings eine Menge Blut. Die Indianer werden zwar keineswegs zu den "edlen Wilden" aus den Romanen Karl Mays idealisiert, aber spätestens nach den Friedensverhandlungen in einem Fort, die in ein Massaker münden, ist man auf ihrer Seite.

Nicht ohne männlichen Begleiter

Dank einer Länge von zwei Stunden kann sich Regisseur Rainer Matsutani (das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Carolin Hecht) Zeit für eine komplexe Vorgeschichte nehmen. Heldin des Films ist die junge deutsche Weberin Mila (Emilia Schüle), die ihren Mann Mitte des 18. Jahrhunderts bei einem Arbeiteraufstand verliert. Nun setzt sie den gemeinsamen Plan, nach Amerika auszuwandern, allein in die Tat um, muss dort jedoch feststellen, dass sie ohne männlichen Begleiter nicht mit Richtung Westen darf. Anführer des Trecks ist ein cholerischer Graf (Benno Fürmann), den Mila beinahe umbringt, als er seine Frau Cecilie (Nadja Uhl) vergewaltigen will. Bei ihrer Flucht laufen die Weberin und die Gräfin geradewegs den Indianern in die Arme. Mila ist gleichermaßen abgestoßen wie fasziniert von der fremden Kultur; und vom charismatischen Buffalo Hump (gespielt vom Kanadier Wesley French).

Dank großer Bilder (Kamera: Gerhard Schirlo) und einer noch größeren Kinomusik von Karim Sebastian Elias hat Genre-Spezialist Matsutani ("Das Papst-Attentat") ein für das deutsche Fernsehen ungewöhnliches und herausragendes Abenteuerdrama inszeniert. Die in Südafrika entstandene Produktion überzeugt in jeder Hinsicht. Die Hauptrollen sind nicht nur namhaft, sondern auch stimmig besetzt; Fürmann macht seine Sache als machtlüsterner Schurke wie zu erwarten großartig. Um so bemerkenswerter ist die Leistung der jungen Emilia Schüle ("Freche Mädchen"), die spätestens seit "Wegwerfmädchen", dem dramatischen "Tatort" über Zwangsprostitution, im Kreis der ernstzunehmenden erwachsenen Schauspielerinnen angekommen ist und sich neben den prominenten Kollegen ausgezeichnet hält. Abgerundet wird das Ensemble durch Thomas Thieme als Onkel der Gräfin sowie Gojko Mitic, den "Winnetou der DDR", als weisen Häuptling. Auch die hierzulande völlig unbekannten Nebendarsteller sind gut ausgewählt. Quasi eine akustische Hauptrolle spielt die mit großem Orchester eingespielte Musik: Elias vermeidet die bekannten Western-Klischees und fasziniert statt dessen mit Variationen des Volksliedes "Kein schöner Land", das perfekt die Aufbruchstimmung der Siedler widerspiegelt.

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings doch. Der Authentizitätsanspruch des Films bezieht sich nicht nur auf den Friedensvertrag, der noch heute von den Nachkommen der Parteien jedes Jahr im Mai erneuert wird, sondern auch die Kriegshandlung: Stellenweise ist der Western ausgesprochen grausam. Der Film ist ab dem 13. November auch auf DVD erhältlich (Universal), die Musik wird bei Alhambra Records auf CD erscheinen.