Hannes Jaenicke und Sat.1: Das passt einfach gut zusammen. Gleich zwei Filmreihen sind ihm für den Privatsender auf den Leib geschrieben worden. Obwohl Jaenicke dank seiner auch mit über fünfzig immer noch bemerkenswerten Athletik eigentlich prädestiniert ist für Action- und Abenteuerfilme, macht er auch in Nadelstreifen eine bemerkenswert gute Figur, erst recht als eiskalter juristischer Gegenspieler seiner früheren Geliebten in den Justizdramen "Im Alleingang". Seit einiger Zeit darf Jaenicke im Gegensatz zu früheren Jahren aber auch seine komödiantische Seite ausleben, und das macht er nicht minder vortrefflich; die "Allein unter..."-Filme ("Allein unter Frauen", "Allein unter Schülern" etcetera) waren wunderbare Unterhaltung für die ganze Familie. An dieses Genre knüpft auch "Alle Macht den Kindern" an. Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Sachbuchbestseller von Jochen Metzger, der sich mit seiner Frau auf ein heikles Experiment einließ: Dreißig Tage lang durften Sohn und Tochter in die Rollen der Eltern schlüpfen. Sie mussten die Verantwortung für den Haushalt (und damit auch fürs Haushaltsgeld) übernehmen.
Heiß ersehnte Spielekonsole dezimiert das Haushaltsgeld
Natürlich hat Autorin Christiane Dienger die Dinge kräftig zugespitzt; so muss in ihrer Geschichte zum Beispiel gleich mehrmals die Feuerwehr anrücken, und nach einer spontanen Party der Tochter sieht das Haus aus wie nach einem Terroranschlag. Die Filmhandlung setzt zu einem Zeitpunkt ein, als Mattes (Jaenicke) überzeugt ist: Schlimmer kann’s eigentlich nicht mehr werden; und dann kracht ein Baum ins Eigenheim der Familie. In langer Rückblende reicht Regisseur Carlo Rola nach, wie es dazu kommen konnte: Als wieder mal ein Konflikt mit der halbwüchsigen Emily (Johanna Werner) eskaliert, bietet Mattes ihr den Rollentausch an. Begeistert nehmen Emily und ihr kleiner Bruder Tommy (Max Boekhoff) das Angebot an. Weil sich Tommy erst mal die bei den Eltern verpönte heiß ersehnte Spielekonsole kauft, ist das Haushaltsgeld rasch dezimiert. Fortan leidet vor allem Mattes unter permanentem Kohldampf, weshalb er bereitwillig auf das verführerische Angebot einer attraktiven Nachbarin (Dennenesch Zoudé) eingeht, sich mittags verköstigen zu lassen; prompt ist Gattin Hannah (Rebecca Immanuel, auch in den "Alleingang"-Filmen Jaenickes Frau) überzeugt, er habe ein Verhältnis mit der Dame.
Der Film ergänzt den durchaus zum Nachdenken anregenden Handlungskern mit diversen Nebenschauplätzen, darunter ein Kleinkrieg zwischen Mattes und seinem Vater (Walter Kreye). Beide sind Gynäkologen. Der alte Herr wollte seine Praxis eigentlich schon vor Jahren dem Sohn überschreiben, kann aber einfach nicht loslassen, was immer wieder zu witzigen Momente führt. Perfekt inszeniert und wunderbar gespielt sind auch die Slapstickszenen. Der Humor mag mitunter pubertär sein, ist teilweise aber schreiend komisch, zumal Jaenicke auch das komplette Chaos noch mit großer Würde konterkariert.
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Ohnehin steckt das Drehbuch voller origineller Einfälle, die Routinier Rola mitunter auch ganz lakonisch umsetzt; etwa, als Mattes feststellt, dass niemand neues Klopapier gekauft hat, und sein im Badezimmer umherschweifender Blick schließlich auf die Topfpflanze fällt. Für einige der überraschenden Gags ist eine weiße Maus zuständig, die mehrfach unerwartet und gern zum unpassendsten Zeitpunkt auftaucht. Vor allem aber ist "Alle Macht den Kindern" nicht nur lustig, sondern auch richtig lehrreich; für Eltern wie für Kinder.