TV-Tipp des Tages: "Mein Vater" (WDR)

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TV-Tipp des Tages: "Mein Vater" (WDR)
TV-Tipp des Tages: "Mein Vater", 20. Juli, 20.15 Uhr im WDR Fernsehen
Am 23. Juli wird Götz George 75 Jahre alt. Aus diesem Anlass widmet der WDR dem Schauspieler einen fast sechs Stunden langen Fernsehabend. Den Auftakt macht das Drama "Mein Vater" (2003): George spielt einen Busfahrer Anfang sechzig, dessen Zustand sich innerhalb kurzer Zeit rapide verschlechtert.

Zunächst lässt Richard Esser bloß ein paar Haltestellen aus, dann, nach seiner Entlassung, findet er nicht mehr heim. Zigaretten und Tageszeitungen bewahrt er im Kühlschrank auf ("Da bleiben die Nachrichten länger frisch"), Wurst und Käse liegen draußen. Weil Richard also ganz offensichtlich nicht mehr allein leben kann, nehmen sein Sohn (Klaus J. Behrendt) und dessen Frau (Ulrike Krumbiegel) ihn zu sich. Damit aber kommt es zu neuen Problemen: Esser senior entwickelt neben der Vergesslichkeit nun auch Trotz und Bosheit, bezichtigt die Schwiegertochter regelmäßig des Diebstahls und wird gewalttätig. Außerdem sind die Essers auf beide Gehälter angewiesen, um ihr neugebautes Haus abbezahlen zu können. Vater Richard aber braucht Betreuung rund um die Uhr; fast zwangsläufig kommt es zur Krise zwischen dem Ehepaar.

Brutale, schonungslose Ehrlichkeit

Nach einem Drehbuch von Karl-Heinz Käfer erzählt Regisseur Andres Kleinert ("Klemperer") die erschütternde Geschichte mit einer schonungslosen Ehrlichkeit, die fast schon brutal ist. Erschüttert wird man Zeuge, wie sich ein liebenswerter älterer Herr binnen weniger Filmminuten zu einem Wesen verändert, das bei aller Hilflosigkeit und Kindlichkeit dennoch unverkennbare Züge eines Monsters trägt. Götz George spielt den Verfall Richard Essers beklemmend gut. Am stärksten ist er (wie stets), wenn er nicht poltert, sondern bloß guckt. In einer der intensivsten Szenen des Films, als Jochen den Vater im Pflegeheim abgibt, wirft Richard seinem Sohn einen Blick von geradezu grenzenloser Traurigkeit nach. Zum Ausgleich gibt es immer wieder Momente von rührender Komik ("Es hat in mein Bett geregnet", beschwert sich der mittlerweile "undichte" Vater einmal).

Nicht minder eindrucksvoll ist Behrendt als Sohn, der dem immensen Druck nicht standhält. Äußerst mutig ist etwa der Moment, als Jochen in seiner Hilflosigkeit hemmungslos auf den Vater einschlägt, nachdem der sich im Bad eingeschlossen hat und in Panik ausgebrochen ist. Großen Anteil an der Wirkung des Films hat auch die Bildgestaltung von Johann Feindt, der die Normalität zunächst in schwarzweiß zeigt und dann zu Farbe wechselt, die er dem Film dann aber konsequent wieder austreibt.

Im Anschluss (21.40 Uhr) folgt der Film "Der Totmacher". George, für diese Rolle mehrfach ausgezeichnet, verkörpert hier den Serienmörder Fritz Haarmann, der im Gespräch mit einem Gutachter (Jürgen Hentsch) seine Taten schildert. Um 23.30 Uhr gibt’s ein Wiedersehen mit dem ersten Schimanski-"Tatort", "Duisburg Ruhrort" (1981). Um 1.10 Uhr wiederholt der WDR das Porträt "Götz George wird 75 – seine beliebtesten Rollen".