"In dieser Nacht habe ich noch keine Entscheidung gefällt", sagte Katrin Göring-Eckardt am Montag in Berlin. Die Spitzenkandidatin der Grünen und bisherige Bundestagsvizepräsidentin lässt noch offen, ob sie nach der Bundestagswahl weiter als Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Verfügung steht. Sie werde zeitnah entscheiden. Als Wahlkämpferin ließ Göring-Eckardt das Amt an der Spitze des Kirchenparlaments in den vergangenen Monaten ruhen, genauso wie die damit verbundene Mitgliedschaft im Rat der EKD. Spekulationen über ihre Zukunft in der Grünen-Bundestagsfraktion, beispielsweise als Vorsitzende, ließ die 47-jährige Thüringerin am Montag unkommentiert. Sie verwies dabei auf die erste Fraktionssitzung, die für Dienstag geplant ist. Der wolle sie nicht vorgreifen.
Katrin Göring-Eckardt stammt aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und vertritt im Bundestag den Gotha und Ilm-Wahlkreis in Thüringen, wo sie bei dieser Wahl aber nicht als Direktkandidatin angetreten war. In den Bundestag zieht sie über die Landesliste ein. Neben den beiden ruhenden Funktionen bei der EKD ist Göring-Eckardt Vorstandsmitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) und war 2011 Kirchentagspräsidentin in Dresden.
Wie die spannende Personalie Cornelia Füllkrug-Weitzel (parteilos) ausgeht, bleibt ebenfalls noch offen. Die Direktorin von Brot für die Welt/Diakonie Katastrophenhilfe war als Expertin für die Themen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe ins Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück berufen worden. Im Falle einer Regierungsbeteiligung der SPD gilt die 58-jährige Pfarrerin als aussichtsreiche Kandidatin für das Amt der Bundesentwicklungsministerin. Wie ein Sprecher Füllkrug-Weitzels am Montag auf Anfrage des epd bestätigte, sollen erste Entscheidungen über Koalitionsverhandlungen und Personalien erst am Freitag auf dem Parteikonvent der SPD fallen.
Füllkrug-Weitzel hatte sich für die Zeit des Wahlkampfes von ihren öffentlichen Aufgaben bei Brot für die Welt/Diakonie Katastrophenhilfe freistellen lassen. Diese Regelung gilt laut Brot für die Welt bis Ende September. "Wir erwarten sie am 1. Oktober zurück", sagte eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Andere Informationen lägen zurzeit nicht vor.
Pascal Kober schlüpft wieder in den Talar
Der FDP-Bundestagsabgeordnete und evangelische Pfarrer Pascal Kober wird nach dem Scheitern seiner Partei bei der Bundestagswahl wieder in den kirchlichen Dienst der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zurückkehren. Für das politische Amt sei er von der Kirche beurlaubt gewesen, mit dem Ende des Mandats ende auch diese Beurlaubung, sagte der 42-Jährige dem epd.
Bis zu seinem Wahlerfolg vor vier Jahren war Kober Pfarrer zur Dienstaushilfe beim Schuldekan in Calw (Nordschwarzwald) gewesen. Kober war Direktkandidat der FDP im Wahlkreis Reutlingen (Baden-Württemberg). Er holte 3,8 Prozent der Erststimmen und die FDP bekam 7,1 Prozent der Zweitstimmen in dem Wahlkreis, das sind 9 beziehungsweise 13 Prozentpunkte weniger als 2009.
Bei den kirchenpolitischen Sprechern der Fraktionen im Bundestag wird es mindestens zwei personelle Veränderungen geben. Der Sprecher für Religions- und Flüchtlingspolitik der Grünen, Josef Winkler, und der religionspolitische Sprecher der Linksfraktion, Raju Sharma, haben den Einzug ins Parlament nicht geschafft, wie die Büros in Berlin am Montag auf Anfrage mitteilten.
Sharma kandidierte in Kiel ausschließlich für das Direktmandat, verfehlte dies mit 5,3 Prozent der Erststimmen aber deutlich. Ohne einen Platz auf der Landesliste kann er nicht ins Parlament einziehen. Winkler verpasst den Einzug, weil die Grünen in Rheinland-Pfalz nach dem vorläufigen Ergebnis nur drei Listenplätze zu vergeben haben, er aber auf Platz vier gesetzt wurde. Nicht mehr im Parlament ist außerdem der Kirchenpolitiker der FDP, Stefan Ruppert, weil die Liberalen unter der Fünf-Prozent-Hürde geblieben sind.
Maria Flachsbarth ist "ausgesprochen gern" Kirchenpolitikerin
Wieder in den Bundestag einziehen werden die Kirchenpolitikerinnen von Union und SPD, Maria Flachsbarth (Niedersachsen) und Kerstin Griese (NRW). Sie haben jeweils kein Direktmandat errungen, sondern ziehen über die Landesliste in den Bundestag ein. Beide ließen am Montag erkennen, dass sie die Aufgabe als religionspolitische Sprecherin auch weiterhin erfüllen wollen. Sie verwiesen aber darauf, dass die Fraktionen erst nach ihrer Konstituierung neu über die Beauftragten entscheiden.
Flachsbarth (CDU) sagte dem epd, sie habe die Arbeit "ausgesprochen gern gemacht". Griese erklärte, nach der Wahl, bei der die SPD schlechter als von den Anhängern erhofft abgeschnitten hatte, gehe es nun in erster Linie um eine Bewertung des Wahlergebnisses. Um die Beziehungen zwischen Kirchen und SPD würde sie sich danach aber gern weiter bemühen. Die SPD-Politikerin engagiert sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als Mitglied der Synode und Mitglied der Kammer für soziale Ordnung. Außerdem sitzt die Griese im Stiftungsrat des christlichen Hilfswerkes Kindernothilfe.
Für Hermann Gröhe, Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, bleibt alles beim Alten: Er hat als Kandidat der CDU das Direktmandat im Wahlkreis Neuss, Dormagen, Grevenbroich und Rommerskirchen (NRW) geholt. Dasselbe gilt für zwei Politiker, die sich als Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) engagieren: Thomas de Maizière hat für die CDU das Direktmandat im Wahlkreis Meißen (Sachsen) gewonnen, Frank-Walter Steinmeier hatte als Direktkandidat der SPD die Nase vorn in seinem Wahlkreis in Brandenburg an der Havel.
Wiedergewählt wurden darüber hinaus die Protestanten Angela Merkel, Volker Kauder und Wolfgang Schäuble (alle CDU). Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes Württemberg, Kirchenrätin Heike Baehrens, zieht neu in den Bundestag ein. Platz 16 auf der SPD-Landesliste Baden-Württemberg reichte der Diakonin aus. Neben dem Bundesvorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel, der im Wahlkreis Düren erneut direkt gewählt wurde, wird auch Elisabeth Motschmann dem Bundestag angehören, die an der Spitze des Protestanten-Arbeitskreises in Bremen steht. Die streitbare Politikerin, Theologin und Pfarrfrau ist bisher Mitglied der Bremischen Bürgerschaft.