TV-Tipp des Tages: "24 Milchkühe und kein Mann" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "24 Milchkühe und kein Mann" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "24 Milchkühe und kein Mann", 24. Mai, 20.15 Uhr im Ersten
Bäuerin Elli wird unverhofft Witwe, nimmt sich einen "Neger" in Haus und Stall, den sie dann auch noch ehelicht. Das bayerische Dorf steht Kopf.

Der Freitagstermin ist die Wundertüte im "Ersten": Man weiß nie, was einen erwartet. Auch wenn die Komödien seit einiger Zeit intelligenter und die Dramen anspruchsvoller geworden sind: Es gibt immer wieder Ausreißer nach unten. Der Titel "24 Milchkühe und kein Mann" schließt dies zumindest nicht von vornherein aus, doch der Film entpuppt sich als liebenswerte, warmherzige Romanze, die auf sanfte Weise Intoleranz und Diskriminierung anprangert.

"Hier schleicht so ein Neger durchs Dorf"

Die Geschichte beginnt mit einem Ableben: Bauer Sepp (Sigi Zimmerschied) segnet auf seinem Traktor das Zeitliche. Den Verlust des Gatten kann Gattin Elli Kreuzer (Jutta Speidel) durchaus verschmerzen, hat sie doch die Ehe stets als bittersüßes Joch erlebt, aber als Arbeitskraft fehlt Sepp an allen Ecken und Enden. In ihrer Not wendet sich die oberbayerische Bäuerin an eine Münchener Partnervermittlung, und nach allerlei Absagen steht eines Tages tatsächlich ein stattlicher Mann vor ihr. Raymond (Christofer von Beau) kann sogar Erfahrung mit der Landwirtschaft vorweisen, außerdem ist er klug und sanftmütig, und aus Ellis beglücktem Gesicht lässt sich schließen, dass er auch Bereiche beackert, an denen Sepp schon lange das Interesse verloren hatte. Da ist allerdings eine Sache, die Elli zwar völlig kalt lässt, den Rest des Dorfes und vor allem ihren Sohn Christian (Stefan Murr) aber aufs Äußerste beunruhigt. Um es mit den Worten des örtlichen Krämers zu sagen: "Hier schleicht so ein Neger durchs Dorf." Elli ehelicht ihren Raymond aus Simbabwe nun zwar erst recht, doch es kann die Frömmste nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbar nicht gefällt: Banker Kurt (Robert Giggenbach), seit jeher chancenlos in Elli verliebt, denunziert die Beziehung des Paars anonym als Scheinehe.

Gleich mehrere Garanten sorgen dafür, dass der dörfliche Rassismus nicht bloß Mittel zum Zweck ist: Das Drehbuch zu "24 Milchkühe und kein Mann" stammt von Thomas Kirdorf ("Alpenglühen"), der es seit vielen Jahren versteht, populäre Stoffe auf hohem Niveau zu erzählen. Produziert wurde der Film von teamWorx; die "Event"-Schmiede (zuletzt "Unsere Mütter, unsere Väter") bleibt ihrem Qualitätsstandard auch beim alltäglichen Fernsehfilm treu. Und der Arbeit von Regisseur Thomas Kronthaler (zuletzt "Das Wunder von Merching"), der mit Jutta Speidel schon "Zimmer mit Tante" gedreht hat, ist regelmäßig anzumerken, dass er kein Fernsehen von der Stange inszenieren will. Vermutlich ist das der Grund, warum Kameramann Christof Oefelein sein Arbeitsgerät auf übertriebene Weise in Bewegung halten musste: Anfangs ist das Bemühen um ungewöhnliche Einstellungen noch interessant, auch wenn die angeschrägten Perspektiven etwas irritieren, aber dann verselbständigt sich die Bildsprache. Mehrfach schraubt sich die Kamera in die Höhe, als habe Oefelein erstmals mit einem Kran arbeiten dürfen. Bei Dialogszenen dreht sich das Bild gern um die horizontale Achse; ein doch eher unmotiviert wirkender Schiffsschaukeleffekt. Bloß Augenfutter sind auch die allerdings sehr schönen Landschaftsaufnahmen; "24 Milchkühe und kein Mann" spielt quasi am Fuß des Wettersteingebirges, gedreht wurde in Bad Tölz und Umgebung.

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Die ungewöhnliche Bildgestaltung hat jedoch nicht zur Folge, dass der Film völlig aus dem Rahmen fällt. Kirdorfs Geschichte ist sicher nicht unvorhersehbar, hat aber interessantes Personal zu bieten. Die Darsteller sind ohnehin sehenswert; Jutta Speidel ist auch auf dem Traktor überzeugend. Das Drehbuch mag nicht den Witz zum Beispiel der Völkerverständigungskomödien von Daniel Speck ("Meine verrückte türkische Hochzeit", "Zimtstern und Halbmond") haben, ist aber auf seine Weise nicht zuletzt dank der guten Dialoge ein ähnlich engagiertes Plädoyer gegen Fremdenhass. Dazu passen auch die Großstadtimpressionen vom Münchener Straßenbild, deren multikulturellen Charakter Komponist Stephan Massimo musikalisch in die Landszenen einfließen lässt.