Die Geschichte klingt nach Freitagabend im "Ersten": Herzloser Banker feuert die Betriebsratsvorsitzende eines Buchverlags, verliert kurz drauf selbst seinen Job, läuft der streitlustigen Frau mehrmals über den Weg, verliebt sich in sie und wird zu einem besseren Menschen: Das ist ein Stoff wie geschaffen für die ARD-Tochter Degeto, zumal die Liaison letztlich vom pfiffigen Sohn der Dame arrangiert wird. Doch "Was für ein schöner Tag" ist eine Produktion des ZDF und außerdem keineswegs ein typischer Frauenfilm, weshalb die Männer auch viel zu gut wegkommen. Und dann ist da noch die Sache mit den Pinseläffchen. Die klugen Tiere, soweit männlichen Geschlechts, haben einen Trick gefunden, den aufgeregten Weibchen das Segel aus dem Wind zu nehmen: Wenn sich die Mädels aufplustern und rumzetern, sitzen die Jungs ganz still da und blicken sie mit großen ernsten Augen an. Das irritiert die Weibchen derart, dass sie auch wieder ganz ruhig werden.
Bob verliert alles
Im "Ersten" würden sie so was nicht bringen, jedenfalls nicht freitags; viel zu frauenfeindlich. Der Film ist ja ohnehin maskulin dominiert, auch wenn das Zentralgestirn, um das alle rotieren, selbstredend weiblich ist. Aber eigentlich geht’s um Robert, genannt Bob (Hans-Werner Meyer), einen Überflieger, der mit seinen Kumpanen Charly (Stephan Kampwirth) und Ulf (Johann von Bülow) marode Firmen auf Vordermann bringt; die Schicksale der Betroffenen sind ihm dabei völlig egal. Bis es ihn eines Tages selbst erwischt: Das Trio wird bei Insider-Geschäften ertappt, steht nun selbst auf der Straße und ist in der Branche komplett unten durch. Bob verliert nach und nach alles, was ihm lieb und teuer ist: Job, Wohnung, Auto.
Trotzdem gelingt es Rolf Silber, ohnehin ein Autor und Regisseur mit Herz für gestrauchelte Männer ("Echte Kerle"), Bob einen Rest seiner Würde zu belassen; sonst wäre die Liebesgeschichte ja auch völlig unglaubwürdig. Nur gelegentlich trägt Silber zu dick auf. Offenbar war Bob noch nie einkaufen; das Pfandsystem bei den Einkaufswagen ist ihm völlig unbekannt. Später verheddert er sich auf der Flucht vor der gefeuerten Lara, die einen neuen Job als Kassiererin gefunden hat, in der Sperre des Supermarkts.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Wenn Silber seinen Antihelden lakonisch demontiert, ist das viel überzeugender. Weil Bob völlig pleite ist, muss er alle Habseligkeiten verkaufen. Seine Wohnung mit dem atemberaubenden Blick über die Frankfurter Skyline leert sich nach und nach, bis ihm am Ende bloß noch ein Schild mit dem Hinweis "Mind the Gap" bleibt. Ein grimmiger Scherz (in den Londoner U-Bahnhöfen werden die Reisenden solchermaßen auf die Lücke zwischen Bahnsteig und Zug hingewiesen), aber als Mahnung durchaus berechtigt: Charly, ohnehin labil, verkraftet den Absturz nicht und lässt sich zu den Klängen des Titelliedes in die Tiefe fallen. Trotzdem ist Silbers Film nicht nur eine sympathische Balance aus Drama, Komödie und Romanze, sondern auch eine Liebeserklärung an die Stadt, in der er spielt.