Gerade die Hauptdarstellerin sorgt mit übertriebener Mimik dafür, dass man zunächst auf leichte Kost eingestellt ist. "Nach all den Jahren" wirkt anfangs wie die übliche Variation des beliebten Komödienstoffs "Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad": Sofie (Thomalla) war einst Krankenschwester, hat sich aber zur Autorin offenbar ausgezeichnet verkaufter Frauenromane gemausert. Sie lebt samt Sohn Phillip (Lukas Schust), Tochter Jenny (Alea Sophia Boudodimos) und der mütterlichen Freundin Rosa (Jutta Wachowiak) im eigenen Haus in Leipzig. Alles wäre prima, wenn sie nicht unter einer Schreibblockade litte, während ihr Verleger (Bruno Eyron) auf die Abgabe des Manuskripts drängt; und wenn nicht eines Tages aus heiterem Himmel Vincent (Martinek) vor der Tür stünde. Der war einst ihr Lebensgefährte, ist außerdem Rosas Sohn und Mitbesitzer des Hauses, denn die damalige Vermieterin hat es dem gemeinsam vererbt. Vincent hat Sofie vor 15 Jahren Hals über Kopf verlassen und ist nach Australien ausgewandert; kein Wunder, dass sich ihre Freude über das Wiedersehen in Grenzen hält. Während Jenny den Besucher umgehend in ihr Herz schließt, teilt Phillip, dessen Vater angeblich tot ist, die Abneigung der Mutter. Vincent kann damit leben; bis er erfährt, wie alt der Junge ist.
Glaubwürdige Rivalen
Wie schon in der Sat.1-Komödie "Bei manchen Männern hilft nur Voodoo" (2010) sind Thomalla und Martinek gerade als Rivalen sehr glaubwürdig. Bevor der Film sein Vorzeichen ändert und bei Sofie Ärger und Frustration überwiegen, bedient sich Thomalla allerdings viel zu stark aus ihrem komödiantischen Repertoire. Gleiches gilt für den jungen Lukas Schust, der seiner vergleichsweise großen Erfahrung zum Trotz (er war neben Hans-Werner Meyer Hauptdarsteller der beiden "Wunder von Loch Ness"-Filme) ganz ähnlich agiert. Um so natürlicher wirkt Alea Sophia Boudodimos als Jenny, und in den Szenen mit Martinek führt Regisseur Michael Rowitz auch den Jungen viel besser.
Absolut unglaubwürdig ist allerdings die Szene, in der der 15jährige Phillip zum ersten Mal in seinem Leben ein Auto fährt und gleich schwungvoll mit einem VW-Bus durch die Gegend kurvt. Und dass es prompt zu regnen beginnt, als Sofie ihren Ex nach einem heftigen Streit vor die Tür setzt, ist auch eher einfältig als einfallsreich; genauso wie die einsame Schaukel, als sie erkennen muss, dass ihre Kinder den lässigen Vincent als willkommene Abwechslung zur dominanten Mutter empfinden. Verwelktes Grünzeug im Vordergrund der entsprechenden Einstellung unterstreicht diese Tristesse noch (Kamera: Gerhard Schirlo).
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Nicht neu, aber hübsch inszeniert ist dagegen die Idee, Sofies Romaneinfälle gleich auch bildlich umzusetzen, zumal die Filmfiguren auf dieser zweiten Ebene auch die Buchfiguren verkörpern (Drehbuch: Rainer Berg, Thomas Schwank). Ähnlich wirkungsvoll ist das dramaturgische Muster, die Auflösung diverser Verwicklungen hinauszuzögern. Die Spannung hält sich trotzdem in Grenzen, so dass der vom MDR koproduzierte Degeto-Film mitunter wie eine Folge des Seriendauerbrenners "In aller Freundschaft" wirkt. Aber dann dreht Rowitz regelrecht auf und hilft der Geschichte mit Hilfe einiger flott geschnittener Passagen auf die Sprünge. Irgendwann überrascht er gar mit einem geteilten Bildschirm. Der lässt sich inhaltlich zwar nicht rechtfertigen, sorgt aber dafür, dass "Nach all den Jahren" zwischendurch richtig modern aussieht.