"Ich will es nicht Arbeit nennen, ich bin einfach ununterbrochen tätig", beschreibt er sein vielseitiges Engagement. Gerade ist er von einer 200 Kilometer langen Pilgerwanderung im Odergebiet zurückgekehrt. Zehn Tage war er mit Führungskräften aus der Wirtschaft zu Fuß unterwegs.
###mehr-artikel### Viel länger mag der 64. Abt seinem Zisterzienserkloster Loccum auch nicht fernbleiben. Das Amt hat der evangelische Theologe vor 13 Jahren von seinem Vorgänger Eduard Lohse übernommen. Für Hirschler ist es die schönste Aufgabe, die er sich vorstellen kann: "Dieses wunderbare Kloster mit Leben zu füllen, das ist das Beste." Und das tut er mit all seinen Kräften. Mehr als 100.000 Besucher strömten in den vergangenen Monaten bereits in die sonst so stille ehemalige Abtei zwischen Weser und Steinhuder Meer, um deren 850-jähriges Bestehen zu feiern.
Hirschler habe die Planung für das Jubiläumsjahr mit mehr als 100 Veranstaltungen in "außerordentlicher Weise vorangetrieben", sagt Landesbischof Ralf Meister: "Ohne seine Nähe zu diesem Ort, die er seit fast einem halben Jahrhundert pflegt und lebt, würde es ein solches Jubiläumsjahr nicht geben." Auch der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, lobt "die große Energie und Tatkraft" des Jubilars.
Elektriker-Lehre bei Bosch in Hildesheim
Diese Eigenschaften zeichnen Hirschler schon seit seiner Jugend aus. Der älteste von drei Brüdern ist kaum zehn Jahre alt, als sein Vater 1943 mit 36 Jahren an Lungenkrebs stirbt. Als Elfjähriger erlebt er im März 1945 den Bombenangriff auf Hildesheim, der die Stadt vernichtet. Den Anblick der verkohlten, zusammengeschrumpften Menschen vergisst er nie.
###mehr-links### Mit 15 Jahren leitet der Heranwachsende die ersten Schülerbibelkreise. Doch bis zum Theologiestudium ist es noch ein weiter Weg. Weil seine Mutter das Schulgeld nicht aufbringen kann, absolviert er eine Elektriker-Lehre bei Bosch in Hildesheim und macht nebenbei das Abitur am Abendgymnasium.
Das Handwerkliche prägt ihn bis heute. Auch die biblische Botschaft will er stets konkret und praxisnah vermitteln. "Es geht darum, alte Bibel-Erkenntnisse mit dem Leben der Menschen zusammenzubringen - und zwar so, dass sie etwas zum Lachen, zum Staunen und zum Weinen haben", erläutert er. Wichtigstes Handwerkszeug für den Pastorenberuf sei die Neugier: "Wer nicht neugierig auf Menschen ist, kann den Beruf fast seinlassen."
"Nach wie vor vergnügt"
Diese Neugier hat den Vater von vier Söhnen immer angespornt: als Schüler- und Gemeindepastor, als Konventual-Studiendirektor des Predigerseminars in Loccum, als Regionalbischof in Göttingen und schließlich von 1988 an als Landesbischof der größten evangelischen Landeskirche.
Elf Jahre später ging Hirschler in den Ruhestand und reichte das Bischofskreuz 1999 an seine Nachfolgerin Margot Käßmann weiter. Bis dahin stand der überzeugte Lutheraner zudem sechs Jahre an der Spitze der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.
Seit mehr als 50 Jahren prägt der glaubensstarke Unruheständler das Leben seiner Landeskirche nun schon unverdrossen - und gern auch eigenwillig - mit. Ein Aufhören kommt ihm nicht in den Sinn: "Ich habe genügend um die Ohren und bin nach wie vor vergnügt dabei."