Echte Knüller waren und sind sie selten, die "Tatort"-Beiträge vom Bodensee, und doch blieben die Zuschauer Kommissarin Klara Blum stets gewogen. Die Folge "Das Lächeln der Madonna", eine Wiederholung aus dem Jahr 2005, war einer der ersten richtigen Krimis aus Konstanz; und außerdem ein Film, der den Einheimischen nicht peinlich sein musste, auch wenn die Geschichte mitunter ihre Glaubwürdigkeit ziemlich strapaziert.
Der Schüler des Meisters
Die Inspiration zur Grundidee verdankte Autor Kai-Uwe Hasenheit der Entdeckung, dass das angebliche Rembrandt-Gemälde vom "Mann mit dem Goldhelm" gar kein echter Rembrandt ist, sondern offenbar von einem Schüler des Meisters stammt. Das dämmert sowohl dem Dieb wie auch seiner Verfolgerin aber erst später. Zunächst mal geht’s nur um Raubmord: Im Konstanzer Museum ist das Prachtstück gestohlen worden, eine Madonna von Lucas Cranach; der Restaurator, der es gerade in Arbeit hatte, ist ermordet worden. Die Identität des Täters ist offensichtlich: Der Assistent der Leiterin ist flüchtig.
Das Bild hat er zuvor im Schließfach deponiert. Mehr oder weniger freiwillig gewährt ihm eine junge Frau, der er vorsätzlich vor’s Auto läuft, Unterschlupf.
Die Beziehung zwischen den beiden ist mit Abstand das interessanteste an der Geschichte. Quasi über Nacht entwickelt sich ein so genanntes Stockholm-Syndrom: Die in Liebesdingen bislang offenbar enttäuschte Frau (Brigitte Hobmeier) erliegt dem charismatischen Charme des Mannes (Harald Schrott), der sich als Kunstdieb in großem Stil entpuppt. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass er der Echtheit des Bildes misstraut.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Das Beste an Hasenheits Geschichte (Regie: Christoph Stark) ist die Idee, den Kunstdieb völlig offen anzulegen. Und Schrott spielt die Vielschichtigkeit gewohnt gut: Man hat zunächst keinen Grund, ihm den Mord nicht zuzutrauen; doch mit der Zeit wachsen die Zweifel. Geschickt reiht der Film anfangs ein Mosaiksteinchen neben das andere, ohne allerdings Hinweise auf das fertige Bild zu liefern; eine clevere Methode, die Neugier zu wecken. Großen Anteil an der wachsenden Spannung hat die zwar zurückhaltende, gleichzeitig aber enorm präsente Musik (Thomas Osterhoff).