TV-Tipp des Tages: "Der Chefankläger" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Der Chefankläger" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Der Chefankläger", 9. Juli, 22.45 Uhr im Ersten
Im Zentrum des Films steht der erste Prozess des Strafgerichtshofs: 2006 wurde der kongolesische Milizführer Thomas Lubanga angeklagt, Kindersoldaten rekrutiert und eingesetzt zu haben. Der Film dokumentiert nicht nur die akribische Anklagevorbereitung, sondern auch die Verhandlung selbst.

Es gehört schon viel Fantasie dazu, sich einen Dokumentarfilm über eine Behörde als spannendes Projekt vorzustellen; selbst wenn es sich um ein Gericht handelt. Aber jede Behörde besteht aus Menschen, und Menschen sind immer interessant.

Den Stummen eine Stimme geben

Außerdem haben sich der vielfach ausgezeichnete Dokumentarist Marcus Vetter und sein Ko-Regisseur Michele Gentile nicht irgendeine Behörde vorgenommen, sondern den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo ist auf Vetter zugekommen, als er dessen preisgekröntes Werk "Das Herz von Jenin" gesehen hatte, und hat ihm angeboten, einen Film über den International Criminal Court zu drehen, wie die Einrichtung auf englisch heißt. Und weil sich der Regisseur zusichern ließ, dass ihm Tür und Tor geöffnet werde, bietet sein Werk faszinierende Blicke hinter die Kulissen des Strafgerichtshofs. Die Dreharbeiten zogen sich über dreieinhalb Jahre hin.

Moreno-Campo war schon als junger Mann am Prozess gegen die Mitglieder der argentinischen Militärjunta beteiligt. Er will den Stummen eine Stimme geben und wird nicht müde, für seine Behörde zu werben, die seit 2002 Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen anklagt. Im Zentrum des Films steht der erste Prozess des Strafgerichtshofs: 2006 wurde der kongolesische Milizführer Thomas Lubanga angeklagt, Kindersoldaten rekrutiert und eingesetzt zu haben. Der Film dokumentiert nicht nur die akribische Anklagevorbereitung, sondern auch die Verhandlung selbst.

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Die zum Teil ausgesprochen bedrückenden Zeugenaussagen haben Vetter und Gentile um erschütternde Bilder ergänzt: Kleine Kinder werden ihren Eltern entrissen. Wer nicht spurt, wird verprügelt. Mehrfach werden Jungs vor laufender Kamera erschossen. Die Aufnahmen treiben einem Tränen ohnmächtigen Zorns in die Augen. Einige wird man nicht so schnell vergessen; die späte Sendezeit ist in diesem Fall völlig berechtigt. Die Aufnahmen dienen jedoch keinem Selbstzweck, sie bilden gewissermaßen die Grundlage für die Arbeit des Strafgerichtshofs, dessen Aufgabe es ist, die Drahtzieher solcher Untaten zur Verantwortung zu ziehen.