TV-Tipp des Tages: "Jedes Jahr im Juni" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Jedes Jahr im Juni" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Jedes Jahr im Juni", 2. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Als Elke im Sommer 1971 ihren Schwager Helmut und dessen Familie in Halle an der Saale besucht, lernt sie Gregor kennen. Es funkt auf Anhieb zwischen dem Tischler und der attraktiven Katholikin aus Bayern.

Vor einigen Jahren hat Silke Zertz in ihrem Drehbuch zum Sat.1-Zweiteiler "Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen" schon einmal von einem Paar erzählt, das durch die Mauer getrennt war. Im Unterschied zum damaligen Drama, in dem es um Flucht, Gefangenschaft und Aufstand ging, ist "Jedes Jahr im Juni" eine klassische Romanze, allerdings gleichfalls unter deutsch-deutschem Vorzeichen: Als Elke (Katharina Wackernagel) im Sommer 1971 ihren Schwager Helmut und dessen Familie in Halle an der Saale besucht, lernt sie Gregor (Peter Schneider) kennen. Es funkt auf Anhieb zwischen dem Tischler und der attraktiven, aber auch etwas verklemmten und bislang offenbar unbefriedigten Katholikin aus Bayern.

Jedes Jahr im Juni

Beide sind verheiratet und haben Kinder; trotzdem freuen sie sich fortan auf Elkes jährlichen Junibesuch. Als eine Beförderung Helmuts weitere Visiten ausschließt, trifft sich das Liebespaar in Prag. Und so gehen die Jahre ins Land, bis beide unvermutet Farbe bekennen müssen: Plötzlich sind die Grenzen offen, doch nun zeigt sich, dass nicht allein die nunmehr gefallene Mauer zwischen ihnen stand.

Streng genommen ist "Jedes Jahr im Juni" eher ein Film über die Sehnsucht als über die Liebe, auch wenn die Begegnungen zwischen Elke und Gregor von großer Leidenschaft geprägt sind. Ohnehin erzählt Zertz die größere Geschichte im Hintergrund, weil Elke im Verlauf der 25 Handlungsjahre eine für viele westdeutsche Frauen typische Metamorphose durchmacht: Das anfangs brave Hausmütterchen entwickelt ein politisches Bewusstsein, emanzipiert sich vom Gatten und lernt schließlich, auf eigenen Füßen zu stehen. Bei Gregor steht stärker die Familie im Vordergrund, weil er als Selbstständiger ein leichtes Ziel für die staatliche Willkür wird, als sich sein Sohn politisch engagiert.

Neben den glaubwürdigen und sehenswerten Leistungen der beiden Hauptdarsteller beeindruckt "Jedes Jahr im Juni" nicht zuletzt durch Kostüm- und Szenenbild (Gudrun Schretzmeier, Petra Albert). Der durch Thriller wie die Charlotte-Link-Verfilmung "Das Echo der Schuld" bekannt gewordene Marcus O. Rosenmüller, der sich als Regisseur längst auch in anderen Genres etabliert hat ("Wunderkinder", "Stilles Tal", "Die Holzbaronin"), stellt die Ausstattung allerdings nie in den Vordergrund, so dass man die Veränderungen von Kleidungs- und Einrichtungsstil auf eigene Faust entdecken kann.

Geschickt sind auch die Zeitläufte integriert: Was in den Jahren zwischen den sommerlichen Begegnungen passiert, wird durch Super-8- und später durch Videoaufnahmen aus den beiden Familien zusammengefasst. Eine anspruchsvolle, besinnliche und im Grunde sogar betrübliche Romanze, von Zertz um viele erwartbare Ideen (die gegenseitigen Vorurteile, das deutsch-deutsche WM-Spiel 1974) und unerwartete Einfälle ergänzt und von Rosenmüller mit leichter Hand inszeniert.