Der Duft der Bibel: König Salomon als Rasierwasser

Foto: epd-bild/Debbie Hill
Souvenirs vom See Genezareth: Alles was das Herz des frommen Pilgers begehrt.
Der Duft der Bibel: König Salomon als Rasierwasser
Myrrhe, Zimt, Safran: "Wehe durch meinen Garten, dass der Duft seiner Gewürze ströme", heißt es in der Bibel. Und auch die Souvenirhändler von heute wissen: Mit einem Hauch des Heiligen Landes verkaufen sich Seifen und Cremes gleich doppelt gut.
21.09.2012
epd
Susanne Knaul

In dem exklusiven Souvenirladen am südlichen Zipfel des Sees Genezareth gibt es fast alles, was das Pilgerherz begehrt: Das "König Salomon Eau de Toilette" verspricht einen "frisch-würzigen" Duft für den Herrn. Die Dame ist hingegen passender mit dem Dreierpack der "Original Parfüme aus der Bibel" bedient. Kapernaum-Lotion und Batseba-Duftwasser locken zum Kauf.

Ein Hauch des Heiligen Landes

Landesweit auf beiden Seiten der Waffenstillstandslinie produzieren Familienbetriebe, mittelständische oder gar Großunternehmen Körperpflegeprodukte mit dem Hauch des Heiligen Landes. Ob Seife aus dem palästinensischen Dorf Taybeh, Shampoos und Hautcremes aus Bethlehem oder Fangopackungen vom Toten Meer: Israelis und Palästinenser verdienen am Tourismus und am Export bevorzugt in christliche Länder. Mit passender Verpackung und Bibelbezug geht das Geschäft gleich doppelt gut.

"Die Touristen aus Nord- und Südamerika sind unsere besten Kunden", sagt Yonathan Bobrov vom Kibbuz Kinneret, der den Laden am See Genezareth managt. Europäer hingegen kauften nicht gern hier, was verständlich ist, denn die Preise sind gesalzen. Bis zu 23 Dollar kostet "heiliges" Wasser aus dem Jordan, allerdings in aufwendiger Verpackung mit Holzkreuzchen zur Verzierung. Für den zahlungsschwachen Gast hält der Laden Plastikflaschen zum Selbstabfüllen bereit.

Das Wasser wird im Kibbuz "produziert". Außerdem tragen hübsch verpackte Datteln, Honig und Granatapfelmarmelade das Herstelleretikett der ländlichen Kooperative. "Das Wasser verkauft sich besonders gut", meint Manager Bobrov. 600.000 Touristen kommen jährlich durch seinen Laden. An ihm gibt es kein Vorbei, wenn man an einer der vermuteten Taufstellen Jesu in den Jordan will.

Die Öffnung einer weiteren Taufstelle, Kasr al-Jahud am westlichen Ufer des Jordan bei Jericho, tut dem Umsatz keinen Abbruch. "Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte", heißt es im Evangelium des Johannes. Diese Taufstätte, die südöstlich von Jerusalem in den palästinensischen Gebieten liegt, kann erst seit gut einem Jahr besucht werden, ohne dass Absprachen mit dem israelischen Militär erforderlich sind.

Produkte aus Olivenöl

Für die Seifen und Cremes ist Olivenöl der häufigste Rohstoff, wobei die Palette der möglichen Zutaten breit ist. Die Bibel gibt Aufschluss über Kräuter, Früchte und Düfte zu Zeiten von David und Salomon: "Du bist gewachsen wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zypernblumen mit Narden", heißt es im 4. Kapitel des Hohelied Salomons (Vers 13, 14). "Narde und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Weihrauchsträuchern, Myrrhe und Aloe, mit allen feinen Gewürzen." Und weiter: "Wehe durch meinen Garten, dass der Duft seiner Gewürze ströme."

Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen streiten, ganz besonders wenn die so empfindlichen Geruchsnerven gefragt sind. So scheiden sich die Geister beispielsweise über die Qualitäten der baldrianähnlichen Pflanze Narde. Manche empfinden ihren Duft als erfrischend, andere sind spontan eher abgeschreckt. Als eine Mischung aus "schmutzigen Sportsocken, süßem Urin und mit Whiskey getränktem Holz" beschreibt ein Kommentar auf der Internetseite "Scent Signals" den biblischen Geruch. Wer den anfänglichen Schock überwunden hat, könnte das Aroma jedoch als "interessant" empfinden.

Die Narde findet auch im Neuen Testament Erwähnung: "Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu", schreibt Johannes (Kapitel 12,3). "Das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls."

Dornenkrone für 23 Dollar

Wer etwas anderes als derlei Düfte sucht, kann sich zum Andenken an die Reise ins Heilige Land auch eine Dornenkrone kaufen mit Zertifikat in fast jeder Sprache und Stempel der Grabeskirche. Ganze 23 Dollar kostet das stachelige Relikt, eingerahmt und mit Karton. In der Altstadt von Jerusalem werden Dornenkronen für ein Zehntel dieses Preises gehandelt, allerdings ohne Zertifikat und nur in einem Plastiktütchen. 

"Nehmt von des Landes besten Früchten in eure Säcke, ein wenig Balsam und Honig, Harz und Myrrhe, Nüsse und Mandeln", heißt es im ersten Buch Mose (Kapitel 43, 11). Ins 21. Jahrhundert übersetzt raten die Souvenirhändler auf einem Schild: "Nehmen Sie sich ein Stück Heiliges Land mit nach Hause." Das kann auch ein Panoramafoto von Jerusalem sein oder eine Holzschnitzerei. Sogar für die Jüngsten hält der Kibbuzladen am See etwas passendes bereit: ein Puzzle mit dem Motiv von David und Goliath.