Not macht erfinderisch, und wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, muss der Herrgott halt mal ein Auge zudrücken; oder, wie in diesem Fall, beide Ohren. Nach ihrem eigenen gleichnamigen Roman hat Andrea Sixt das Drehbuch zu der sympathischen bayerischen Provinzkomödie "Eine ganz heiße Nummer" geschrieben: Weil ihr gemeinsam geführter Lebensmittelladen keinen Umsatz mehr macht und die Bank den Kredit kündigt, müssen die beiden nicht mehr ganz taufrischen Freundinnen Waltraud (Gisela Schneeberger) und Maria (Bettina Mittendorfer) eine neue Einnahmequelle finden. Maria ist lange geschieden, Waltrauds Ehe schon vor Jahren in die Jahre gekommen; Sexualität spielt in ihrem Leben keine große Rolle mehr.
Das älteste Gewerbe der Welt
Dennoch soll ihnen ausgerechnet das älteste Gewerbe der Welt aus der Patsche helfen: Gemeinsam mit ihrer stets offenherzig dekolletierten, aber trotzdem noch jungfräulichen Angestellten Lena (Rosalie Thomass) richten sie eine Sexhotline ein. Ihre Werbung verspricht solide Hausmannskost und Erzeugnisse garantiert aus der Region: "Liebesgrüße aus der Heimat". Das Geschäft floriert, bis die bigotte Bürgermeistersgattin (Monika Gruber) mitbekommt, woher der plötzliche Reichtum des Trios rührt. Ihr leicht beschränkter Sohn sorgt dafür, dass die Lokalpresse das Liebesgeflüster zum handfesten Skandal aufbauscht; dabei soll doch ausgerechnet jetzt der Dekan des Doms zu Regensburg überzeugt werden, den Auftrag für die neuen Motivscheiben an die Glashütte des darbenden erzkatholischen Dorfs zu vergeben.
Die Geschichte aus dem Bayerischen Wald ist ausgesprochen abwechslungsreich und hat viele hübsche Humoresken zu bieten, aber das beste sind die drei Hauptdarstellerinnen. Gisela Schneeberger muss man ohnehin kaum noch loben, Rosalie Thomass ist immer großartig, und die in Film und Fernsehen deutlich seltener präsente Bettina Mittendorfer macht ihre Sache so gut, dass sie für die Rolle der braven Maria mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Natürlich lebt die Handlung vom Kontrast zwischen idyllischer Umgebung und Broterwerb, zumal die alles andere als raffinierten Landpomeranzen ihrem Mundwerk nachgehen, während sie gleichzeitig im Laden ihr Handwerk verrichten.
###autor###
Derartige Diskrepanzen sind zwar nicht neu, sorgen hier aber immer wieder für große Heiterkeit. Liebevoll gezeichnet und geführt (Regie: Markus Goller) sind auch die Nebenfiguren, allen voran der brave Pfarrer (Sigi Zimmerschied) sowie Marias betagter Vater (Peter Mitterrutzner), den der Johannistrieb auch im hohen Alter nach wie vor fest im Griff hat. Eine liebenswerte, mitunter auch krachlederne, aber nie geschmacklose Komödie, deren Fortsetzung im Herbst in die Kinos kommt.